Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Aufstand der Maenner

Titel: Aufstand der Maenner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Tralow
Vom Netzwerk:
bei Ihrer guten Figur.«
    »Schöne Figur? Das sagen Sie, eine Dame aus Kreta? Selbst der weiteste von euern Schmachtgürteln wäre mir noch zu eng. Ich brauchte zwei oder drei. Finden Sie diese Martergürtel etwa schön?« forschte er, um vor allem das zu erfahren, was er am meisten zu wissen begehrte.
    »Wir haben diese Gürtel den Männern auferlegt«, meinte Sipha kühl, »und wer uns liebt, findet sie schön. Außerdem tragen wir sie ja auch.«
    »Frauen tun oft seltsame Dinge. Aber ich finde, die kretischen Damen teilen nur das Unbequeme mit den Männern. Was die Stoffe für schöne Kleider anlangt - je mehr sich die Damen damit behängen, um so sparsamer werden die armen Männer bedacht.«
    »Ehrlich gestanden, um Politik kümmere ich mich eigentlich nicht. Ich finde, so etwas macht die Frauen alt. Oder man muß schon wie meine Mutter sein. Dann macht es nicht mehr viel aus.«
    »Aber ich sprach von Kleidern!«
    »Kleider sind Politik«, entschied Sipha und streifte mit damenhafter Gelassenheit ihren roten Handschuh ab. »Sie sind Ausländer, Herr Punikrum«, fuhr sie dann huldvoll lächelnd fort, »außerdem ein Mann. Gegen Männer muß man höflich sein . . .«
    »Weil sie die Schwächeren seien meinen Sie das damit?«
    »Waren Sie in Knossos?« fragte sie an Stelle einer Antwort.
    »Es war immer, ein sehnlicher Wunsch von mir, aber . . .«
    »Also Sie waren nicht dort. Und so sehr sehnlich kann ich mir Ihren Wunsch nicht vorstellen. Sonst hätten Sie wohl ein karisches Haus diesem ausländischen vorgezogen. Karien ist zwar nicht Knossos, aber kretisch ist es.«
    »Es ist das Haus unseres hiesigen Sachwalters, Dame.«
    »Natürlich! Ich weiß das. Es ist bekannt, wie sehr ihr Ausländer an euern eigenartigen Gewohnheiten hängt. Bei uns lächelt man ein wenig über sie. Aber das darf Sie nicht beleidigen, lieber Freund, das ist nur unsere unschuldige Freude darüber, daß wir keine Ausländer sind.«
    »Ich hörte oft genug, daß Ausländer nach Kreta gegangen und dort zu Ansehen gekommen seien.«
    »Ganz recht. Als Diener und zuweilen sogar als Männer von Frauen. Wir sind ein zivilisiertes Volk und neigen zu einer milden Gesinnung. Vorurteile sind uns fremd.«
    »Vielen Dank.« Herr Punikrum deutete mit verstecktem Hohn eine Verbeugung an. Er, von seinem Standpunkt aus, konnte sich niemanden denken, der mehr Vorurteile habe als eine kretische Dame.
    »In der Tat, es ist so«, verstärkte Sipha aber völlig ungerührt ihre Behauptung. »Aber wir sind auch neugierig. Ach, es ist so langweilig in Milet. Kann man überhaupt irgendwo anders leben als in Knossos? Über die Langweiligkeit von Milet scheinen wir jedenfalls einer Meinung zu sein. Versorgt Ihre Kleine sie wenigstens gut?«
    »Meine Dame geruht über einen ihr, ach, so ergebenen armen Verwundeten zu spotten.«
    »Ist es Spott-, wenn ich Ihnen eine angenehm ausgefüllte Rekonvaleszenz prophezeie? . . . Mein lieber Freund wenn Sie ein Kreter wären, würde man es Ihnen verargen. Schämt man sich bei euch denn gar nicht, wenn sich ein junger Mann von einem Mädchen bedienen läßt? Noch dazu im Schlafraum?«
    »Dafür lassen sich die kretischen Frauen von Männern bedienen - sogar im Bad!«
    Über diesen Einwurf, der ihr ganz ungereimt dünkte, konnte Sipha nur den Kopf schütteln. Männermoral für Frauen. Wohin käme man da! »Ich verstehe Sie nicht. Was hat das miteinander zu tun? Ich übrigens ziehe ebenfalls Masseure vor, wenn Sie das meinten. Massieren ist keine Tätigkeit für Frauen. Sie freilich scheinen anderer Meinung zu sein. Aber es bleibt immer noch wahr: Was für eine Frau nichts bedeutet, schickt sich noch lange nicht für einen Mann. Natürlich haben Sie es mit der Gleichberechtigung des Mannes. So was gibt es auch bei uns: ein paar Sitzengebliebene, denen keine Frau jemals einen Antrag machte, und sogar einige entartete Damen, die um jeden Preis auffallen wollen. Aber man verkehrt nicht mit solchen Leuten. Ich persönlich denke darin ja etwas freier, aber Sie verstehen mein ganzer Kreis-,  und außerdem ist auch kein einziger unter diesen hoffnungslosen Junggesellen, der mich reizen könnte.«
    Immerhin sitze sie an seinem Lager, dachte Punikrum, also sei er wohl kein sitzengebliebener alter Junggeselle, mit dem man nicht verkehre, sondern gewissermaßen männlicher Rohstoff, der sich des Formens lohne. Unerträglich hochmütig fand er sie dabei doch. Warum rücke sie nicht mit ihrem Heiratsantrag heraus, weswegen sie zweifellos

Weitere Kostenlose Bücher