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Aufstand der Maenner

Titel: Aufstand der Maenner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Tralow
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futtert und tränkt es, ehe ihr selber eßt, säubert ihm die Hufe, ehe ihr selber euch säubert . . .«
    »Aber das ist ja Sklaverei!«
    »Das ist Reiterei! Liebt erst euer Pferd, dann wird es euch beistehen in der Schlacht, wie mir der Gemahl der Göttin beistehen wird, der weiße Hengst, den kein anderer besteigen kann, des bin ich sicher.«
    Ihr ins Gesicht triumphierte Garp. Aber gerade seine Siegesgewißheit riß alle Widerstandskräfte aus dem Mädchen Adna zu tag.
    »Ich, Adna«, rief sie, »Großtochter der Belit, werde ihn besteigen!« Und das war eine Fanfare, die unerwartet alle Tändeleien durchstieß. Wie die Stimme einer jugendlichen Belit war das und tödlicher Ernst.
    Als einen Schlag gegen seine Brust empfand Garp diesen Schrei. Jetzt war sie da. Jetzt stand sie wieder vor ihm. Lampeto war es, die immer Erwartete. Was hatte sie bei seiner Flucht am Phasis gerufen? Denn geflohen war er. »Du gehörst mir!« hatte sie gerufen, und »Die Göttin möge entscheiden!« hatte sie geschrien. Und dann hatte sie ihre Sagaris geworfen.
    Garp sah und hörte es, als geschehe es eben jetzt. Aber sie habe ihn nicht getroffen, dachte er, und fast freute er sich auf den Kampf, der nun folgen müsse. Er unterschätzte Adna nicht mehr.
    »Du wirst ihn nicht besteigen«, sagte er. »Weswegen, glaubst du, bin ich hier - bin ich in Kreta?«
    »Nach dem Willen der Göttin bist du hier!«
    »Nach dem Willen der Pferde. Weißt du, was es heißt: Ich habe die Pferde gestohlen? Gestohlen habe ich sie! Aber wurden sie darum mein eigen? Zur Strafe meiner Sünden, die viele und schwer sind, gingen sie nach Kreta. Ich konnte es nicht hindern. Darum bin ich hier.«
    »Zur Strafe deiner Sünden?« höhnte sie. »Du bist nicht sehr höflich, Garparuda.«
    »Ich mußte ihnen folgen. Wo sie sind, bin ich. Und nun willst du kommen und sie nehmen, als hätten sie keinen eigenen Willen? Du wirst sie sowenig stehlen wie ich. Wage es ja nicht, dich zwischen uns zu drängen. Wir sind eins: die Pferde und ich. Zerschmettern werden sie dich, du Tochter der Sipha!«
    Als wirbele er die Doppelaxt, rief er es. Noch nie hatte Adna ihn so gesehen, glühend und ein Gewitter in seinen zornigen Augen. Ihr war, als erscheine er ihr zum erstenmal.
    Alle Gerüchte und Sagen um ihn drangen auf sie ein, und erschauernd wich sie einen Schritt zurück.
    »Garparuda . . .«, stammelte sie, ». . . sage mir, wer du bist ... Wer bist du, will ich wissen!« rief sie wild und näherte sich seinen Augen. »Wie soll ich dich nennen, Garparuda?« flüsterte sie. »Bist du . . . ein Mensch?«
    Doch dann sagte Garp etwas, und das traf sie ins Herz: »Ich bin ein Mann, Tochter der Sipha.«

18
    Oh - es gab keinen Zweifel -, er war ein Wunder, der Minospalast, wenn seine Hörnerzinnen im ersten Morgen angestrahlt wurden - von Gournais her, von Zakros her und wie die kretischen Bundesstädte alle hießen -, oder des Abends der Westhof, wenn die Sonne über dem wilden Fernland im Meer versank. Wie die ägyptischen Tempel hatten auch ihn der Schweiß und das Blut der Sklaven errichtet, die Peitsche hatte ihn zum Erblühen gebracht, wohlgetan hatte ihm der Atem aus keuchenden Lungen. Die Ordnung ägyptischer Tempel und Pyramiden jedoch hatte er nicht. In Generationen war der Minospalast entstanden. Sein erster Baumeister war Dädal gewesen, der Vater des abgestürzten fliegenden Ikaros. Jeweilige Bedürfnisse und Wünsche hatten ihren Teil am Palast, und Rhea selbst hatte ihm mit dem sanft ansteigenden Baugrund die Form gewiesen. In allem Prunk war er bergende Höhle geblieben und nach außen verschlossen. Nur aus den Höfen erhielten die Fenster ihr Licht.
    Der Palast war Knossos - Knossos der Palast. Einige Wohnstätten der großen Familien, die aus Feudalherrinnen Kaufleute geworden waren oder mit neuem Reichtum die alte Herrinnenschicht verdrängt hatten - das war alles. Kinder des Palastes waren sie, zu dem sie gehörten.
    Für das Volk hatte selbst der ungeheure Reichtum Kretas nicht mehr gereicht. Dessen schilf- und schindelgedeckte
    Buden, dessen Lehmhäuser und -hütten wuchsen zwischen Äckern und Kleingärten in der Ebene, wie sie wollten - möglichst nahe am Palast, versteht sich, oder besser noch möglichst nahe am Markt.
    Kaufend und verkaufend tummelte sich dort das Gewimmel der Halbnackten. Auch die Frauen überließen Mieder, Jäckchen und Hemden den Damen und begnügten sich mit dem langen Rock. Die Ansprüche waren notgedrungen gering, und so würden

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