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Aufstand der Maenner

Titel: Aufstand der Maenner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Tralow
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nicht?« fragte Tuk.
    »Er kam, um wieder zu verschwinden.«
    »Er verschwand, als alles getan war. Sei nicht kleinmütig, mein Vater. Willst du Umstürzen, was der Geweissagte verkündete? Die Zeit des Großen Marktes sei der Tag des Gerichtes. So befahl er. Er beschloß es, und nun ist es unser Entschluß. Und welch eine Wandlung hat sich inzwischen vollzogen! Wir haben die Pferde - ihr hattet sie nicht. Wir haben die Schiffe - ihr hattet sie nicht. Und wir haben uns selbst und wissen den Tag - ihr wußtet ihn nicht. Zeia, der Töpfer, glaubtest du, ohne ihn gesehen zu haben, und glaubst nun nicht mehr, nachdem du ihn sahst?«
    »Den Geweissagten . . .?«
    »Den Gott! Bak war unter uns, und du hast ihn gesehen.«
    »Wenn du Garparuda meinst, so sahst du ihn früher.«
    »Garparuda wurde der Wohnsitz des Gottes. Erst als er sich euch offenbarte, war Bak in ihm, und sein Fleisch wurde Geist und verschwand, nachdem sein Irdisches getan war. Und du, Kleinmütiger, zagst?«
    Ein Schweigen breitete sich aus. Steinern saß Tuk. Keine Bewegung in Zeias Gesicht entging ihm. Wenn es ihm gelang, den Meister zu überzeugen, konnte er den Gefahren entgehen, sich gegen ihn durchsetzen zu müssen. Seinen harten Willen sammelte Tuk in dem einen Gedanken, daß Zeia sich unterwerfen möge. Ein Stöhnen entrang sich dem Greis.
    »Überwinde dich. Sprich!« herrschte Tuk ihn an.
    »Ich sah den Gott«, sagte Zeia, »aber du erst, Tuk, öffnest mir die Augen.«

30
    Wochen waren vergangen. Adna war zu ihrer bevorstehenden Heirat nach Knossos zurückgekehrt, und heute war der Tag ihrer Eröffnung. Bei weniger hochgestellten Mädchen fiel er mit dem Hochzeitstag zusammen; aber bei denen vertrat ein Fremder den Sohn der Göttin, um nach der ersten Nacht reich beschenkt zu verschwinden. Ein Mädchen von Rang dagegen hatte Anspruch auf den Halbgott selbst, und das konnte nur der göttliche Minos sein.
    Jetzt befand Adna sich wieder im Privatpalast der Belit, dem Wohnsitz der Familie. Teilnahmslos überließ sie sich allen Künsten des Badens, Knetens, Salbens und Schminkens. Nicht einmal eine begreifliche Neugier beschleunigte ihren Puls bei dem Gedanken an das Mysterium und den Rheasohn. Nur am Altar hatte sie ihn gesehen, und immer war er der gleiche Minos gewesen. Was wußte sie von seinen menschlichen Hintergründen? Sie gehörte nicht zu den Eingeweihten und hatte keine Vorstellung von der Wirklichkeit hinter der Schminke seines Gesichtes und seines Leibes, von dem Mann, der ihr den hochzeitlichen Dienst erweisen sollte. Was geschehen würde, hatte zu sein, weil es immer so gewesen war, und nichts erhoffte sie, als daß alles so schnell wie möglich vorübergehen möge. Von ihrer Wandlung, als ihr noch keine Zweifel an dem alleinseligmachenden Kult der Rhea gekommen waren, hätte sie wohl auch wie andere gläubige Bräute der Bereinigung mit dem Sohn der Göttin entgegengefiebert -jetzt entfiel mit dem religiösen Zauber der Rausch, und nichts erwartete sie als eine Zeremonie, die zu vollziehen sie ihrer gesellschaftlichen Stellung schuldig zu sein glaubte. Hinterher würde sie mehr Herrin sein als zuvor, zumal auch über Cheta, der für sie kein Mann war.
    Die strenge Klausur der letzten Wochen hatte sie von den Ereignissen getrennt, denen sie nahe gewesen war und die sich in ihrer Abwesenheit so stürmisch entwickelt hatten. Selbst jetzt war es noch verboten, sich ihr zu nahen. Erst nach ihrer Rückkehr aus dem Minospalast würde sie dem profanen Leben zurückgegeben sein. Daher ahnte sie auch nicht, daß sie mit der Vorstellung von einem Kreta, das zwar zu verwandeln, aber nicht zu erschüttern sei, noch immer Zuständen verhaftet war, die bereits zu wanken begonnen hatten. Mehr als an Minos, viel mehr als an Cheta und selbst an Thes dachte sie an Garp. Er war das Mysterium, das sie in der Zeit ihrer Abgeschlossenheit beschäftigt hatte. Immer wieder war sein Bild während der heiligen Gesänge und Tänze in ihr aufgetaucht. Wäre ihr an Thes noch etwas gelegen gewesen, hätte sie sich nicht so gehorsam auf die Ehe mit Cheta eingelassen. Sie kannte die seltsamen Vorurteile des blondbärtigen Barbaren Thes.
    Aber nicht Garp trat jetzt leibhaftig vor sie hin, sondern -Thes. Niemand hätte etwas gegen den Mut des Taureadors einwenden können. Er war geächtet und befand sich dennoch in Knossos und noch dazu im Palast der Belit und bei deren Enkelin. Das war mehr als den wildesten Stier bei den Hörnern packen. Es war tollkühn. Und so

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