Aufstand der Gerechten
Armstrong war in der Zwischenzeit
nochmals dort gewesen, und das Haus war auf eine Weise auseinandergenommen
worden, die darauf hindeutete, dass die Täter etwas Bestimmtes gesucht hatten.
Ob sie es gefunden hatten oder nicht, war eine andere Frage. Die
Zigarettenbrandmale und Schnittverletzungen an Huttons Leiche deuteten darauf
hin, dass er vor seinem Tod gefoltert und nicht einfach hingerichtet worden
war. Sie hatten etwas von ihm wissen wollen, aber er hatte es ihnen nicht sagen
können – warum sonst hätten sie das Haus durchsuchen sollen? Warum nicht
einfach holen, was sie haben wollten?
Und was war mit Kielty? War es möglich, dass seine Ermordung nichts
damit zu tun hatte? Vielleicht war sie lediglich die Folge eines Streits mit
einem seiner Kunden, Ian Hamill, gewesen, der seither verschwunden war und
dessen Auto wir ausgebrannt im Barnesmore Gap gefunden hatten. Andererseits
hatte Irvine Kielty öffentlich bedroht und ihm möglicherweise eine Morddrohung
geschickt.
Nichts davon erklärte jedoch, warum Rory Nicell sowohl mit Hutton
als auch mit Kielty zusammen gesehen worden war, aber leugnete, sie zu kennen.
Es wäre doch gewiss nicht ungewöhnlich, wenn jemand vom Rauschgiftdezernat
Dealer kannte. Warum dann behaupten, er habe nie von Kielty gehört?
Letztlich konnte ich kaum mehr tun, als Tony Armstrong im Hinblick
auf den Mord an Hutton unter die Lupe zu nehmen. Was Nicell betraf, würde ich
abwarten müssen, was sich sonst noch herausfinden ließ. Ich beschloss, ihn
stillschweigend so weit wie möglich aus meinen Ermittlungen herauszuhalten, bis
ich wusste, inwiefern er an alldem beteiligt war.
Als ich auf die Wache kam, sah ich, dass Burgess mir den vorläufigen
toxikologischen Bericht zu Peter Williams auf den Schreibtisch gelegt hatte.
Ich überflog die Befunde auf der Suche nach Anzeichen von Alkohol und Drogen.
Tatsächlich hatte Peter beides zu sich genommen. Sein Blutalkoholwert war hoch
gewesen: 1,4 Promille, was bei seinem Alter und seiner Größe auf sechs Dosen
Lagerbier hindeutete. Auf jeden Fall mehr, als die ein, zwei Bier, von denen
die Jungen gesprochen hatten. Überdies hatte man auch relativ hohe Kokainwerte
in seinem Blut gefunden.
Ich hatte den Bericht gerade zu Ende gelesen, da klingelte mein Handy.
Es war Joe McCready.
»Ich habe den toxikologischen Bericht bekommen, Sir.«
»Ich weiß, Joe. Ich habe hier eine Kopie.«
»Er hat Kokain genommen.«
»So sieht es aus.«
»Wir müssen diese beiden Jungen noch einmal unter Druck setzen. Ich
will sie heute Abend auf die Wache holen.«
Ich sah auf die Uhr. Ich wollte noch Elena McEvoy aufsuchen. Seit
wir Irvine nach der Totenmesskarte gefragt hatten, hatte ich nicht mehr mit ihr
gesprochen. Bis ich das erledigt hatte, würde es später Nachmittag sein. Nach
Debbies Vorwürfen beim Frühstück wollte ich ungern nochmals nach Sligo fahren
und das Zubettgehen der Kinder schon wieder versäumen.
»Hätten Sie etwas dagegen, das auf morgen zu verschieben? Ich wäre
gern dabei, falls das okay ist. Ich überlege auch, noch einen Freund
hinzuzuziehen.«
McCready zögerte einen Augenblick, dann erwiderte er: »Oh. Okay.«
Ich spürte, dass er das Gefühl hatte, er werde ins Abseits gedrängt.
»Wir haben hier oben einen Techie, der ziemlich gut ist. Ich kann mir nicht
vorstellen, dass einer von den Jungen plötzlich einbricht und zugibt, die
Drogen mitgebracht zu haben. Aber vielleicht können wir einem von ihnen
nachweisen, dass er Peters Telefon an sich genommen und benutzt hat. Wer weiß,
was er dann ausplaudert.«
»Klingt nach einem guten Plan, Sir«, sagte McCready.
»Es ist immer noch Ihr Fall, Joe. Ich helfe bloß wegen Caroline.«
»Hat mir leidgetan, zu hören, was ihr … was ihr passiert ist.«
»Ja. Aber ich denke, sie kommt wieder in Ordnung.«
»Ich weiß. Ich habe heute Morgen bei ihr vorbeigeschaut. Ich glaube,
heute Nachmittag geht sie zu ihren Eltern.«
Je mehr ich mich mit McCready unterhielt, desto mehr hoffte ich,
Patterson würde sein Versprechen einlösen und ihn zu mir versetzen lassen.
In einem neutralen Fahrzeug überquerte ich die Grenze und
fuhr nach Plumbridge zu Elena McEvoy. Ich bog mehrfach falsch ab und benötigte
diverse Anläufe, ehe ich die richtige Sackgasse fand. Anstatt sofort die
Totenmesskarte anzusprechen, hatte ich mir vorgenommen zu behaupten, es ginge
mir um die Abholung von Kieltys Motorrad. Ich bezweifelte zwar, dass Ms McEvoy sonderlich
erpicht darauf war, das Motorrad
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