Aufstand der Maenner
kleine Götter, deren Macht nicht über das Land ihrer Verehrung hinausgehe. Es war schwer, sie an die Vorstellung von einem einzigen, überall zu verehrenden Gott zu gewöhnen. Man müsse vorsichtig sein, meinte Zeia.
»Auch mit Theseus, dem Taureador?« fragte Garp.
»Kennt unser Herr ihn?«
»Ich sprach ihn - einmal ... er ist ein Mensch der Gewalt -nur der Gewalt.« Und dann las Garp Adnas Namen.
Die Dame Adna auf diesen Tafeln ? Nicht zugehörig sei sie, sann Garp . . . Zeia habe recht: es sei Thes, der sie unsicher mache. Immerhin wolle sie keine Dame und Herrin sein. Sei sie etwa in einer neuen Art Thes ergeben? Aber er mußte auch denken, daß sein eigener Nacken unter Siphas Fuß gelegen habe. Und an Adna auf der Treppe mußte er denken. »Lustknabe meiner Mutter« habe sie ihn genannt. Warum? Was könne der Grund ihres Zornes gewesen sein? Wenn er noch Thes gewesen wäre . . . Doch gleichviel, nie werde Adna an ihn, Garp, glauben !-Und nie werde er sich ihr zu erkennen geben. Niemals! Er wollte diese Gedanken abschütteln; aber nur stärker wurde die jähe Hitze. Er schämte sich vor sich selbst, und er schämte sich vor Adna.
Doch ihren Namen sprach er nicht aus.
23
Obwohl die Nacht kühl war, hatten die Männer auf ein Feuer verzichtet. Es hätte auf sie aufmerksam machen können. Aber auch jeden bergenden Busch hatten sie verschmäht, denn sie wollten nicht belauscht werden, und nirgendwo ist man vor neugierigen Ohren sicherer als auf einem baum- und strauchlosen Wiesengrund oder auf der Weite des Meeres. Fernab träumten Pferde in einer Koppel. Die Männer aber waren wach.
Garps Pferde waren in Zehnerschaften eingeteilt, jede mit fünfundzwanzig Mann und einem Führer. Es gab deren sechs, und vier davon waren hier.
»Es trifft sich schlecht, daß unser Herr Garparuda fern ist«, sagte Bud. »Wenngleich . . .«
»Sag es schon«, ermunterte ihn Ran.
»Nun ja, habt ihr ihn jemals als Frömmler gekannt? Ich nicht.«
»Sie sagen es aber.«
»Müssen wir es deswegen glauben?«
»Er gehört zu den Großen«, sagte ein dritter, »und die sind oft zu etwas gezwungen, was sie gar nicht wollen. Hat er sich je darum gekümmert, ob wir eifrig im Rheadienst waren oder nicht?«
»Nein, nein«, sagte nun auch Bud, »und wir sollten bedenken, was wir hätten erleben können, wenn die Große Dame jemals länger hiergewesen wäre.«
»Dafür ist die Dame Adna hier, und sie sagt, daß die Heiligkeit ihr die Pferde unterstellt habe. Was können wir dagegen tun?« -
Die Dunkelheit verbarg Rans bekümmertes Gesicht.
»Aber sie will die Pferde mit Mädchen besetzen!« rief ein Zehnerschaftsführer namens Ter. »Was wird dann aus uns?«
»Dessen bin ich noch nicht so gewiß. Auch solltest du weniger an dich denken, Ter, als an unseren heiligen Glauben. Versündige dich nicht! Der alleinige Gott lebt, Bak, unser Herr. Und unter den Dienern der Pferde sind wir nicht die einzigen, die an Ihn glauben. Von uns sechs Zehnerschaftsführern beugen nur zwei den Nacken vor Rhea.«
»Und die tun es mehr aus Gewohnheit«, meinte Bud. »Vergeßt doch nicht: Viermal die Zahl unserer Finger haben wir von Springzeit zu Springzeit Kameraden für den alleinigen Gott neu gewonnen. Wenn die andern erst merken, wie viele wir sind, werden sie immer weniger Angst für ihre Augen haben. Und vor den Mädchen, Ter, hab’ ich überhaupt keine. Wer sollte die Pferde an unserer Stelle schon reiten? Und kämpfen? Und laufen? Damentöchter etwa? Die müssen wir Männer ja in Sänften herumschleppen, weil die zum Gehen schon zu faul sind!«
»Und die Adna?«
»Nun ja, die ist richtig. Aber die andern? Glaubst du wirklich, daß sie es durchstehen würden? Ich nicht. Oder die
Mägde von Maaletauro? Nun, Jungens, die sind doch froh, wenn sie uns im Bett haben. Und dann wißt ihr doch selbst, wie viele von ihnen auf diese Weise schon bekehrt worden sind. Dank sei dem Gott, unserem Herrn!«
»Bekehrt oder nicht«, meinte Ter recht bedenklich, »schartig sind sie allemal . . .«
»Jawohl, wenn du vor der einen dich um die Ecke verdrückst, um bei ’ner andern unter die Decke zu kriechen«, sagte Bud so, daß alle lachten. »Wir wollen dir glauben. Doch aufs Reiten und Pferdebedienen und Laufen und Fechten sind sie bei all ihrer Schartigkeit noch lange nicht versessen. Die wissen auch, wie ein durchgerittener Hintern aussieht, und zu den Stockprügeln wegen Ungeschicks oder Nachlässigkeit drängen sie sich schon gar nicht. Ihr habt alle
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