Aufstand der Maenner
er laut und führte den Rücken seiner rechten Hand an die Stirn, um durch diese wenn auch unvollkommene Devotion jede sündige Kritik zu verscheuchen.
Natürlich sei es gut und überaus notwendig, der Gebärerin zu opfern, dachte er geläutert weiter, und darum müsse auch mit vollem Recht der eine vom Volk gewählte Stadtkönig Priester der Ischtar sein. Aber man habe doch auch noch Bel, den Herrn der Herren, den Gott des Tages und der Sonne. Dessen Priester sei der andere von den vornehmen Geschlechtern gewählte König. So lasse sich auch als Mann noch leben, stellte Punikrum mit Befriedigung fest. Wenn sich also Sipha entschließen könne, mit ihm nach Sidon zu ziehen . . . sonst aber . . . Kreter und Siphas ältester Sohn zu werden sei gefährlich, die ungeschmälerte Herrschaft mache die Frauen oft grausam . . . und was nütze ihm Siphas Reichtum, wenn sie ihn nicht darüber walten lasse? Leicht könne er bei dem ganzen Handel ohne Gewinst seine Freiheit verlieren.
Übrigens: Bel Belit. Siphas Muttername komme ohne Zweifel von Bel und sei trotzdem kretisch, obwohl das Mutterland von Bel nichts wissen wolle. Alles Fremde nehme dieses Volk, verwandle es, und auf einmal sei es kretisch. Möge eine ägyptische Statue gewaltiger sein als eine kretische Skulptur, und seien die langbeinigen Ägypterinnen im durchsichtigen Byssus auch nicht zu verachten, so tue das Beste an ihnen doch nur die Natur hingegen in Kreta verhülle man die
Frau, um sie zu enthüllen. Nirgends in der Welt gebe es so schöne Gefäße, so schönen Schmuck wie dort, so viel Anmut, so viel Reichtum und so viele anziehende Frauen.
Vielleicht wäre die rauhere Wirklichkeit nicht immer ganz so beglückend, wie sie sich aus der Ferne und in Punikrums Vorstellung ausnahm, aber Tatsache war es doch, daß sich oft genug Männer aus Verhältnissen, die ihrem Geschlecht günstiger waren, losrissen, um a|s Mann einer Kreterin ins Mutterland einzuwandern. Schwierigkeiten gab es in einem solchen Fall nicht. Genauso wie jeder, der vom Nil trank, Ägypter wurde, war jeder Mann einer Kreterin Kreter. Und ob Punikrum diese Verwandlung durchmachen würde oder nicht, sollte sich dem Anschein nach auch sogleich herausstellen. Denn jetzt kam die Pflegerin mit fliegendem Rock und klirrenden Fußringen durch den Vorhang, um ganz aufgeregt zu melden, daß Frau Sipha dem Gnädigsten einen Krankenbesuch abstatten zu wollen geruhe.
Zur Bescheidenheit hatte Punikrum, gerecht beurteilt, keine Veranlassung. Als Patrizier seiner berühmten und mächtigen Stadt war er mit einem fest umrissenen Anspruch auf Geltung zur Welt gekommen, und dieser Anspruch war dank seines guten Aussehens und seiner Eleganz besonders von den Damen der großen Welt oft anerkannt worden. Es war daher nicht eigentlich Überheblichkeit, wenn ihn bei Siphas unerwartetem Besuch ein jäher Schreck überfiel, weil sich zu verwirklichen schien, womit er bisher nur gespielt hatte. Bezeichnenderweise dachte er zunächst daran, ob er sein ferneres lieben als Siphas Mann wohl in einer Art von Entblößung herumlaufen müsse, die man möge sie noch so kostbar verbrämt sein bei ihm zu Hause in Sidon doch als wenig anständig und nur Leuten geringeren Standes angemessen betrachte.
Aber was Punikrum auch dachte seine Gedanken trafen nicht Siphas Sorgen. Wäre er gesund gewesen, so hätte sie ihn zu sich beschieden. Ein kretischer Jüngling wäre vielleicht, um sich seine Heiratsaussichten nicht zu verderben, ferngeblieben. Bei einem Manne aus Sidon war das nicht zubefürchten. Aber nun lag der Ärmste mit zerschundenem Schienbein darnieder, und das war ein willkommener Anlaß für Sipha, ihn einmal allein zu sprechen. Ihren Hofstaat hatte sie bei ihrem Eintritt denn auch in der Halle gelassen.
»Sie sind ein großer Händler in gefährlichen Tieren«, sagte sie, »das kleinste davon tritt Sie zuschanden. Wie geht es Ihnen?«
»Da Euer Gnaden mich Unwürdigen beehren, muß es mir wohl besser gehen. Aber die kleine Bestie hätte ich große Lust abzuschlachten.«
»Selbst?«
Sipha lächelte, und Punikrum war gescheit genug, dasselbe zu tun.
»Bin ich ein Tierbändiger? Ich bin ein Kaufmann. Wenn es sein muß, bin ich bereit zu fechten, aber nur, wenn ich es nicht vermeiden kann. Zur Arena aber gehöre ich nicht. Weder zu wilden Pferden noch zu wilden Stieren.«
»Schade! Ich hätte Sie gern als Stierkämpfer gesehen, mit einem Sprung über den Stierrücken hinweg. Würde Sie gut kleiden, Herr Punikrum,
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