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Aufstand der Maenner

Titel: Aufstand der Maenner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Tralow
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war entschlossen, ein Ende zu machen - da parierte de Graff den Stoß mit dem Hut, riß die Toledaner Klinge mit dem durchbohrten Filz auf die Seite und stieß die eigene Klinge seinem Admiral in die Brust.
    Herzstoß.
    Kein brausender Beifall fegte über das Schiff, als Herr van Horn auf den Planken lag. De Graff grüßte stumm die Leute der »Fortuna« und schritt mit seinem eigenen Gefolge zum Fallreep. Daß sich das Geschwader des Schautbynacht von der Hauptmacht trennen würde, war klar; aber in dem Schweigen, mit dem man den Sieger abziehen ließ, lag Achtung.
    Und das eiserne Männergesetz der Küste.
    Grüßten jedoch den Schautbynacht von der »Fortuna« nur Trommelwirbel beim Abschied, so empfing ihn seine eigene Galione mit Trompeten, und die Jungen hatten die Rahen geentert und gaben ihren eigenen Höllenlärm umsonst dazu. Und dann stieg auch schon statt der bisherigen Flagge die eines Admirals am Hauptmast empor, und Signalbefehl erging an alle Schiffe des Geschwaders de Graff, abzufallen nach Nordnordwest.
    Es war überstanden, und in dem Gewirr der Boote zwischen den Schiffen mochte auch ter Muilen mit der Donna entkommen sein. Der Wind mußte sie geradenwegs zur Küste treiben. Schön. Besser, einen Strich unter die Vergangenheit gemacht als ewig krank sein an ihr. Noch raste das Fieber des Kampfes in den Graff, noch gab es zu tun, und sein Kummer um die Frau, die er nun endgültig verloren hatte, mochte warten. Als er dann spät seine Kajüte betrat, war er allein.
    Jetzt mochte er niemanden mehr, und sein erster Gang war zu den Fenstern im Stern und hinaus auf die Galerie. Die Galione machte gute Fahrt, wie er am Kielwasser sah. Und vom Boot keine Spur mehr. Natürlich nicht. Auf ter Muilen konnte man sich verlassen. Leb wohl, Donna Anna!
    Er fühlte sich doch müde und krank.
    Aber die Wunde war es nicht! Mit den hundertzwanzig Mann auf seiner Galione und den dreihundert an Bord seiner übrigen Schifte deuchte er sich einsamer als Donna Anna in ihrem Boot auf dem Ozean. Wundfieber oder nicht - her mit dem Genever im Alkoven! Der würde in Zukunft wohl überhaupt seine einzige Herzstärkung sein.
    Als er aber den Vorhang zur Koje zurückschlug, fand er -Donna Anna. Man sollte dem Teufel immer zur rechten Zeit ein Kreuz Vorhalten. Doch ein Branntweinkrug ist nun einmal kein Kreuz. So konnte die Dame zu gleicher Zeit lachen und weinen, konnte dem Mann ihre Arme um den Hals legen und konnte ihn fragen:
    »Glaubtest du wirklich, ich würde weggehen , jetzt, nachdem ich alles weiß?«
    Eine letzte Bedenklichkeit stieg dem langen Laurens noch auf:
    »Aber Anna, du bist doch mit Don Luis ver -« »Verheiratet«, wollte er sagen, doch sie hielt ihm den Mund zu und fragte streng:
    »Zu dem Schuft willst du mich zurückschicken?!« Und dann bewies die fromme Dame, was ihre Liebe wert war: »Es gibt Länder«, sagte sie, »mit anderem Glauben, und wenn es dir nichts ausmacht -«
    Es hat Herrn de Graff offenbar gar nichts ausgemacht, nicht nur, weil er schon ein geborener Ketzer war, wenigstens vermaß er sich hoch und teuer -
    Doch da verschloß sie ihm zum zweitenmal den Mund. Diesmal mit einem Kuß.
    »Nicht fluchen«, gebot sie nach einer ziemlichen Weile, in der sonst nichts geschehen war, »das mußt du dir abgewöhnen. Und das Trinken« damit nahm sie ihm den Genever weg — »ist überhaupt nichts für dich.« Sie hatte recht, die junge Dame; denn inzwischen war das Wundfieber bei ihm ausgebrochen.
    Wenn später Mynherr de Graff auf seinem prächtigen Landsitz bei Arnheim mit den Jungen im Garten spielte, alle drei frische, krakeelige kleine de Graffs, dann hatte er nur die eine Sorge:
    »Nicht zu wild, Kinder, nicht in die Tulpen, wenn Mutter es sieht, und vor allem nicht fluchen! Ihr wißt, Mutter ist eine Spanische, und die mögen das nicht.«

Donna Ines und der Flibustier
    Der Chevalier Raveneau de Lussan hat jene letzten Raubzüge der Flibustier beschrieben, als es ihnen in Westindien zu schwül wurde und sie um 1685 in unabhängigen, kleinen Gesellschaften in die friedliche Südsee einbrachen.
    Nichts hatte man dort bis dahin von Seeraub gewußt, und drei Jahre lang haben einige Handvoll verwegener Männer-zumeist Engländer und Franzosen - die spanischen Kolonialstädte in Schrecken versetzt. Dabei sind Taten verrichtet worden, von denen der Heimzug der letzten zweihundertfünfundachtzig Flibustier die erstaunlichste war.
    Nachdem sie ihr Silber fortgeworfen hatten, waren sie immer noch bis zum

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