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Aufstand der Maenner

Titel: Aufstand der Maenner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Tralow
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Mädchenraub angekommen wäre, das müssen Sie nicht glauben; aber zu einer gelegeneren Zeit. Auf Lesbos aber war die ungelegenste. Die Lesbier hätten uns nachgesetzt, und weniger als einen Tag später schon hätte man in Troja gewußt, daß ein paar Krummnasen wie wir nach Norden durch die Meerengen entwichen seien - dem Pontos zu. Es ist nicht sehr wahrscheinlich, daß wir dann hier wären.«
    Herr Punikrum knurrte, daß er sich eine schönere Gegend vorstellen könne.
    »Als wir ankamen, war Flaute«, sagte er dann, »die vollkommenste Flaute, die ich je erlebte, aber haben Sie einen Menschen, geschweige denn ein Boot gesehen? Das Land hier scheint völlig verlassen zu sein.«
    »Nicht immer, und ich danke Bel, unserem Herrn, daß er uns zur Zeit dieser Verlassenheit ankommen ließ.«
    Mit diesen Worten verneigte sich Jokbed und berührte mit der Rechten den Boden.
    »Möge er uns gnädig sein«, sagte Punikrum und folgte seinem Beispiel. »Aber wenn der Phasis hier in der Nähe mündet, warum sind wir denn nicht hineingefahren? Und was heißt das, diese trostlose Verlassenheit zu begrüßen? Ich hätte mir gern eines dieser Weiber angeschaut.«
    »Schiffe vom Strand wieder ins Wasser zu bringen dauert länger, als die Ankersteine zu heben. Aus gleichem Grund fuhr ich nicht in den Phasis.«
    »Angst vor den Weibern?« fragte Punikrum.
    »Es ist besser, sie sehen uns nicht.«
    »Schließlich müssen sie das, wenn wir ihnen Pferde abkaufen wollen.«
    »Sie wissen nicht, Herr Punikrum, auf welches Abenteuer wir uns eingelassen haben. Wenn wir hier heil herauskommen, werden uns die Enkel zu Halbgöttern erheben.«
    »Wir kommen als Händler, Jokbed, und nicht als Räuber.«
    »Doch wenn Ischtar uns Reichtum gewähren will - hier ist der Ort, wo das geschehen kann. Vier Schiffe haben wir, vier Pferde auf jedem Schiff, macht sechzehn Pferde oder vierhundert Eisenbarren mit dem Stempel der kretischen Hörnerohne die Hengste. Haben Sie je solchen Reichtum gesehen?«
    Auch Punikrum konnte sich einen so großen Schatz nur schwer vorstellen. Ganz Ehrfurcht war er.
    »Unermeßlich reich muß die Große Dame sein«, sagte er, »uralt ist sie gewiß, und zu betrügen ist sie nicht. Leider. Doch hält sie ihr Wort. - Bei Ihrer Rechnung haben Sie jedoch eins vergessen, Jokbed: den Einkauf. Glauben Sie etwa, die wilden Mädchen werden uns ihre Pferde schenken? Wir müssen nach Themiskyra, sage ich Ihnen, dort finden wir beides, Mädchen und Pferde. Hier stöbern wir keine Laus auf.«
    Zu einer Antwort kam Jokbed nicht. Von draußen drangen Rufe und Geschrei in die Hütte. Man verlangte den Herrn.
    Mit den Fluten des Phasis war auch Garp allmählich ein Teil dieses Stromes geworden. Begonnen hatte er, sich selbst mit den Augen der Namenlosen und als Schilf inmitten des dahintreibenden Schilfes zu sehen. Höhere Mächte hatten ihn dem Festen entrissen. Mit dem Bewußtsein seines menschlichen Anteils am Geschehen war jede Erregung von ihm abgeflossen.
    Noch in der Nacht hatte der allgemeine Ritt nach Themiskyra beginnen sollen aber in Garps Denken war der Aufbruch, der gerade jetzt hatte stattfinden müssen, zu einem fernen Bild geworden, das ihn nichts mehr anging. Er war der Göttin und den göttlichen Mädchen entwischt, doch nur im Gegensatz zu ihnen hatte er sich als wirklich empfunden. Jetzt war nur noch ein Glucksen hier und da oder ein Summen dagewesen, Farben, Bewegung . . . und von allem hatte Garp nicht mehr ein Ich, sondern nur noch - ein Gleiches unter Gleichen - ein Teil sein können.
    Keinen Namen hatte die Göttin dem Meere vergönnt. Es diente, wie das Befruchtende dem Befruchteten dient und der Grabende dem Acker. Ohne Gestalt war es, göttinlos und verächtlich. Seine Glückseligkeit war die Ruhe. Und in diese Glückseligkeit war Garp hineingeträumt. Die Strömung des Phasis hatte ihn abgesetzt an ihrem Rand, ein letztes Mal war das Floß in einer unwahrnehmbaren Bewegung um sich selbst gekreist, und als die Farben erstorben und die Nebel über ihn gekommen waren, hatte Garp sich am Ziel gewähnt. Aus Teil des Schilfes Teil des Meeres zu werden war der letzte verglimmende Funke seines Willens gewesen.
    Es hatte nicht anders sein können. Der Garp, den Garp gekannt hatte, war nicht mehr - einen andern hatte er sich nicht vorstellen können und überhaupt nichts anderes als ein Hinüberfließen in ein Ungeheures, in sich Ruhendes, um sich dadurch von dem lästigen Rest eines Gewesenen und vom Zauber der Göttin zu

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