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Aufstand der Maenner

Titel: Aufstand der Maenner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Tralow
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dich! Schäme dich das ist das beste Mittel, dich von ihnen zu befreien, und hinterher wirst du gewahr werden, daß Lügen und Stehlen zuweilen nützlich ist und dir gar nicht so selten Ruhm einträgt.«
    Der Versucher stand vor dem Knaben.
    »Garp! Raube die Pferde, und du zerreißt den Zauber der Göttin.«
    Eine Weile noch schwankte Garp. Dann fragte er:
    »Wann?«
    »Diese Nacht.«
    Ganz Mann war der Knabe geworden. Er stand auf
    »Komm«, sagte er, »wir haben noch viel zu tun.«
    Garp war keineswegs bescheiden. Mit Seilen konnte .Jokbed ihn zufriedenstellen. Auch Öl, die Schlingen geschmeidig zu machen, war vorhanden. Die Halfter dagegen waren für Garp eine große Sorge. Selbst Jokbed hatte nicht an Halfter gedacht, doch begriff er sofort, daß man sich ohne sie der Pferde nur schwer bemächtigen könne. Männer, die sich auf Esel verstanden, wurden daher angestellt, die Halfter so sehr Punikrum auch zeterte - aus dessen besten und festesten Purpurstoffen nach Garps Anweisungen zu verfertigen. Zugleich waren sie mit einer anderen Abteilung dazu bestimmt, Garp beim Einfangen und Fortführen der Tiere zur Hand zu gehen.
    Bei allem bewunderte Jokbed Garps Umsicht. Als sei der Junge ein alter Pirat wie er selbst, dachte er.
    In der Dunkelheit sollten die Schiffe bis zu einem festen Ufer, zu dem man von Bord Planken auslegen könnte, in den Phasis einlaufen. Nur auf zwei Hengste war es abgesehen und sonst nur auf Mutterstuten, denen die Fohlen schon von selbst folgen würden. Die Lage der Zelte, der Speicher war Garp bekannt, wie er auch wußte, daß die Pferde, um die Bewachung für die wenigen Leute zu erleichtern, abends in die Hürden getrieben wurden.
    Die kämpfenden Trupps mußten also versuchen, so nahe wie möglich unbemerkt an die Zelte zu gelangen, sie beim ersten Zeichen einer Unruhe in Brand zu stecken und Hinker und Mädchen so lange abzuwehren, bis die Pferde entführt sein würden. Einmal die Schiffe wieder in Fahrt, war keine Verfolgung mehr zu fürchten.
    Von Anbeginn hatte Jokbed nur an Raub gedacht, weil er überzeugt gewesen war, daß die Amaza niemals auch nur ein einziges Pferd verkaufen würden. Ein guter Teil ihres Erfolges bestand schon allein in dem Entsetzen, den die heranbrausenden Kolonnen kriegerischer Reiterinnen den angegriffenen Männern einflößten. Nur für die Männer der Nordsteppen galt das nicht, weil sie selbst beritten waren. Und dann verbot auch die Religion den Verkauf. Pferde waren Heiligtümer, und sie zu verkaufen hätte die Mädchen ebenso unehrenhaft gedeucht, wie etwa einen Hinker in fremde Sklaverei zu geben.
    Zuletzt ergab sich auch Punikrum diesen Gründen; aber erst hatte er seinen Ärger darüber zu verbeißen, daß an Garps Plan so gar nichts auszusetzen war. Um nicht überstimmt zu werden, hob er im Schiffsrat dennoch die Hand, auch dann, als Jokbed Garps Aufnahme in die Mannschaft mit drei Anteilen beantragte allerdings nur für den Fall des Gelingens! Jokbed schenkte niemand etwas, auch Garp nicht.
    •
    Wenn Jokbed nicht auf den göttlichen Schimmelhengst Draup bestanden hätte und Garp nicht so entschlossen gewesen wäre, das seltene Tier ebenfalls zu entführen, so wäre die nächtliche Landung überhaupt nicht bemerkt worden. Draup erst machte das Unternehmen so schwierig. Er hatte ein besonderes Stallzelt und einen eigenen Hofstaat. Auch nachts schliefen stets einige Diener bei ihm. Alle andern Pferde waren schon auf den Schiffen. Mit dem vertrauten Pfiff hatte Garp sie angelockt und während der Fütterung mit vorgeschüttetem Weizen gehalftert. Für ihn, den sie kannten, war « nicht allzu schwer gewesen, sie über die Planken an Bord zu bringen. Zeit freilich hatte er damit verloren, und nun mußte er durch die Zelte der Schlafenden Draups Stall anschleichen. Mit dem Hinker, der bei dem Mangel an Leuten in dieser Nacht als einziger beim Hengst schlief, wurde Garp leicht fertig. Eine Handvoll Gras stopfte dem Überfallenen den Mund, und Draup selbst war ein Freund des Knaben Garp.
    Der Gedanke an einen Pferdediebstahl war bis jetzt noch niemals einem aus dem Volke der Amaza gekommen. Als völlig unmöglich erschien ihnen dieses Verbrechen. So war denn auch alles in den Zelten ruhig geblieben, nur in einem nicht, in dem des Wadd.
    Wegen seines Alters und der Achtung, in der er bei Mädchen und Hinkern stand, hatte er sein eigenes Zelt, das er bis vor kurzem noch mit Garp geteilt hatte. Ein anderer Knabe, der ihm aufgewartet hätte, war noch nicht

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