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Aufstand der Maenner

Titel: Aufstand der Maenner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Tralow
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befreien.
    Da aber hatte es sich herausgestellt, daß die Schilfgeister und der Geist des Meeres verschiedene waren und sich Garp streitig gemacht hatten. Sumpfgeister waren die des Schilfes, Gezeugte waren sie, Weibliches war in ihnen, und das war ihre Stärke. Vortrefflich geflochten gewesen war das Floß, Weidenruten hatten ihm Festigkeit verliehen, und auch mit Bast war nicht gespart worden. Einen ganzen langen Tag hatte der alte Garp dazu gebraucht, und er hatte die Sumpfgeister angerufen, hatte sie beschworen und mit hineingeflochten. Und nun waren die Geister dagewesen.
    Mit seinen Armen hatte Garp auf den Flechten gelegen, und die hatten sich in kreisendem Strömen fester um seinen Leib gelegt, ihn nicht mehr freigelassen und ihn gezwungen, Schilf im Schilf zu bleiben, das nicht hatte sinken wollen.
    So war der Sturm über ihn gekommen, und keinen Augenblick hatte Garp gezweifelt, daß er ihm und nur ihm gegolten habe. Als Wind war die Göttin dahergebraust und hatte aus dem Gestaltlosen die Weißmähnigen aufgescheucht - Heere über Heere -, und alle waren sie unübersehbar gegen ihn angestürmt.
    Da war Garp erwacht, der alte Garp, der Garp des Kampfes mit der Göttin im Schilf. »Ich speie dich an!« hatte er geschrien, »ich speie . . .« Doch einen harten Schlag hatte Garp dafür ins Gesicht erhalten, von einem weißen Schwall war sein Mund erfüllt gewesen. Von nun ab hatte er nur noch verbissen gekämpft, mit geneigtem Kopf hatte er die Brecher von vorn abgefangen. Und das Meer war mit ihm gewesen. Fast ganz hatte es ihn umschlungen und beschützt. Nur am Haar hatte die Göttin ihn reißen und ihn sonst nirgends packen können. Tief im Wasser hatte das Floß gelegen, nicht zu erfassen vom Wind, angeschmiegt hatte es sich den Wogen, hinabgeglitten war Garp in die Täler, hoch auf die Wellenrücken hatte es ihn gehoben, wie ein Treibanker war das Floß gewesen, nicht Garp zu überwältigen und ihn einzuschlingen hatten die Gewaltigen, Weißmähnigen vermocht, zerschellt waren sie selbst am Floß, aufgelöst hatten sie sich in zerblasenen Schaum, und immer wieder hatte Garp Luft in seinen Lungen gehabt. So war er von einer Unterströmung mitten hinein in das stürmende Meer geschwemmt worden, weitab von den zerschmetternden Felsen.
    Eine ganze Nacht hatte Garp so gekämpft, mit einer wilden Lust an den jagenden Wolken unter dem Mond. Verhöhnt hatte er den Wind, verhöhnt die Wellen, verhöhnt die Wolken und den Mond. Gesungen hatte er seinen Hohn. Als seine Brüder und Freunde hatte er die Sumpfgeister umschmeichelt, die ihn hielten, seinen Bruder das Meer genannt, das ihn trug. Den Namenlosen hatte er sich geweiht, und die Namenlosen hatten ihn auch in seiner Erschöpfung nicht verlassen, sie liebten ihn und trugen ihn immer noch, als die verhängte Sonne dem grauen Tag ihr Licht gab.
    Nicht mehr ganz so stark war der Sturm, als sie an Deck kamen, aber die See ging noch gefährlich hoch. Jokbed hatte nicht zu Unrecht auf die Brandung verwiesen. Sie hätte jedes Schiff zerschlagen, und es wäre ein hartes Stück Arbeit, wenn nicht unmöglich gewesen, das Kap zu umrudern und das offene Meer zu gewinnen.
    Für die Leute aus Sidon war es auf alle Fälle ein Glück, daß sie ihre Ankersteine liegenlassen konnten, wo sie waren. Die Sidoner befanden sich an einem guten Ort. Ganz dicht lagen sie in Lee unter dem Kap, das sich wie ein riesiger
    Drachenrücken zwischen sie und die Brandung schob. Nur herüberheulen hörte man die Brecher - weit schlimmer noch als einen verdrossenen Titanen, der die Zähne bleckt, weil er seinen Fraß nicht bekommt. Zwar hatte die kleine Flotte nun tiefes und glattes Wasser unter den Kielen; aber von leichten Dünungen wurde auch sie getroffen, einmal durch die rückläufige von der achteraus liegenden Küste und dann durch die seitliche, die der Seegang selbst in die Bucht entsandte. Denn das Kap war ein starker Pfahl in seinem Fleisch, an der Spitze gab es Gedränge, ein Strudel entstand, und ein Teil des gestauten Wassers floß in die Bucht ab. Auf ihm trieb viel leichtes Zeug, kleine Zweige, ein geschlossener, luftgefüllter Kasten und Schilf. . . Schilf vor allem.
    Jokbed strengte seine Augen an, als man ihm eine Insel solchen Schilfes wies, er ließ sich darin auch nicht durch das Gemurre des Herrn Punikrum stören, der sich beschwerte, daß man die Herren eines Schilfbündels wegen aus der Hütte hole.
    Geholt freilich hatte ihn niemand und gefragt auch nicht. Mehr als das

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