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Aufstand der Maenner

Titel: Aufstand der Maenner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Tralow
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Ischtar und Bel, unserm Herrn, ein Drittel meines Gewinns«, sagte er und bewies damit, für wie ernst er das Unternehmen hielt.

4
    Es schien wirklich nur ein männlicher Leichnam zu sein, den man an Bord gehievt hatte.
    »Stellt ihn auf den Kopf«, befahl Jokbed; es kam jedoch weniger Wasser aus dem Mund, als er wohl angenommen hatte. »In die Hütte mit ihm. Auf den Tisch.«
    »Wozu erst in die Hütte?« fragte Punikrum ärgerlich.
    »Bindet ihm einen Stein an die Füße oder um den Hals, und dann über Bord mit ihm!«
    Doch niemand achtete auf ihn. Alles geschah nach den Befehlen Jokbeds, der jetzt seinen Kopf mit dem Ohr auf die Herzgegend des Angeschwemmten legte und aufmerksam in ihn hineinhorchte.
    »Still doch!« befahl er, als Punikrum etwas sagen wollte.
    Nach einer Weile erhob er sich.
    »Kein Feuerbrand. Ist nicht mehr nötig. Schert euch aus der Hütte.«
    Daß Punikrum nicht gemeint war, verstand sich von selbst. Und so sah er auch, wie Jokbed Wein in seine hohle Hand goß und ihn dem Fremden einzuflößen begann.
    »Er schluckt ja nicht«, sagte Punikrum, der um jeden Preis recht behalten wollte, »schade um den Wein.«
    Jokbed antwortete nicht, sondern hob den Oberkörper des Regungslosen ein wenig, und nun zeigte sich an dessen Kehle eine geringe Bewegung. Eine Weile noch setzte Jokbed seine Bemühungen fort, und dann war es soweit.
    Garp schlug die Augen auf.
    »Halten Sie ihn bitte, Herr Punikrum.«
    Obwohl der große Herr diesen Aufwand für einen Findling als reichlich übertrieben empfand, tat er es doch. Allmählich war er selbst neugierig geworden, und so konnte Jokbed den Krug an Garps Mund fuhren.
    »Trink, mein Junge, nur immer munter!«
    Und Garp trank, bis Jokbed den Krug fortnahm.
    »Wir legen ihn auf mein Lager. Helfen Sie mir, der Junge hat sein Gewicht.«
    »Das gäbe einen feinen Sklaven, wenn der wieder hochkommen sollte.«
    »Ich dachte, Sie seien als Kaufmann hier? Jedenfalls sprachen Sie davon.«
    »Nun ja, ich meinte ja nur, falls sich niemand um ihn kümmern sollte.«
    »Dann merken Sie sich bitte, daß ich mich um ihn kümmere, Herr Punikrum. Und hochkommen? Erschöpfung, weiter nichts. Einige Stunden Schlaf, und wir werden mehr wissen als jetzt.«
    Damit verdunkelte er die Hütte und trieb Punikrum vor sich her. »Lassen wir ihn allein.«
    Draußen spendete Jokbed den drei Schwimmern in Form eines rauhen Witzwortes karges Lob, auf das die Männer sehr stolz waren. Noch einmal schärfte er ihnen streng ein, unter keinen Umständen Feuer zu entfachen, und ließ den Befehl auch zu den anderen Schiffen hinüberwinken. Mit Genugtuung sah er, daß die Sonne sich noch immer nicht gegen die Wolkendecke durchgesetzt hatte. Der Sturm war also im Abflauen. Mochten Dünung und Brandung immerhin anhalten ein dichter Nebel, das war es, was er sich wünschte. Zwar lag er hier gut geschützt gegen Sicht, doch ein Nebel hätte seine Unsichtbarkeit vollkommen gemacht.
    »Was ist mit dem Burschen, Jokbed?«
    »Das weiß ich so wenig wie Sie. Haben Sie seinen rechten Arm bemerkt? Und die Beine schienen mir ebenfalls gleich lang zu sein. Ich will Gras fressen, wenn des Jungen Gliedmaßen nicht so gut in Schuß sind wie unsere eigenen.«
    »Dann wäre er wohl nicht von hier?«
    »Hab’ ich auch schon gedacht. Von einem fremden Schiff über Bord gespült, von einem trojanischen vielleicht. Das wäre! Dann schon lieber der Überlebende eines untergegangenen Schiffes.« Ganz nachdenklich wurde Jokbed. »Ich möchte wohl wissen, was der da draußen erlebt hat. Er war bei den Göttern, Herr Punikrum.«
    Obwohl es Jokbed genau wie Punikrum nach einem Gespräch mit dem Findling verlangte, hielt er doch jede Störung von ihm fern. Erst am Nachmittag betrat er mit dem Kaufherrn wieder die Hütte.
    Garp saß bereits auf dem Rand des Lagers. Nun stand er auf und ging den beiden einen Schritt entgegen.
    Jokbed sah seine Beobachtungen bestätigt und nickte mit dem Kopf.
    »Wie ich gesagt habe - alles in Ordnung. Heb deine Arme, mein Junge . . . Sehen Sie, Herr Punikrum? Keine Spur ausgerenkt. Und die Beine auch nicht. - Du bist nicht von den Amaza.«
    »Ich bin von den Amaza.«
    »Du lügst.«
    »Nicht ich lüge, sondern du lügst!«
    »Und dein rechter Arm? Dein rechtes Hüftgelenk? Nichts ausgekugelt? Und du willst von den Amaza sein? Dann wärst du der einzige deiner Art bei ihnen.«
    »Ich bin der einzige.«
    Die Verständigung bot keine Schwierigkeit. Die Mundarten der semitischen Weltsprache

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