Aufstand der Maenner
Knaben willen? Nein! Sie wolle alles erleben, was ihr zu erleben bestimmt sei. Auch die Männer des Nordens. Vielleicht finde sich unter denen einer mit so breiten Schultern und so schmalen Hüften wie Garp. Lustiger als Garp dürfe er sein und nicht immer so ernst. Ohne beschwerende Gedanken wolle sie Tanz und Trunk und Umarmung genießen. Möge Garp sie immerhin in den Armen anderer wissen, das werde ihm gar nichts schaden und ihn nur wild und herrlich machen vor Begierde. - Sie gab ihm die Antwort.
»Ich hörte nie«, sagte sie, »daß eine Knotenträgerin nicht zum Frühlingsfest gegangen sei.«
Mochte er gehört werden oder nicht - Garp warf sich mit Wucht in den Fluß. Wütend lief Lampeto ihm nach, und als die Strömung das Floß ergriff, stand sie bis zu den Knien im Wasser.
»Bleib, Garp, oder Feindschaft ist zwischen dir und den Amaza!«
»Feindschaft!«
»Feindschaft zwischen dir und mir, Garp!«
»Zwischen mir und dir!«
Rasend vor Wut, tauchte Lampeto und holte ihre Sagaris vom Grund herauf. Mit aller Kraft schwang sie die Axt um das Haupt. »Möge die Göttin entscheiden«, rief sie, »du gehörst mir!«
Und als letzter Gruß aus der Heimat flog die Waffe ihm nach.
Nichts störte den Frieden der Gewässer. Lange noch standen rote und gelbe Wolken mit grünen Streifen am Horizont, in den eine blutende Sonne versunken war. Sanfte Dünung nahm die Wasser des Phasis auf - weit und breit kein Hauch und kein Laut.
Der Himmel ergraute, und die Weite voll Farben und Glanz wurde eng. Nebel kam übers Meer, wurde dicht, wurde Bank. Höher stieg - wie die Rücken von Delphinen - die schaumlose Dünung. Wind stieß in die Nebel, die ersten Wellenköpfe leuchteten weiß, und als am klargefegten Himmel der Mond, das Zeichen der Göttin, und sie selbst mit kaltem, hartem Glanz den Raum des Meeres erfüllte, war er da, der Sturm aus Nordwest.
Niemals vergaß sie die unerbittliche Jägerin, die Göttin der Winde und des Mondes, und dies war ihr zweiter Kampf mit Garp.
3
»Sie haben mich überredet, Jokbed! Sie allein tragen die Verantwortung.«
»Wir sind am Ziel, mein Herr Punikrum.«
»Am Ziel! Ich habe alles getan, was Sie wollten. Sie verlangten, auf Lesbos zu überwintern - es ist geschehen.«
»Sie haben Ihnen ganz gut gefallen, diese Lesbierinnen, Herr Punikrum . . .«
»Jawohl! Und als ich ein paar davon mitnehmen wollte, haben Sie mir ein Bein gestellt. Einmal muß ich es Ihnen sagen. Ich weiß sehr gut, warum die Kleinen nicht an Bord kamen. Die Mädchen wären ein hübscher Zeitvertreib gewesen auf dieser abscheulichen Fahrt, auch für Sie, Jokbed, so alt Sie sein mögen, und später hätte man sie gut verkaufen können. Aber die Mädchen kamen nicht, weil Sie die Leute gewarnt haben. Ich hätte es Ihnen längst sagen sollen. Ich weiß überhaupt nicht, warum ich es nicht tat.«
»Weil Sie klug genug sind, um zu wissen, daß Sie hier, weit weg von unserem gesegneten Sidon, mehr mich brauchen als ich Sie.«
»Aber in Sidon sind Ihre Mutter und Ihre Schwester - vergessen Sie das nicht, Jokbed! Und Ihr Haus ist in Sidon und was Sie sonst besitzen. Ohne mich sehen Sie das alles nicht wieder.«
Ein Mann mit noch ungebleichtem schwarzem Haar war es, der das sagte. Doch trotz seiner drohenden Worte schien er nicht ohne Furcht vor dem Graukopf zu sein. Beide hatten sie leicht gebogene Nasen, dunkle Augen und volle Lippen; aber während der jüngere sich in ein langes Gewand gehüllt hatte, begnügte sich der ältere mit einem kurzen Rock, der den Vorteil besaß, sich besser mit dem Ort zu vertragen, an dem er sich befand. Alles, was der Graue an Narben im Gesicht, auf der Brust und am Schenkel aufzuweisen hatte, ließ der Schurz sehen. Wenig verbarg er von dem nicht sehr großen, aber breiten Mann, der den Eindruck machte, als stehe er recht fest auf seinen Beinen.
»Ich merke«, sagte er jetzt fast sanft, »daß wir miteinander zu reden haben, Herr Punikrum.«
»Schließlich befinden wir uns ja auf meinen Schiffen.«
»Nicht ganz. Sie sind über den Handel und die Ladung gesetzt, von der ein Teil Ihnen gehört - ich habe an den Schiffen meinen Anteil so gut wie Sie. Die Schiffe brauchen wir auf jeden Fall, während das bei der Ladung noch ungewiß ist. -Bitte, bleiben Sie gelassen, Herr Punikrum. Sie sind ein junger Mann, ein großer Mann, Sie gehören zu den ganz feinen Familien, und reich sind Sie auch, mir also in vielem überlegen. Wenn Sie nicht störrisch sind, wird das alles so
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