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Aufstand der Maenner

Titel: Aufstand der Maenner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Tralow
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gefunden worden, und so war niemand bei ihm, den er hätte schicken können, um sich nach der Ursache aller dieser Geräusche zu erkundigen. Seit der Geschichte mit Garp schlief Wadd nämlich nur noch wenig, und so waren ihm schon eine ganze Weile gewisse Geräusche bei den Pferden aufgefallen, ein Wiehern dann und wann, das gar nicht danach klang, als seien Wölfe in der Nähe. Unverkennbar wären dann der kriegerische Klang des Wieherns und das wütende Schnauben gewesen.
    Sehen wollte Wadd also, und da er sonst niemanden hatte, erhob er sich selbst von den Fellen und spähte hinaus. Nichts war jedoch zu sehen, weil die ausgesuchten Pferde schon aus den Hürden heraus waren. Das Fehlen konnte selbst der Kundigste aus der Ferne nicht entdecken. Was wollten die wenigen Fortgetriebenen gegen die Masse der anderen besagen?
    Auch waren nur die Pferde unruhig gewesen, während die Hunde nicht Laut gegeben hatten. Sie kannten eben Garp. Die Hunde der entfernteren Hürden aber hatten wegen des Landwinds überhaupt nichts wittern können. Doch nun waren sie es, die den Ereignissen eine Wendung gaben. Hätten sie nicht angeschlagen, wäre Wadd wohl wieder ins Zelt gegangen; aber die phönikische Abwehr war, um Garp bei
    seiner Rückkehr zu decken, bis dicht vor die Zelte gerückt und so zwischen Wind und Hunde geraten. Ohne die feindlichen Männer zu bemerken, stand Wadd im Mondlicht unmittelbar vor ihnen, und nur das Hundegebell veranlaßte ihn, einen Warnruf auszustoßen und zu fliehen.
    Er erreichte die nächste Wächterin nicht mehr. Ein Pfeil streckte ihn nieder. Und im gleichen Augenblick, da sich die Phönikischen entdeckt sahen, rannten sie mit Geheul auf die Zelte zu und warfen die Feuerbrände hinein.
    Ebenso schnell gingen die Schützen wieder in Deckung und hatten nun das vom Brand der Zelte beleuchtete Getümmel vor sich. Die Mädchen stürzten, nackt wie sie waren, aus ihren Zelten, warfen sich auf die nächsten Pferde und boten dabei mit den Hinkern Ziele, wie kein Schütze sie sich besser wünschen konnte. Auf die Pferde zu schießen hatte Garp die Schiffsmänner angewiesen, und so erlebte Wadd nun das Schreckliche, daß Pferde, einen Pfeil im Hals, hochstiegen und durchgingen oder unter einem Herzschuß zusammenbrachen. Gehört hatte er wohl von eisernen Pfeilspitzen, doch nie eine erblickt nun sah er die Wirkung. Und er sah den göttlichen Hengst rot angeflammt aus dem Dunkel hervorbrechen, über das Feuer sah er ihn setzen, mitten durch die Reihe der Mädchen und Hinker. Auf ihm aber saß - Garp, hoch aufgerichtet, triumphierend - jetzt plötzlich wie weggewischt, flach auf Draups Hals gelegt, völlig mit ihm verschmelzend. Keins der Mädchen wagte zu schießen, aus Furcht, das heilige Tier zu verletzen. Aus der Nacht gekommen, entschwand der Verstoßene in die Nacht.
    Wadd wand sich am Boden und dachte nur eins: Wäre doch das Moor über Garp und ihm selbst zusammengeschlagen! Gut oder schlecht, der Brauch der Verkrüppelung sei Gesetz, und stets müsse aus dem Bruch eines Gesetzes Unheil entstehen - Aufruhr und Empörung und zuletzt die Vernichtung.
    So starb Wadd. Und Garp wußte es nicht.
    Den Sternen nach steuerte Jokbed über das Meer - so sehr mied er die Küste; aber seine Männer ergriff Grauen, als sie kein Land mehr sahen. Nur Garp machte sich nichts daraus. Er habe sich den Namenlosen übergeben, und so seien sie mit ihm, dachte er. Wie ein Mann zog er das Ruder durch, und das machte den andern wieder Mut.
    So fuhren sie unter Segeln und Rudern Tag und Nacht. An keinem Abend winkte ein Strand, dort zu verweilen. Dennoch verließ keines der vier Schiffe Jokbed. Die Leute fürchteten sich, ihm zu folgen, und sie fürchteten sich noch mehr, ihn zu verlassen.
    Erst am Hellespont stießen sie wieder an Land, und nun wurden die Mühen noch schwerer. Kein Segel durfte mehr gesetzt werden, das sie hätte verraten können, und oft ankerten sie tags, um sich nachts fortzustehlen. Bis sie aus den Meerengen heraus und an Troja vorbei waren, dauerte das. Dann kamen sie in das Meer der vielen Inseln, nach dem karischen Milet kamen sie, im kretischen Raum.

6
    Über Garp stand das Wunder einer Stadt. Die neue Landschaft zu verstehen fiel ihm nicht schwer: Berge in der Ferne, die sich zur Küste hin senkten, und dazu ein Fluß das war wie am Pontos. Aber die Stadt, die sich am Hang erhob, war etwas Ungeahntes.
    Mit den vielen Schiffen freilich fand er sich leicht zurecht. Sie mochten größer oder kleiner

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