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Aufstand der Maenner

Titel: Aufstand der Maenner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Tralow
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ließ, wenn Windrichtung und Kurs nicht mehr zusammenfielen. Dieser Fetzen über ihm aber war wenig nütze und müßte bei einer Änderung des Kurses oder der Windrichtung fortgenommen werden.
    Ganz sachlich dachte er über die Probleme des Mit-dem-Wind- und Am-Wind-Segelns nach. Aber nur ganz dünn schwammen diese Gedanken auf einem Untergrund von Haß und Rachgier.
    Seine Erziehung hatte ihn hart gemacht. Wenn einem Amazamädchen Gleiches wie ihm widerfahren wäre - keinen Augenblick hätte es gezögert, mit der Selbstvernichtung zugleich den Feinden oder auch nur einem einzigen Feind den Tod zu geben. Garp empfand nicht anders. Doch auch hierbei packte ihn der Grimm über die bevorzugten Mädchen. Sie gingen in einem solchen Fall zu den ewigen Freuden von
    Jagd und Krieg in das Gefolge ihrer Göttin ein. Was werde ihm begegnen? Er wußte es nicht. Keine gewisse Zuversicht spendete ihm Trost und Begeisterung. Sein Weg gehe zu den Namenlosen, und was dort sein werde, wisse er nicht. Dennoch beirrte ihn dieses Unwissen nicht in der Überzeugung, daß Töten sein Geschäft sei, und die Lust dieses Gedankens wurde nur durch den andern beeinträchtigt, daß er sich wohl mit einem und, wenn die Namenlosen es ihm gewährten, mit zweien der Bewaffneten begnügen müsse, die doch nur die Arme und nicht das Herz seiner Feindin Sipha seien. Daß sie, die Unholdin, im Lichte schreiten werde, indes er sterbe, machte ihm Kummer.
    Es sei etwas Seltsames um die Zweibrüstigen, dachte er. Frauen nenne man sie und Mütter. Aber der Unterschied zwischen ihnen und den Amazamädchen liege wohl nicht so sehr in den Brüsten als darin, daß die Mütter ihre Kinder kennen und diese ihre Mütter. Ganz anders sei das, und die Amaza würden gewiß sehr verächtlich tun und mit Hohn nicht sparen. Sei es aber wirklich verächtlich, wenn ein Weibliches das tue, was bei den Amaza den Stuten obliege? Pferde seien doch heilige Tiere, und was eine Stute nicht entwürdige, dessen brauche sich eine Mutter nicht zu schämen. Die Brustlosen können eben nicht säugen, und was ihnen versagt sei, machen sie schlecht. Das kenne er ja.
    Abgestoßen fühlte sich Garp jedenfalls nicht von den Müttern, und darüber wunderte er sich ein wenig, weil seine Erfahrungen mit Sipha doch nicht danach seien, ihn den Müttern geneigt zu machen. Schließlich einigte er sich mit sich selbst darauf, daß alles Weibliche jedem Männlichen immerdar feind sei. Nur eins gereichte ihm zur Genugtuung. Er hatte der Lampeto gesagt, daß er nicht zu den Unterworfenen wolle, und das hatte er gehalten. Denn wohl seien die Kreter schändlich, aber Unterworfene seien sie nicht. Die Sklaven freilich . . . aber das seien eben keine Kreter.
    An den Sklaven wollte Garp sich auch keineswegs vergreifen - nur an den Treibern mit den Knotenstricken. Und er wußte auch, wie er das machen wolle. Seine Hände waren stark, aber bei ihrer Länge sehr schmal. Mit seiner Rechten war es ihm daher gelungen, halb durch den Gelenkreifen zu schlüpfen, und ein Riß im Kupfer hatte ihn bei der Sprengung begünstigt. Mit seiner nunmehr freien Rechten hatte er dann an den Verschluß des linken Reifens herangekonnt. Das alles war durchaus nicht einfach gewesen, aber sich zu verbergen, hatte er gelernt, und jetzt konnte er seine Ketten, wenn es soweit war, mit einem Ruck abwerfen. Die Waffen zur Verteidigung und zum Angriff sollte ihm der Treiber liefern. Nur durch einen überraschenden Überfall konnte das geschehen. Der Kampf zwischen einem nackten Jüngling und einem Schwerbewaffneten wäre sonst zu ungleich gewesen.
    Doch darüber machte sich Garp wenig Sorgen. Er prüfte bereits die Lage, ob sie ihm nicht ermögliche, das ganze Schiff und alle Menschen darauf mit sich hinabzureißen. -Dabei kam ihm der Gedanke an das Kohlenbecken, das hinter ihm im Vorschiff unmittelbar unter der »Labrys« schwelte. Die Sklaven, die dort ihren Platz hatten und bei der Ablösung an die Ruder sollten, fürchtete er nicht. Mochten sie für oder gegen ihn sein. Nackt und gefesselt waren sie keine Gegner. Von ihnen schweifte sein Blick zur torkelnden Mastspitze hinauf und zu dem ungefügen Segel, das trotz der Brise nicht vollstehen wollte, und wieder vom Segel zum Steuermann. Seitlich am Heck hing dessen Steuer - ein Ruder mit breitem Blatt an starken Riemen, die ihm jede Bewegung ließen. Was geschehen würde, überlegte Garp, wenn man den Steuerer abschösse. Die »Labrys« war ein schnittiges Boot und würde völlig in

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