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Aufstand der Gerechten

Aufstand der Gerechten

Titel: Aufstand der Gerechten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B McGilloway
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wiederzusehen, doch es war ein wertvolles
Fahrzeug, und falls sie es verkaufen wollte, konnte sie mit dem Erlös einige
Monate finanziell überbrücken. Danach konnte ich die Morddrohungen ansprechen,
die ihr Lebensgefährte erhalten hatte. Eigentlich zweifelte ich nicht daran,
dass Kielty im Pub bedroht worden war, wie sie behauptet hatte, doch Irvines
Reaktion auf meine Erwähnung der Totenmesskarte ließ mich vermuten, dass sie in
diesem Punkt nicht ganz ehrlich gewesen war – zumal sie keinen Beweis für ihre
Behauptung hatte.
    Doch als ich endlich ankam, musste ich feststellen, dass ihr Haus
leer war. Ich schaute durch mehrere Fenster, aber das Haus war verlassen; sogar
die Möbel aus dem vorderen Zimmer waren entfernt worden.
    Die alte Frau nebenan, die mir schon bei meinem ersten Besuch hier
aufgefallen war, stand wieder am Fenster und starrte finster zu mir herüber.
Ich bedeutete ihr, sie möge das Fenster öffnen, doch sie verzog nur das Gesicht
und trat vom Fenster zurück. Ich ging zur Haustür und klopfte. Gleich darauf
hörte ich: »Wer ist da?«
    »Ich bin Polizist.« Ich verschwieg, dass meine Zuständigkeit auf der
anderen Seite der Grenze lag.
    »Zeigen Sie mir Ihren Ausweis«, rief sie und klappte den Briefschlitz
auf.
    Ich reichte ihr meinen Dienstausweis und wartete.
    Wie befürchtet fuhr sie mich an: »Sie gehören hier nicht her. Sie
dürften gar nicht hier sein.« Ihre Stimme klang kräftiger, als ihre Erscheinung
hatte vermuten lassen.
    »Ich suche Ms McEvoy von nebenan«, sagte ich. »Wissen Sie, wo sie
ist?«
    »Sie ist nicht da.«
    »Könnten Sie die Tür öffnen?«
    »Nein. Sie sind ja nicht mal ein ordentlicher Polizist.«
    Ich beschloss, über diesen Punkt nicht zu diskutieren.
    »Wissen Sie, wo sie jetzt ist?«
    »Die wären wir hier los, sag ich. Nichts als Ärger.«
    »Sie wissen also nicht, wo sie ist?« Ich biss mir auf die Zunge, um
nicht genau das zu ihr zu sagen, was sie von jemandem von meiner Seite der
Grenze erwartete.
    »Sie hat ihre Sachen gepackt. Ein Transporter war da und hat sie und
dieses … Kind abgeholt.«
    »Was für ein Transporter?«, fragte ich schnell, damit sie weiter mit
mir redete.
    »Weiß. Von Ihrer Seite.«
    »Nummernschild aus dem Süden?«, fragte ich zur Sicherheit.
    »Hab ich das nicht gerade gesagt? Ziemlich dreckiges Ding außerdem.
Dieses glänzende Papier am Rückfenster. Wie nennt man das noch?«
    »Folie?«
    »Aye, dieses glänzende Zeug. Hing vom Fenster runter.«
    »Sie meinen, es hat sich abgelöst?« Ich hockte mich direkt vor den
Briefschlitz. Zwei Augen funkelten mich zornig an.
    »Das hab ich doch gesagt, oder?«
    »Ist Ihnen sonst noch etwas aufgefallen?«
    »Dann hätte ich das gesagt«, versetzte sie und ließ die Klappe
einfach zufallen.
    Abends fuhr ich früh nach Hause, rechtzeitig zum
Abendessen. Penny plauderte fröhlich mit Debbie über die Schule und die neuesten
»festen Freunde« ihrer Freundinnen. Shane saß das ganze Essen über neben mir
und lehnte sich glücklich an mich. Da bemerkte ich, wie sehr ich es vermisst
hatte, Zeit mit meiner Familie zu verbringen. Hinterher gingen wir mit Frank
spazieren, doch es schien sehr anstrengend für ihn zu sein, denn er war schnell
müde. Erneut wurde mir klar, dass meine Familie – sogar mein Hund – älter
geworden war, ohne dass ich es gemerkt hatte. Die Zeit dazwischen bestand aus
Momenten, die ich versäumt hatte und die, wie mir sehr wohl bewusst war,
unwiederbringlich verloren waren.

25
    Sonntag,
11. Februar
    Morgens um halb neun holte ich Josh Edwards in Letterkenny
ab, und wir fuhren nach Sligo. Unterwegs erklärte ich ihm, was er bei der
Vernehmung von Peter Williams’ Campinggefährten tun sollte. Er schien sich zu
freuen, dass er einmal aus der Wache herauskam. Eine Zeitlang pries er die
Vorzüge diverser Spielekonsolen, die ich vielleicht für meine Kinder kaufen
könnte, und mir kam der Verdacht, dass Edwards auch in seinem Privatleben nicht
mit Menschen in Kontakt kam.
    Um kurz vor zehn Uhr waren wir in Sligo. Anstatt direkt zur Wache zu
fahren, erklärte ich Edwards, ich müsse noch schnell jemanden besuchen.
Caroline war aus dem Krankenhaus entlassen worden, und ich wusste, dass sie
zurzeit bei ihren Eltern wohnte. Edwards blieb im Auto, während ich zum Haus
ging. Carolines Vater, John McCrudden, öffnete mir die Tür. Er wirkte älter,
als er war, zweifellos eine Folge der Schicksalsschläge, die seine Familie in
letzter Zeit hatte hinnehmen müssen. Eines

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