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Aufstand der Maenner

Titel: Aufstand der Maenner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Tralow
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tapferen Stier so reden hören. Draup ist der Stolz von Maaletauro, der Freund meines Bruders. Ich hätte nicht zugeben dürfen, daß du ihn zu besteigen versuchtest. Du sprichst von Autorität - deine hat durch dein Mißgeschick nicht gewonnen . . .«
    »Eben deswegen muß sie wiederhergestellt werden.«
    »Durch Ungerechtigkeit? Draup war Freiheit gewohnt, und immer kehrte er zu den Stuten zurück. Erst nachdem du ihm hattest Zwang antun wollen, verführte er sie zur Flucht.«
    »Ich möchte wohl wissen, wozu er da ist, wenn nicht, um geritten zu werden.«
    »Von Garparuda geritten zu werden«, verbesserte Adna ihn.
    »Herr Garparuda«, höhnte Thes. »Der erlauchte Herr Garparuda, der Herr der göttlichen Pferde!«
    »Du tust meinem Bruder unrecht, Thes. Er jedenfalls würde nie behaupten, daß er es dir bei den Stieren gleichzutun vermöge.«
    »Mit andern Worten: Ich verstehe nichts von Pferden.«
    »Nicht viel. Der Verlust der Stuten ist schmerzlich; aber wir haben ihn selbst verschuldet: du durch dein Begehren, Draup reiten zu wollen - ich durch meine Nachgiebigkeit.«
    Thes stand mit geneigtem Kopf da. Das sei eine ganz andere Adna, dachte er, als seine Schülerin in der Arena. Mehr eine Enkelin der Belit sei das und kein unbefriedigtes Mädchen aus einer der großen Familien.
    »Und die Wächter? Wozu sind sie eigentlich da, wenn sie ihre Pflicht nicht erfüllen?«
    »Nur vier Stuten entkamen. Die andern wurden wieder eingefangen. Dabei sind fünf Wächter verletzt worden, drei davon schwer. Das sieht nicht nach Pflichtvergessenheit aus. Und dafür soll ich ihnen nun das Fleisch von den Knochen peitschen lassen? Nein, Thes, ich verstehe auch nicht viel von Pferden - aber so viel weiß ich doch, daß ein ganzes durchgehendes Pferdegeschwader von Menschen nicht aufzuhalten ist.«
    Sie saß, den Rock zwischen den Beinen, auf der Bank und streifte die Zeichen ihres Ranges, die roten Handschuhe, in einer Weise von den Händen, als gäbe es in diesem Augenblick nichts Wichtigeres für sie auf der Welt. Es war eine Geste des Besinnens auf sich selbst. Theseus bemerkte es wohl. Immer hatte er sich eingeredet, daß er sich aus Damen nichts mache. Im Grunde jedoch war das Gegenteil der Fall. Seine Damenbekanntschaften waren ihm stets willkommene Gelegenheiten gewesen, sich wegen erlittener Unbill durch seine
    Launen zu rächen. Von Anbeginn hatte er sich gegen sein hartes Schicksal nur durch einen noch härteren Hochmut verteidigt.
    Auch Adna war ihm zuerst nur als ein schwärmerisches, nach brutaler Männlichkeit verlangendes Mädchen erschienen. Was ihm gefalle, hatte er aus ihr machen wollen, um sie dann liegenzulassen, wenn sie ihn zu langweilen beginnen werde. Mit Absicht hatte er ihr kaum etwas von dem erspart, was ein Lehrer seiner Schülerin aufzuerlegen berechtigt war. Doch da sie alles, was Demütigung und Erniedrigung hatte sein sollen, als zweckgebunden und als ganz selbstverständlich empfunden hatte, war sie unangreifbar gewesen. Eine starke männliche Atmosphäre hatte sie gesucht, um sich in ihr als Frau recht zu behaupten.
    Die Verwechslung ihrer großartigen Unbefangenheit mit raffinierter Lüsternheit war bei Thes von kurzer Dauer gewesen; aber die Erkenntnis seines Irrtums hatte ihn keineswegs glücklicher gemacht. Noch immer bedrückte ihn das Gefühl, daß er nicht mehr frei sei, sie gehen oder bleiben zu heißen, und weit eher fürchtete, fortgeschickt zu werden. Zwar bewahrte ihn seine Eitelkeit davor, sich das einzugestehen - dennoch war es der stärkste Grund, warum er Adna in seine politischen Absichten, die ihr so sehr entgegenkamen, hineingezogen hatte. Mochte er sich noch so oft die entscheidende Bedeutung der Pferde und überhaupt den Wert einer Verbündeten im feindlichen Lager vorrechnen - mehr als um alles andere war es ihm um die Bindung zu dem Mädchen zu tun, das jetzt vor ihm saß. Er witterte, daß diese entscheidende Stunde wohl zu einer Trennung, aber auch zur Erhärtung eines Bundes führen könne, an den er immer mehr sein Herz zu hängen begann.
    Als er sich bückte, um den heruntergeglittenen Handschuh aufzuheben, erregte ihn der Geruch ihrer gebadeten Haut. Völlig vertraut war ihm dieser Geruch. Wie oft hatte er den nackten Körper des schönen Mädchens verrenkt und wieder zusammengelegt, und doch war von alledem nur noch dieser Duft als etwas übriggeblieben, was ihm noch ein wenig gehörte. Adna war Dame, mehr als je war sie es. Was aber war er? Kaum etwas anderes als

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