Aufstand der Maenner
Schlüsse daraus Euer Gnaden gepriesener Einsicht.«
»Du meinst also, die Zusammenlegung wäre ein Nachteil?«
»Ich sage nichts von einem Nachteil, nur . . . Ihre Heiligkeit hätten dann zwei Häuser, und meine Herrin hätte das ihre gehabt.«
»Aber sie kann mir doch den Ertrag nicht nehmen«, empörte sich Arta.
»Nehmen nicht - das wird sie nicht wollen -, nur schmälern kann sie ihn«, war Chetas Antwort. »Ertrag und Ertrag sind eben nicht dasselbe. Das Haus Arta arbeitete bis jetzt nach den einfachen Gesichtspunkten des wirtschaftlichen Nutzens. In meiner männlichen Kurzsichtigkeit«, gab er seiner Mutter deren eigenes Wort ironisch zurück, »dachte ich nur an den Vorteil meiner mütterlichen Herrin. Von dem Hause der Belit kann man dasselbe unter allen Umständen nicht sagen. Es verzichtete sehr oft auf Gewinne, die es hätte haben können, zugunsten anderer Ziele, die dann künftig auch für das Haus meiner Herrin bestimmend sein würden...«
»Du meinst?«
»Euer Gnaden und meine erlauchten Schwestern würden sich eher einschränken müssen, als Vorteile aus den zweifellos erhabenen Absichten Ihrer Heiligkeit zu ziehen.«
»Und deswegen sollen wir . . .«, wollte Artas Älteste aufbrausen ... Aber ihre Mutter unterbrach sie. Dame Arta hatte eine Ahnung von drohenden Gefahren, die ihre Kinder nicht besaßen. Seit den letzten Ereignissen hatte sie begonnen, sie zu fürchten und auf Belit zu hoffen - wobei sie sich freilich selbst nicht recht klar darüber war, was sie mehr fürchtete: die Gefahren oder ihre Hoffnung Belit. Bei dieser schwankenden Seelenlage blieb ihr zuletzt nur noch eins: die Furcht, eine unbestimmte, aber gerade darum so zermürbende Angst vor dem Ungewissen. Sie, die sich ihr ganzes Leben lang ihrer Macht und Größe bewußt gewesen war und selbstsicher in sich geruht hatte, scheute auf einmal davor, sich irgendeine Feindschaft zuzuziehen, und nun gar die der Belit!
»Schweig!« gebot sie darum ihrer Ältesten, und unwillkürlich dämpfte sie ihre Stimme, als könne vielleicht ein Unbefugter dem Gespräche lauschen. »Immer bist du vorlaut. Warte gefälligst, bis deine mütterliche Herrin sich hat vernehmen lassen.«
Betreten blickten die Töchter einander an, und auch Cheta war über den ungewohnten Aufwand an mütterlicher Willenskraft ziemlich erstaunt. Aber zum Schweigen gebracht hatte Arta ihre Kinder - was für eine kretische Mutter ja auch nicht allzu schwer war.
»Es ist die höchste Zeit, daß ihr euch klarmacht, in welchem Zustand sich Kreta befindet und welchem es entgegengeht«, konnte sie ihnen nun mit aller Überlegenheit eröffnen. »Ich tadele deine Anschauungen nicht, mein Sohn, sie sind sehr gesund. Aber zuweilen müssen selbst so wohltätige Grundsätze wie das Erlangen des größten wirtschaftlichen Nutzens vorübergehend aufgehoben werden. Wir befinden uns leider in dieser Lage. Deine Schwestern werden ihren Aufwand einschränken, und du wirst Dame Adna heiraten müssen.« Das letzte war Cheta vor allem anderen das Schrecklichste, und wie so viele wurde er mutig aus Angst.
»Ich verstehe nicht, meine Herrin, daß eine Freundin meiner erlauchten Schwestern, und schon darum für mich ein höheres Wesen, eine Dame, die gewiß große Ansprüche an ihren Gatten zu stellen berechtigt ist, sich zu mir herablassen will. Es kann Dame Adnas Wille nicht sein!«
»Und ich verstehe nicht, wie du dich unter diesen Umständen noch sträuben kannst. Sie ist doch ein schönes Mädchen. Du sagst es selbst.«
»Ein sehr schönes Mädchen«, gab Cheta zu, »aber furchtbar durchtrieben, denk’ ich mir. Wenn ich nur an diesen Thes denke, den breitbrüstigen Barbaren Thesawi ... Ich bin weder das eine noch das andere, weder breitbrüstig noch Barbar.«
»Du bist der Sohn der Arta«, sagte seine Mutter ebenso hoheitsvoll wie streng. »Einen Barbaren kann die Tochter der Sipha nicht heiraten!«
»Leider . . .«, seufzte Cheta wie einer, der seine Schlacht verliert.
Aber mit ihren letzten Worten hatte die Mutter ihre Töchter wieder entfesselt, und die fielen nun über ihren Bruder mit guten Ratschlägen her.
Sie habe eine Sklavin, sagte Nepht, und sie halte die Erwähnte für sehr geeignet, Cheta etwas Schliff beizubringen, während Sila, die jüngste Lieblingsschwester, keine so fest umrissenen Vorschläge machte, sondern ihm nur geheimnisvoll zuflüsterte, er möge zu ihr kommen, sie wolle ihn schon mit wirksamen Weisungen versehen, wie er seiner künftigen Eheherrin
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