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Aufstand der Maenner

Titel: Aufstand der Maenner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Tralow
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sein, aber es waren Schiffe, wie er sie nun kannte. Sie wurden durch Ruder und Segel bewegt, erhoben sich mit dem geschwungenen Heck und ebensolchem Bug aus dem Wasser und trugen auf ihrer vordersten Spitze meist in Form eines Fisches eine Metallscheibe, die sich im Winde bewegte. Man wußte dann, woher der Wind kam - das leuchtete ihm ein. Die Menschen dagegen erschienen ihm viel erstaunlicher. Er sah dort Männer, bei deren Anblick er an Ameisen denken mußte.
    Garp war ein breitschultriger, aber auch schlanker Jüngling, und die Arbeit am Ruder ließ auch bei seinen Kameraden keine Bäuche aufkommen. Selbst Punikrum, der sich hätte einen leisten können, verbarg keinen unter seinem langen Kleid. Nun aber sah Garp Männer und gar nicht wenige, die an ihren Hüften wie eingekerbt waren, ein fester Ring mit je einer Wulstkante oben und unten umspannte dort ihren Leib. Dazu trugen sie vorn und hinten ovale Schürzen, und zwar vom mit einem metallenen Gebilde, das Garp, worin er sich irrte, für einen Köcher hielt. Die sich so trugen, waren offenbar die vornehmeren oder doch geputzteren. Die andern hatten nur ein weißes Tuch durch die Schenkel gezogen, das vorn zu einem Knoten verschlungen war. Erst die große Zahl dieser Männer überzeugte Garp, daß der Marterring zu deren Kleidung gehörte, denn erst hatte er geglaubt, man strafe sie damit wegen irgendeines Vergehens.
    Er selbst hatte aus Jokbeds Vorrat einen leuchtend gelben Schurz gewählt, während ein Stirnband sein Haar zusammenhielt. Gerade war er dabei, seine Doppelaxt in die Schlinge seines Schulterriemens zu stecken, als Jokbed dazukam, der vielleicht etwas Ähnliches schon geahnt haben mochte. Garp möge das nicht tun, bedeutete ihm Jokbed. Die Sagaris oder vielmehr die Labrys, wie man hier sage, die Doppelaxt, sei in diesem Lande das geheiligte Zeichen der Frauen - ein Mann, und nun gar ein unpriesterlicher, dürfe sich ihrer nicht bedienen. Garp lachte nur. Das kenne er, war seine Meinung, das Mädchenvolk in dieser Stadt fürchte sich, daß die Männer sich im Gebrauch der Axt als stärker erweisen könnten! Dabei ließ er seine Waffe herausfordernd wirbeln, bis ihm Jokbed widersprach: Kriegerischer Ruhm liege den Frauen von Milet dabei nicht im Sinn, und in Waffen sehe man sie nie.
    »Wozu brauchen sie denn überhaupt eine Axt?«
    »Wozu brauchst du sie? Wohl ebensowenig. Außerdem ist deine Axt nur aus Bronze.«
    »Sie ist so uneben nicht mit ihren zwei Schneiden. Ist die eine stumpf, nimmt man die andere. Und wer geht hier in Waffen, wenn die Mädchen es nicht tun?«
    »Die Männer.«
    »Also gib mir das Schwert, das eiserne, das mir gehören soll.«
    Ohne zu zögern, gab Jokbed es ihm. Er hatte es für Garp schon zurückgelegt. Es besaß eine schöne, etwas geschweifte zweischneidige Klinge, die nach unten in eine Spitze auslief. »Hier ist es.«
    Garp ergriff die Waffe am handlichen Griff, schwang sie einige Male und betrachtete mit Wohlgefallen das Schlangenmuster, das sich vom Griff her nach unten verjüngte.
    »Ich danke dir, Jokbed, die Waffe ist schön.«
    »Noch schöner wäre es, du ließest auch das Schwert zurück. Du bist jung und hier fremd, und wenn du aus irgendeinem Grund in der Stadt das Schwert zögest schiene er dir auch der gerechteste -, so würdest du den Arm verlieren.«
    »Den Arm?« Garp lachte. »Ich werde schon achtgeben.«
    »Man schlägt dir den Arm ab. Es ist verboten, das Schwert zu ziehen in der Stadt.«
    »Ist das Gesetz?«
    »Es ist Gesetz.«
    Garps Heiterkeit verschwand. Gesetze hatten nichts Anziehendes für ihn. Zu sehr mußte er dabei an das Gesetz der Amaza denken, den Knaben Hand und Hüfte auszurenken. Seine heilen Glieder verdankte er einer Gesetzwidrigkeit, der er sich daher verbundener fühlte als dem Gesetz. Trotzig warf er den Kopf hoch.
    »Es gibt aber Bewaffnete in Milet. Ich habe selbst einen gesehen. Einen großmächtigen viereckigen Schild hatte er und einen Bronzetopf auf dem Kopf. In der Hand trug er dann noch einen langen Stock mit einer Spitze obendrauf.«
    »Einen Speer.«
    »Mir gleich. Jedenfalls kann er damit stechen, und wenn die einen bewaffnet sind, die andern aber nicht dann sind die Bewaffneten Gebietende.«
    »Nicht so ganz. Die Bewaffneten sind die Beauftragten der Gebietenden. In den meisten Fällen wenigstens.«
    »Und wer sind die Gebietenden?«
    »Die Unbewaffneten.«
    Garp empfand Kummer über Jokbed.
    »Du hast es leicht, mich zu verspotten«, sagte er. »Du hast eine

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