Aufstand der Gerechten
konnte,
an denen ich arbeitete. Ein unvoreingenommenes Paar Augen würde vielleicht
etwas sehen, was mir entging. Die Indizien deuteten darauf hin, dass entweder
Irvine oder Hamill für den Mord an Kielty verantwortlich war. Doch Hamill
musste ich erst noch finden. Außerdem suchte ich Lorcan Hutton, um herauszufinden,
welche Verbindung zwischen ihm und Kielty bestanden hatte. Und ich wurde den
Verdacht einfach nicht los, dass Vinnie Morrison in irgendeiner Weise darin
verwickelt war, obwohl natürlich denkbar war, dass er sich wirklich geändert
hatte, wie er behauptete. Immerhin wusste ich, wo Jimmy Irvine am nächsten
Abend zu finden sein würde, und ich hatte genug Indizien, um ihn zumindest zum
Mord an Martin Kielty zu befragen.
Als ich gerade an der Tankstelle vorbeifuhr, erwachte das Funkgerät
knisternd zum Leben. Es war der Sergeant, der in der Wache in Letterkenny am
Empfang saß. Er brauchte jemanden in Lifford. Eine meiner eigenen Nachbarinnen,
die einige Meilen die Straße hinauf wohnte, hatte auf der Wache angerufen und
gemeldet, dass im Garten hinter ihrem Haus eine Leiche angespült worden sei.
16
Donnerstag,
8. Februar
Margaret Hunter stand noch immer unter Schock, als ich bei
ihr eintraf. Ihr Haus grenzte hinten an einen steilen grasbewachsenen Hang,
über den man das Überschwemmungswasser herabströmen hören konnte. Jetzt stand
Margaret in der Küche. Sie trug die alten Gummistiefel ihres Mannes, die sie
aufbewahrt hatte, obwohl ihr Mann seit beinahe sechs Jahren tot war. Mir fiel
auf, dass sie zusammengerollte Handtücher vor die Gartentür gelegt hatte, um zu
verhindern, dass Wasser ins Haus drang. Neben der Tür stand ein Mopp, aus dem
Wasser auf die Fliesen rann.
»Ich habe die Tür aufgemacht, um das Wasser hinauszuwischen«, erklärte
sie und reichte mir eine Taschenlampe. »Ich konnte sie von der Tür aus sehen;
sie lag am Zaun. Lag einfach so da.«
»Vielleicht haben Sie sich bei dem dichten Regen getäuscht, Margaret«,
mutmaßte ich. »Bestimmt ist es gar nichts. Kleidungsstücke, die von einer
Wäscheleine geweht wurden vielleicht?«
Sie musterte mich argwöhnisch, als wäre sie beleidigt, weil ich in
Erwägung zog, dass sie sich getäuscht haben könnte.
»Es ist eine Leiche, Benedict«, erklärte sie.
Sie hatte recht.
Ein Holzzaun begrenzte ihr Grundstück hinten. Die Leiche
war an einen der Zaunpfosten gespült worden, das zerfetzte Totenhemd trieb auf
dem vorbeiströmenden Wasser. Der Verstorbene schien allerdings schon viele
Jahre tot zu sein. Umrahmt von zerzausten gelblichen Haaren grinste mich der
hautlose Schädel an, und die Knochen eines Armes fehlten bis auf die Elle, die
sich im Ärmel des Totenhemdes verfangen zu haben schien. Der Rasen am Hang über
der Leiche war stellenweise niedergedrückt, wo die Leiche herabgerutscht war.
Ich vermutete daher, dass sie von oberhalb des Hangs hinter Margaret Hunters
Haus herabgeschwemmt worden war.
Mit der Taschenlampe leuchtete ich den Hang hinauf. Weiter oben
meinte ich die Umrisse einer weiteren Leiche ausmachen zu können, doch der
Schein meiner Taschenlampe war nicht hell genug, um sicher zu sein.
»Ich habe Ihnen doch gesagt, es ist eine Leiche«, sagte Margaret
Hunter und beugte sich zu mir heraus. »Oder etwa nicht?«
»Doch, das haben Sie, Margaret«, stimmte ich zu. Ich deutete mit dem
Strahl der Taschenlampe den Hang hinauf. »Was ist da oben?«
»Da ist die alte Abtei«, erwiderte sie langsam und deutlich und
schnalzte missbilligend, als wunderte sie sich, wie ich eine solche Frage
überhaupt hatte stellen können.
Etwa eine Meile von unserem Haus entfernt führt ein
schmaler Weg von der Straße in Richtung Fluss. An einer Weggabelung verläuft
eine Abzweigung nach Osten durch eine Viehweide, an einem Nebenfluss des Finn
entlang. Die andere Abzweigung jedoch führt westwärts zu den Ruinen einer alten
Abtei, die einst das Heiligtum von St. Lugadius gewesen war. Eine einzelne
zerbröckelnde Mauer ist alles, was von dem alten Gebäude noch übrig ist. Die
Gegend hier soll eine der Ruhestätten des Schatzes der Tempelritter sein, der
hiesigen Legenden zufolge an der Stelle verborgen wurde, wo drei Flüsse
zusammenfließen.
Zu beiden Seiten der Abtei liegen Friedhöfe. Der dem Tor am nächsten
gelegene ist der neuere, dessen Gräber heute größtenteils zubetoniert sind,
sodass die Insassen sicher unter der Erde liegen. Die älteren Gräber, die aus
dem achtzehnten Jahrhundert stammen, liegen jedoch am
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