Aufstand der Maenner
Draups Hals, wobei er ihm etwas zurief. Und jetzt wußte der Hengst, was von ihm verlangt wurde. Er zog dahin, immer wütender wurde der Galopp, trommelten die Hufe, und jetzt der Sprung . . . nicht einmal die oberste Bohle hatten Draups Hinterhufe berührt.
Kreischen und Flucht. Auch Dame Siphas Sänfte wurde hineingerissen. Erst taumelte sie noch wie ein Boot in der Brandung. Nun lag die Sänfte am Boden, und es dauerte eine Weile, bis Garp unter den zappelnden Kissen und Decken ein weibliches Wesen erkannte.
»Laß ab, Mädchen, mir Befehle zu schicken«, rief er. »Vernimm: Ich bin in Feindschaft mit den göttinverwandten Amaza, den Unerbittlichen, und fürchte mich nicht. Wer aber bist du, daß du mir befiehlst? Komm in Waffen, wenn du was willst.«
Damit setzte er, daß alles aufschrie, über Sänfte und Frau hinweg, um dann in gemessenem Trab als ein göttlicher Tiermensch davonzureiten.
Viele derer in Milet meinten dann auch, daß trotz allem der Dame Sipha durch die Ansprache eine hohe Ehre widerfahren sei. Nicht ganz so stolz freilich war sie selbst darauf, während Draup und Garp, obwohl in keiner Weise von ihren Wirkungen unterrichtet, nichts aneinander auszusetzen fanden.
7
Natürlich war Punikrum bei der Ankunft in Milet sofort von Bord gegangen. Wie hätte er auch in einer so ungepflegten Umgebung länger als nötig verweilen sollen. In Milet war er fast so gut wie zu Hause. Er hätte bei den karischen Regierenden vorsprechen können und wäre sicher dort gut aufgenommen worden. Aber er hatte es vorgezogen, bei einem
Handelsherrn abzusteigen, der das weitverzweigte Unternehmen von Punikrums Familie in Milet vertrat. Auf diese Weise wohnte der junge Herr innerhalb des Bereichs seiner eigenen Sippe. Noch ein anderer Grund hatte ihn zu seiner Wahl bewogen. Sein Geschäftsfreund war ebensowenig ein Karer wie Punikrum. Als ein Mann aus Tyrus unterlag er damit auch nicht der strengen Landessitte, die keine andere Herrschaft kannte als die der Frauen. Einen derartigen, meist straff gezügelten Haushalt hatte der Herr aus Sidon für nicht so recht geeignet gehalten, um sich von der Enthaltsamkeit seines Zuges zu den wilden Mädchen zu erholen. Dagegen verlief das Leben hinter den Mauern seines Gastfreundes weit freundlicher. Im Interesse des Welthandels sah man in der Hafenstadt Milet nicht, was man nicht sehen wollte. Kein Sklave, wie es in einem karischen Hause geschehen wäre, sondern eine Sklavin war ihm daher zugeteilt, und zwar mit wesentlich weiter reichenden Aufgaben. Ein hübsches junges Ding war sie - eine häßliche und alte hätte man Herrn Punikrum kaum zugemutet - mit braunen Flechten. Auf ihrem Oberkörper zeigte sich nicht eine einzige Narbe, ein Zeichen, daß sie vermutlich gut gehalten wurde. Erst von den Hüften ab fiel ihr ein blauroter Schurz bis über die Knie, und an den Gelenken der nackten Füße klingelten silberne Reifen. Während das Mädchen Punikrums Kopf wieder in die aufgeschüttelten Kissen bettete, hingen ihre etwas fülligen Brüste ungebändigt auf ihn herab. »Der Gnädigste muß ruhig liegen«, sagte sie, »und das Bein hübsch auf den Kissen lassen, die es stützen und hochhalten, um so eher geht die Schwellung zurück.«
Punikrum stöhnte. Er hatte eben eine neue Packung aus dem Aufguß heilkräftiger Kräuter erhalten, und wenn ihm auch ein Mädchen lieber war als ein Mann, so befand er sich doch nicht in dem Zustand, sich einer fleischlichen Verlockung geneigt zu zeigen. Daher trank er auch seine Mischung aus Quellwasser und Traubensaft sehr folgsam,- was immerhin kein großes Opfer war. Denn sie war kühl und erfrischend, weil man sie in einem porösen Tongefäß zuvor der Sonne ausgesetzt hatte.
Versuchen wollte es Punikrum gern. Er zweifelte nur, ob
es gelingen werde. Dennoch winkte er matt, und so vertagte die Kleine ihre Bemühungen auf eine bessere Zeit. Sie wußte, daß sie diesen Sohn großer Leute dem Hause ihres Herrn zu verbinden habe. Möge er immerhin erst einmal schlafen. Alles andere werde sich schon ergeben. Aber dem Schlummer des vornehmen Herrn stellten sich hartnäckige Gedanken an Frau Sipha entgegen. Ganz ernsthaft und, wie er glaubte, sehr kühl dachte er an eine Verbindung zwischen ihr und sich selbst. Mochte das Unternehmen seiner Familie auch groß sein, so bedeutete es doch nicht viel gegen das kretische der Dame Belit. Die Vereinigung beider aber konnte weltbeherrschend werden. So ganz unbeteiligt jedoch, wie Punikrum es vor sich
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