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Aufstand der Maenner

Titel: Aufstand der Maenner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Tralow
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Stuten«, schrie Bud.
    Aber es war zu spät. Helles Wiehern antwortete dem Hengst - immer häufiger, immer lauter und dann kamen sie an, hinweg über die Gräben und Knicks der Koppel, ein Geschwader von Stuten brauste heran, hinter sich die ohnmächtigen Wächter.
    Ter, der ein mutiger und starker Mann war, griff einem Tier in die Mähne, ließ sich schleifen und schrie. Den Wahnsinn dieser dämonischen Tiere bezwang er damit nicht. Schaum um das Maui, stieg die Stute hervorquellenden Auges mit der ganzen Wildheit der Steppe, die sie geboren. Auch Ter schlugen harte Hufschalen zu Boden, ihn wie die andern. Gerade noch sehen konnten die Reiter, wie Draup, der Hengst, inmitten des Getümmels der Brünstigen mit triumphierendem Schrei zu seinem Hochzeitszug davonraste.

24
    »Ich gebe den Befehl nicht, Thes«, sagte Adna.
    »Es gibt also auch zimperliche Damen auf Kreta. Meine erste Erfahrung dieser Art, die ich mache.«
    »Ich wüßte nicht, daß offenbare Ungerechtigkeit das besondere Merkmal kretischer Damen sei. Und das, was du von mir verlangst, ist ungerecht.«
    »Denke an deine Autorität, Adna. Hast du überhaupt eine? Bis jetzt hast du nur die Tafel, aber keine Autorität. Ich finde, der abwesende Herr Garparuda hat auf Maaletauro immer noch mehr davon als die anwesende Dame Adna.«
    »Ich sprach von Gerechtigkeit.«
    »Und ich von Autorität, von Macht und von einer Disziplin, die jeder Gerechtigkeit vorangeht.«
    »Ist das der neue Geist, den du mir priesest?«
    »Es ist der Geist der Arena von Knossos«, schlug Thes zurück. »Soviel ich weiß, liegt Knossos in Kreta. Es ist der Geist, in dem die Stieropfer - Mädchen und Jünglinge - dort gedrillt werden. Du hattest Gelegenheiten genug, dir das anzusehen. Irgendwo wird da immer gepeitscht. Man verfährt nicht gerade ängstlich mit den Kindern der Bundesgenossen auf Kreta.«
    Das Zimmer, in dem Adna diese Aussprache mit ihrem Sportlehrer hatte, unterschied sich wenig von einem städtischen Gemach. Für herrschaftliche Besuche waren derartige Räume auch in Maaletauro vorhanden. Ein Lichthof mit der Doppelaxt auf dem Stierhörner-Altar fehlte ebensowenig wie der Wandfries. Jetzt blieb Adna stehen und zwang sich zu einem Ton freundschaftlicher Überredung.
    »Du bist verbittert, Thes, und das mit Recht«, sagte sie, »aber das alles soll doch anders werden. Wie kannst du also verlangen, daß ich im gleichen Geiste verfahre? Auch kann ich dir versichern, daß im Bereich meiner Großmutter keine grausamen Damenlaunen, sondern mildere Sitten herrschen und immer Gerechtigkeit.«
    Ihre Mutter Sipha erwähnte sie in diesem Zusammenhang nicht.
    »Ich sage nichts gegen Gerechtigkeit«, mäßigte sich Thes daher ebenfalls. »Wenn es ohne Schaden möglich ist, soll man sie üben. Überlegen wir doch einmal alles in Ruhe. Es war zweifellos ein gutes Stück Arbeit von dir, der Großen Dame die Erlaubnis zur Reise und die Tafel zu entlocken. Aber zugleich ist es dein Glück, daß die Leute hier nicht lesen können. Denn was steht auf der Tafel ? Man soll dir mit allen Ehren entgegenkommen. Das ist etwas anderes als die Befehlsgewalt über die Pferde.«
    »Ich glaube, du verstehst das nicht ganz, Thes. Ich bin die Enkelin und bin hier, und zwar als einzige von der Familie. Daraus ergibt sich meine Befehlsgewalt ganz von selbst.«
    »Und ich möchte sagen: Auch eine ausdrückliche Befehlsübertragung würde nichts daran ändern, daß man in dir die Enkelin sieht, die man ehrt, und in deinem Bruder den Herrn, dem man gehorcht. Es ist nun einmal so: Ohne Stock und Peitsche kann keine Herrschaft bestehen. Die Reiter müssen dich furchten lernen, wenn sie dir gehorchen sollen. Und wenn es auch schade um die vier Stuten ist, so gibt ihr Verlust dir doch die Möglichkeit, dich den Reitern als Herrin zu erweisen. Darum habe ich in deinem Namen die Auspeitschung der Schuldigen angeordnet, und wenn du das Urteil jetzt widerrufst, wirst du den Leuten nie wieder einen Befehl geben können.«
    Obwohl Adna den Wert seiner Erfahrungen sehr hoch anschlug, war sie nicht überzeugt. »Du sprichst von Schuldigen. Ich sehe keine Schuldigen. Oder wenn . . .«
    »Also doch Schuldige?«
    »Ja, Thes, wir beide. Du hättest nicht auf Draup bestehen sollen, wenn du deiner Sache nicht sicher warst.«
    »Wie sollte ich es wissen, ehe ich es versucht hatte? Wäre ich nur erst hinaufgekommen, hätte ich dem bockigen Vieh den Eigensinn schon ausgetrieben!«
    »Bockiges Vieh? Nie habe ich dich von einem

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