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Aufstand der Maenner

Titel: Aufstand der Maenner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Tralow
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Schilf war es diese Nichtbeachtung, die ihn immer wieder ärgerte. Nicht, daß man ihm unhöflich begegnet wäre. Freilich war nicht alles Schiffsvolk aus Sidon, und Jokbed wußte, warum. Denn die Männer aus Sidon empfanden Scheu vor der Familie des Herrn Punikrum und fürchteten deren langen Arm. Und auch die anderen Männer versagten ihm nicht die Achtung, die nach ihrer Meinung einem reichen Mann geziemte. Aber sie taten es mehr aus Rücksicht auf Jokbed. Das geschah weniger aus Liebe für ihn, wenn es auch Männer gab, bei denen sich auf vielen gemeinsamen Fahrten die Furcht in Liebe verwandelt hatte. Allen jedoch galt er als der unbestreitbare Meister seiner Schiffe, und das in diesen entlegenen und sehr gefährlichen Gewässern mehr als anderswo. Er war ihnen eine Gewähr dafür, eines Tages die Turmhäuser von Sidon und Tyrus wiederzuerblicken, mit Gewinn heimzukehren entweder zu ihren Familien oder um sich in den Häfen Syriens gute Tage zu machen. Durch ihn hielten sie sich ihres Lebens besser versichert als durch ihre starken Arme oder ihre Geschicklichkeit in den Waffen. Was zu entscheiden war, hatte er zu entscheiden, nicht nur als Vorgesetzter, sondern weil er es war:
    Jokbed, der bei seinen Untergebenen nie um gutes Wetter bat und den Stärksten und Aufsässigsten wegen geringen Vergehens durch einen Fausthieb zu Boden streckte.
    Dagegen kamen weder Herrn Punikrums Herablassung noch dessen Anmaßung auf. Er gehörte nicht, wie Jokbed, zu diesen Leuten. Hinter seinen Freundlichkeiten witterten sie Geringschätzung - seine gelegentlichen Grobheiten nahmen sie nicht ernst, und mehr als von ihm ein reiches Geschenk galt ihnen von Jokbed ein Lob - was sie freilich fast nie zu hören bekamen.
    »Richtig,Jungens«,sagteJokbed, »ein Mensch hängt darin.«
    »Wird nicht mehr viel dran sein«, meinte einer unter dem
    zustimmenden Gelächter der anderen.
    »Muß ich erst sehen, und das kann ich nur, wenn ich ihn habe. Wer von euch holt ihn mir?« Keiner hatte Lust.
    »Schönes Gelichter hab’ ich an Bord. Hättet zu Hause bleiben und euern Weibern das Wasser tragen sollen. - Wer mir das Stück Mensch da bringt, hab’ ich gefragt!«
    Jetzt meldeten sich zwei, dann ein dritter. Vor Jokbed hatten sie doch mehr Angst als vor ihren Frauen.
    »Drei genügen«, sagte Jokbed, und dann hatten sie auch schon ihre Schurze abgeworfen und sprangen ins Wasser.
    Jokbed kannte sie. Es waren erbeutete Männer von den Westinseln, und die schwammen wie die Fische. Freigelassen hatte er sie, weil er zusammen mit Sklaven nicht kämpfte, aber den Kaufpreis zog er ihnen von der Beute ab. Er schenkte nie etwas. »Mir sofort melden, wenn sie wieder hier sind«, sagte er und ging zur Hütte, wo sich für Punikrum eine bessere Gelegenheit ergab, das Wort zu ergreifen.
    »Die Leute haben so unrecht nicht. Warum drei Männer über Bord schicken eines Kadavers wegen? Das macht sie unwillig.«
    Jokbed unterbrach seine Arbeit nicht. Sie war ihm wichtiger. Er bohrte gerade einen Lehmpfropfen aus einem Weinkrug.
    »Unwillig? Willig sind sie nur beim Saufen und Fressen. Einige mögen es auch sein, wenn es zum Kampf kommt. Aber willig oder nicht - fürchten sollen sie mich mehr als eine fünffache Übermacht. Das ist die einzig richtige Art.«
    »Also nur so zum Spaß haben Sie . . . ?« Es hätte auf Herrn Punikrum Eindruck gemacht, wenn Jokbed die Frage bejaht hätte, und so war er über dessen Antwort ein wenig enttäuscht.
    »Spaß? Sehe ich aus wie einer, der Spaß macht,? Ich glaube ja selbst, daß sie mir nur einen Kadaver bringen. Bei dem Sturm da draußen? Den übersteht kein lebender Mensch. Aber ehe ich die Leiche nicht gebrannt habe, um zu sehen, ob noch Leben in ihr ist, gebe ich mich nicht zufrieden.«
    »Warum denn nur?«
    »Hier in der Bucht ist keine Brandung oder doch nur eine sehr schwache. Und wenn die ihn an Land würfe und er käme zu sich - was würde er tun?«
    »Vermutlich zusehen, so schnell wie möglich nach Hause zu kommen.« Punikrum lachte über seine ihm selbst witzig dünkende Bemerkung.
    Aber Jokbed setzte nur den Tonkrug an den Mund. »Eben darum«, meinte er, nachdem er getrunken hatte. »Sie wissen nichts von diesem Land und seinen Göttern, und ich weiß nicht genug.«
    »Bel ist groß«, sagte Herr Punikrum fromm.
    »Und Ischtar ist groß. Sie sind die Höchsten.«
    »Ich gelobe ein Opfer, wenn wir wieder in Sidon sind.«
    »Ich gelobe ebenfalls.«
    »Was geloben Sie, mein Jokbed?«
    »Zwei Sklaven der

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