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Aufstand der Maenner

Titel: Aufstand der Maenner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Tralow
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kam Thes überhaupt nicht. Für ihn waren die Pferdemänner Sklaven, wenn auch wertvolle; nach seiner Meinung konnten sie, die aus der Abgeschlossenheit des Gestüts nie herausgekommen waren, auch nur die überkommenen religiösen Vorstellungen haben, eine Annahme, in der ihn Garps Verhalten bei der Jugendweihe nur bestärkt hatte. Allein im Zwang, in einer eisernen Disziplin erblickte er daher die Handhabe, durch die er die Reiter und deren Pferde in seine Hand bekommen könne.
    So ganz unrecht hatte er auch nicht. Abgesehen von den religiösen Vorstellungen dachten selbst die Wächter, die als schuldig befunden worden waren, nicht viel anders. Vier Stuten waren ein unermeßlicher Verlust. Bei einer grausamen Herrin hätte er hingereicht, sie den Sklaventod am Kreuz sterben zu lassen. Allerdings hätte die Dame eine derartige Voreiligkeit zu bereuen gehabt. Denn wenn die Pferde unersetzlich waren, so besaßen die Männer, die sie bedienten und ritten, ebenfalls ihren Wert, und daß man es bei der Peitsche belassen wollte, leuchtete deswegen schon jedermann ein.
    Die ganze Truppe - Reiter, Läufer und Stalldienst - hatte sich am Flußufer aufgestellt. Drei junge Baumstämme standen ebenfalls da, mit ihren Spitzen zueinandergeneigt. An sie hatte man die Verurteilten gefesselt - in jedem der Dreiecke hing ein nackter Mann. Auch die Peitschen und die Männer, die sie schwingen sollten, waren bereit, als Thes aus dem Hof kam und Adnas Handschuh zu seiner Beglaubigung vorwies.
    Von der Arena her war er Ähnliches und Härteres gewohnt.
    Seine Befriedigung darüber, Adnas Widerstand überwunden zu haben, wurde daher durch die Anstalten auch in keiner Weise getrübt. Er hatte selbst die Peitsche erlitten und war nicht daran gestorben. Die Truppe schien ähnlich zu denken. Jedenfalls zeigte sie keine Spur von Aufsässigkeit. Nur gerade jetzt bemerkte Thes, wie Unruhe die Doppelreihe durchlief.
    In seinem Beruf mußte er stets auf Unvorhergesehenes gefaßt sein. Kein Stier glich dem andern, jeder Kampf war neu und nie gekämpft. Diese Unruhe brach jedoch anscheinend ohne Ursache und mit einer solchen Plötzlichkeit aus, daß es den Taureador verwirrte. Die Männer sahen sich fragend oder bestätigend an. Über ihn weg gingen ihre Blicke, und dann sah auch Thes sich um.
    Was sich dort ereignete, war sehenswert genug. In einem gestreckten Galopp brauste Draup heran. Fast in einer Linie befanden sich Hals und Kopf, und darüber lag der Reiter. Wer aber konnte Draup reiten, wenn es Garparuda nicht tat? Niemand hatte einen Blick für die Männer und Pferde, die ihm in der Ferne folgten; denn jetzt stürzte sich der Schimmel in den Fluß. Hochauf spritzte und funkelte das Wasser. Mit den Vorderhufen packte der Hengst das Ufer, mit der Hinterhand stemmte er nach. Dann tänzelte und trabte er näher mit gebogenem Hals wie im Spiel. Aufrecht saß Herr Garparuda auf Draups Rücken.
    »Langes Leben dem Herrn!« begrüßte die Truppe den Enkel der Belit. Es war ein einziger Schrei, der den Männern vom Herzen kam. Es klang, als fühlten sie sich erlöst.
    »Meinen Dank euch«, grüßte Garp zurück.
    Heftiger Neid erfüllte Thes. Er war nicht so begrüßt worden. Nicht einmal gewußt hatte er, daß es so etwas gebe. Und er hatte doch oft und oft jubelumbraust in der Arena gestanden, im Ring einer vor Begeisterung rasenden Menge. Er stand auch jetzt da und hätte für den Gruß der Reiter den ganzen Jubel der Arena gegeben. Welcher Dämon den Großsohn der Belit auch hergetragen haben mochte, da war er, der Herr Garparuda, und Schweigen war Thes’ Sache nicht. Im Gegenteil! Auf das erste Wort komme es an, dachte er, und das wäre bei andern Gelegenheiten auch richtig gewesen. Doch als er nun vortrat und beginnen wollte, ritt Garp ohne ein Wort schon die Linie ab, umkreiste das Strafgerüst und kehrte sich dann erst dem Vertrauten der Schwester zu.
    »Was ist, mein Thes?« fragte er, und es war so gut, als sei vorher nichts gesprochen worden. »Hast du eine Mitteilung für mich?«
    Garp und die Truppe waren eins. Thes sah es. Kein Blick von den Männern antwortete dem seinen.
    »Ich habe den Handschuh der Dame!« rief er dennoch und schwenkte ihn tapfer.
    »Sei bedankt«, sagte Garp und ergriff das rote Leder mit einer solchen Selbstverständlichkeit, als sei das in Ordnung. »Berichte!«
    »Dame Adna hat die Tafel der Großen Dame, die ihr den Befehl gibt. Ihr werde ich berichten. Den Handschuh können Sie behalten.«
    »Natürlich kann

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