Aufstand der Maenner
dieser Organisation nachgegrübelt, an die Anschluß zu gewinnen er sich so innig gesehnt hatte. Sie könne nicht in wenigen Wochen aufgebaut sein. Bud, der Maaletauro nie verlassen habe, sei als ihr Lenker auch nie in Frage gekommen. In Knossos sei der Mittelpunkt zu suchen. Egel habe um ihn gewußt, aber ihn Garp verraten und nicht ihm. In Garps Tafeln sei freilich kein Hinweis darauf zu finden gewesen - doch noch andere Tafeln müsse es geben mit allen Einzelheiten der Organisation, und die Stelle der Aufbewahrung sei auch die Stelle des Befehls. So müsse es sein, sagte sich Tuk und wagte daraufhin, sich den Anschein eines Wissens zu geben, das er nicht besaß.
»Du gehorchst den Befehlen unseres Herrn Garparuda«, wiederholte er langsam. »Um so besser. Denn ich bringe dir einen Befehl von ihm.«
»Hören ist gehorchen«, sagte Bud.
Er hegte keinen Zweifel. Wen, wenn nicht seinen Schreiber, habe Herr Garparuda zur Übermittlung eines Befehls aussuchen sollen?
»Du bist der Vorsteher der Dionysier in Maaletauro«, stieß Tuk aufs Geratewohl zu.
»Woher willst du das wissen?«
Tuk lächelte. »Hätte unser Herr sonst wohl gesagt: Gehe zu Bud, meinem Sohne?«
»Du weißt viel, Schreiber Tuk.«
»> Bruder<«, verbesserte Tuk; »aber dennoch weiß ich nicht, was ich wissen muß. Du sollst es mir sagen.«
»Ich? Was hinderte unsern Herrn, es selbst dir zu sagen?«
Damit war das Gespräch bei seiner Entscheidung angelangt. Wenn Tuk jetzt nicht Buds Vertrauen errang, würde es die gleiche Niederlage für ihn sein wie die bei Egel. Niemals würde er dann das Heft in seine Hand bekommen, von der er überzeugt war, daß sie die Klinge zum Todesstoß auf Knossos führen könne. Vielleicht wisse Bud nicht, was er, Tuk, zu wissen begehrte. Aber daß er der Vorsteher sei, habe sich ergeben, und das sei ein Stück des Seils, das zu den Tafeln führe.
»Daß unser Herr den Weg zum wahren Gott fand, weißt du?«
»Ich .weiß es. Und er ist selbst der Weg.«
»In dem Gewölbe unter dem Haus der Pferde offenbarte er sich euch.«
»So war es.«
Tuk atmete auf. Es war nur eine Vermutung von ihm gewesen, aber so, wie er es gesagt hatte, mußte Bud glauben, der Schreiber wisse es von seinem Herrn.
»Ich muß zum Verwalter der Tafeln«, sagte Tuk nun.
Doch Bud schwieg.
»Es geht um das Leben unseres Herrn.«
»Und er sagte dir nicht Namen und Ort?«
»Er sagte es nicht. - Höre, Bud, vieles sagte mir der Herr, du vernahmst es, doch dieses blieb mir verborgen, und als es überaus nötig gewesen wäre, es zu wissen, konnte er mir es nicht sagen . . .«
Mit einem Schrei sprang Bud auf.
»Unser Herr Garparuda wurde gefangen?!«
»Du sagst es. Im Palast des Minos. Ich war in seinem Gefolge; aber die Wachen umringten ihn. Hätte er mir Namen und Ort nennen sollen? Man hätte es vernehmen können, und es würde schrecklicher werden als damals - und ich weiß, wie schrecklich es war. Ich war dabei.«
»Und unser Herr . . .? So sprich doch! Wo ist er?«
»Auf dem Wege zur Grube.«
»Es ist alles aus«, stöhnte Bud.
»Nimm dich zusammen, Bud, der Reiter. Du bist kein Knabe mehr«, herrschte Tuk ihn an. »Nichts sagte der Herr als >Bud<, kein Wort mehr. Was wollte >Bud< schon sagen? Es gibt viele, die so heißen, und es brauchte nicht einmal ein Name zu sein. Niemand achtete darauf - nur ich. Und ich verstand ihn. Er vertraute mir, und er vertraute dir.«
»Und was ist mit dem Herrn? Sonst . . .?«
»Es geschah, was geschehen sollte.«
Das war keine Lüge. Auch Tuk wußte es nicht anders.
»Also blind«, sagte Bud.
»Die Augen des Leibes geschlossen - öffnen sich die Augen der Seele.«
»Wir müssen ihn befreien!«
»Das ist es. Aber dazu brauchen wir die Brüder. Alle! Nenne mir Namen und Ort.«
»Ich darf sie nicht nennen. Nicht, daß ich dir mißtraue. Aber ich schwur einen Eid. Ich kann nur fragen, wenn der Bote kommt.«
»Dann ist es zu spät. Wir müssen den Herrn befreien, ehe er die Grube erreicht. Mache dich auf und gehe selbst, wenn du mir den Namen nicht nennen willst.«
Bud war ein tapferer Mann und ein fähiger Mann, aber die Gabe der Entscheidung war ihm versagt. Tuk wußte es. »Ich kann nicht fort von der Truppe! Du weißt es selbst, Bruder Tuk.« Ganz verzweifelt war er, doch das half ihm nichts. Denn nun packte Tuk zu.
»Hast du einen Eid geschworen, unsern Herrn zu töten? Wenn du nicht gehen kannst, sende mich. Das ist dein gutes Recht, das ist deine Pflicht. Ich sagte dir, die Zeit der
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