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Aufstand der Maenner

Titel: Aufstand der Maenner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Tralow
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Galgenkandidaten hinstellte - da fand Käppen Myers aus Kent die Lage unbefriedigend.
    Bei der Sache mit Donna Ines war ihm überhaupt gleich nicht behaglich gewesen. Die wahre Liebe sei das auf keinen Fall. Was habe er es aber nötig, einer nachzulaufen, wo es
    doch genug Mädchen gebe, die den großen John begehrenswert finden?
    Johnny war also enttäuscht.
    Trotzdem hatte er kein gutes Gefühl bei dem Gedanken, die Dame vor das Gericht der Bruderschaft zu bringen. Bei Verrat blieben die Jungens unerbittlich, und es war fast sicher, daß man das feine Fräulein auf die Folter bringen würde, um alles mögliche aus ihr herauszupressen, wovon Käppen Myers überzeugt war, daß er es viel besser erfahre, wenn er die Kleine nur ruhig reden lasse.
    Und so war es auch. Als John Myers dann genug gehört hatte, fühlte er seine Zeit gekommen.
    Er holte schnell einmal tief Atem und sagte ihr, sie möge sich nur nicht einbilden, daß sein Sinn nach einer so gezierten, übergeschnappten Person stehe, wie sie es sei; »aber«, schloß er ziemlich ratlos, »wenn ich nur wüßte, wo ich die Nacht über bleiben soll!«
    »Draußen«, sagte Donna Ines und wandte ihm den Rücken.
    Verdrossen verließ der arme John Myers sein Feenzelt.
    Wie gerne wäre er nun zu den andern ins Lager gegangen. Er bildete sich ein, die guten, starken Getränke zu riechen, und Musik und Lachen waren gewiß keine Einbildung.
    Nur über ihn dürfe niemand lachen, das wußte er, es könne seinem jungen Kommando übel bekommen. Er sei der Gewinner und habe sich zu verhalten, wie man es von ihm erwarte: beglückt. Und außerdem als ein Schrecken für Guayaquil.
    »Nichts merken lassen!« sagte John Myers laut zu sich selbst, worauf er sich knurrend weitab im Busch eine Eremitage suchte.
    Und er hatte sonst so gar nichts von einem Eremiten!
    Natürlich konnte es nicht ausbleiben, daß Donna Ines und John Myers sich die nächsten Tage sahen. Sie durfte das Zelt nicht verlassen, und er durfte es nicht gänzlich meiden. Manchmal zuckte es auch wohl in ihm, ihr den Mann zu zeigen und den hochmütigen Kopf zurechtzusetzen. Doch Gewalt konnte er ihr nicht antun, dazu war er ihr, ohne es zu wissen, schon zu nahegekommen.
    Diese adelige Dame sei ja noch ein Kind, dem man Schutz geben müsse, ein Mädchen, dessen größte Stärke die Ahnungslosigkeit sei, mit der es an allen Gefahren vorbeigleite.
    Und dann kam der Vergleich mit der Stadt Guayaquil zustande.
    Vorbei waren die dreißig Tage eines lustigen Lagerlebens, alles war im Aufbruch: Die Freibeuter standen bereit, sich einzuschiffen, und die Gefangenen wurden freigelassen.
    Da trat John Myers vor, Donna Ines neben sich.
    Mitnehmen konnte er sie nicht. Das Gesetz der Brüder verbot Weiber an Bord, und die Umstände machten es unmöglich.
    Auch zog der Käppen schon sein Schwert, schwang es über dem rotblonden Mädchenkopf und sagte so laut, daß es alle hörten: er, John Myers aus Kent, wisse es nicht anders, als daß die Dame ihr Elternhaus genau so wieder betrete, wie man sie daraus fortgebracht habe, und wer es anders glaube
    - Spanier oder Flibustier! - möge vortreten und es mit dem Schwert gegen ihn ausmachen.
    Genau so hatte er sich das vorgenommen, und er war auf alles gefaßt. Doch kein einziger Witz wurde gerissen. Vielmehr traten von den Spaniern einige würdige Herren, voran Don Miguels Vater, der Gouverneur von Guayaquil, auf John Myers zu und drückten ihm heftig die Hand. Vor weiterem Ansturm sprang der Käppen ins nächste Boot, als brenne der Boden von Puna und er könne es nicht erwarten, an Bord zu kommen. Er sah sich nicht einmal um.
    Donna Ines aber wurde von ihren Landsleuten im Triumph zur Stadt geführt.
    Viel Freude war in Guayaquil beim Wiedersehen der befreiten Männer und Frauen; niemand jedoch war glücklicher als Don Miguel. Welcher Mann konnte so wie er der Liebe seiner Zukünftigen gewiß sein! Und er selbst hatte ebenfalls sofort nach seiner Befreiung feierlich beschworen, sich stets als der Verlobte von Donna Ines betrachten zu wollen. Angesichts der unerwarteten Wendung hätte es ihn fast betrübt, ihr Opfer nicht erwidern zu können, wenn er nicht ihre stolze Seele gekannt und gewußt hätte, daß es ihr nie möglich gewesen wäre, einen Makel zu verwinden. Doch wunderbar hatte sich alles gefügt, und ein langes, glückliches Leben lag nun vor den beiden.
    Da geschah etwas, woran kein Mensch gedacht hatte: Donna Ines erklärte, daß ihr jetzt und künftig jede Heirat

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