Aufstand der Maenner
aber, langberockt wie Sie sind, gelten den Mädchen als Unterworfener. Sie dürfen ihnen die Füße küssen und müssen froh sein, wenn man Ihnen nur den Fuß auf den Nacken setzt. Garp aber ist, wie ich jetzt weiß, vom Volk der Amaza. Er gilt, verkrüppelt oder nicht, den Jungfrauen als weit erhaben über uns; denn er ist deren Blutes. Und den wollen Sie binden? Beschimpfen wollen Sie die Amaza? Ich glaube nicht, daß Sie mit dem Leben davonkämen, Herr Punikrum.«
»Gut wissen Sie Bescheid, Jokbed - wenn es so ist, wie Sie sagen -«
»Machen Sie eine Probe aber ohne mich und ohne die Mannschaft, nur mit Freiwilligen -«
»Sie sind also schon einmal hier gewesen?«
»In der Nähe.«
»Raub?«
Jokbed umging die Antwort, und damit gab er sie.
»Ich habe viele Häuser angezündet, habe Menschen und Güter geraubt - aber ich habe sie auch wieder verloren. Darum bin ich nicht so reich, wie ich sein möchte. Um es zu werden, brauche ich Kämpfer wie diesen.«
Gerade das aber erschien Punikrum als der Augenblick, in dem er sich für die Hintansetzung, die ihm widerfahren war, für jede Überlegenheit Jokbeds rächen könne, und er war nicht der Mann, sich eine solche Gelegenheit entgehen zu lassen.
»Wie meinen Sie das, Jokbed? Sie wollen diesen Jungen haben? Sie? Mich vergessen Sie wohl ganz, und doch habe ich das Mehrfache Ihres Anteils im Geschäft. Der Bursche gehört, wie er selbst sagt, nicht mehr zu den Amaza. Er ist ein Flüchtling, ein Wildfang, er gehört also zur Beute. Alle fahren wir auf Anteil, der meine aber ist der größte mit dem Vorrecht der ersten Wahl. Ich beanspruche Ihren Garp. Man rechne ihn mir an, doch ich beanspruche ihn.«
Jokbed verbiß seinen Zorn. Es sei nicht gut, der Mannschaft zu zeigen, daß die Häupter uneinig sind, dachte er.
»Ich will nicht mit Ihnen streiten, Herr Punikrum. Mögen unsere Leute entscheiden, ob Garp Beute sei oder nicht. Ist er es aber, dann haben die drei, die ihn an Bord schafften, das Vorrecht.«
Das war eine leichte Drohung. Denn unmöglich konnte Punikrum daran gelegen sein, überstimmt zu werden.
»Und wenn ich mehr biete?« fragte er dennoch. »Wenn ich so viel biete, daß keiner mehr mitkann? Das Schiffsvolk wird seine Anteile gern sich mehren sehen.«
»Darum wird es zwischen einem kleinen und einem großen Vorteil unterscheiden. Was auch wollten Sie mit Garp?«
»Sagte ich nicht bereits, daß Garp einen vortrefflichen Sklaven abgeben würde?«
Alles hatte Garp gehört, als sei er nicht da. Aber in der ganzen Zeit war ihm gewesen, als habe er Punikrums Hals schon zwischen den Händen. Und dieses Mal solle ihm keine Göttin die Finger lösen, schwor er sich.
»Sehen Sie sich Garp noch einmal gut an«, sagte Jokbed, »und sagen Sie mir dann, ob Sie ihn wirklich zum Sklaven haben möchten.«
»Sie meinen, weil er mir vorhin drohte? Darüber werde nicht ich mich mit ihm, sondern er sich mit der Peitsche auseinanderzusetzen haben.«
»Sind Sie Ihres Lebens so satt?«
»Ich lebe gern, und der Bursche lebt auch gern. Wenn er sich aber an mir vergriffe, würde er sterben.«
»Jedenfalls nach Ihnen. Denn seinen Angriff würden Sie nicht überleben. Garp aber? Der ist schon gestorben. In dieser Nacht da draußen starb er oft genug. - Mein Herr Punikrum, ich möchte Sie unsern Leuten nicht gern so zeigen, wie Sie sind: blind! Aber ich muß es tun, wenn Sie nicht einsehen wollen, daß Garp das Gelingen oder Mißlingen unserer Fahrt ist. Wissen Sie, was er sonst noch ist? Ein Wunder ist er! Haben Sie jemals eine der Kriegerinnen gesehen - ich meine kämpfen, und ich meine gesehen; denn daß Sie selbst einen solchen Kampf nie überstanden hätten, weiß ich selbst. Nun wohl, mit so einem Mädchen Kriegerin oder Jägerin -kämpfte Garp im Schilf und in der anschließenden Nacht dort draußen gegen das gewaltige Heer der,Göttin des Mondes und der Winde. Wollen Sie noch mehr Beweise? Nichts Männliches unter den Amaza erfreut sich unverkrüppelter Glieder, einer ausgenommen, und der ist Garp. Machen Sie Ihre Augen auf, Mann aus Sidon, und sehen Sie das Zeichen auf dem Haupt des Knaben, die weiße Strähne im jugendlichen Haar. Feind oder Freund die Götter haben ihn berührt, und es ziemt uns gewöhnlichen Menschen nicht, darüber zu streiten, was sie mit ihm Vorhaben oder nicht.«
Nichts wußte Garp von der Strähne, die ihn sein ganzes Leben an jene Nacht erinnern sollte. Er hatte sie vorher nicht gehabt.
»Hier, nimm«, sagte Jokbed, »du wirst
Weitere Kostenlose Bücher