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Aufstand der Maenner

Titel: Aufstand der Maenner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Tralow
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es ihm, anzupreisen, was trefflich sei, wie jeder, der sehen könne, auch zu sehen vermöge, und denen, die es nicht sahen, gönnte er nicht, was er liebte. Schwer war ihm das Herz; denn er gedachte der Heimkehr. Und der da, meinte er, werde auch gerade kein Käufer sein und einer, der Augen habe. Er meinte Garp.
    »Laß mich sehen, alter Mann«, sagte Garp und hob ein blaues Gefäß, halb Schale, halb Vase, auf.
    Von der dunklen Kehlung des breiten Randes senkten sich die beiden Henkel auf die helle bauchige Mitte, die sich in schönem Schwung nach unten zum schwarzblauen Stand verjüngte. Es war keiner von den modischen und eigenwilligen Krügen, deren Formen die Gefäße ihrem Zweck entfremdeten. Der hohe Wert dieser Schale lag in dem vollendeten Ausgleich der Linien, in der Steigerung der Farbe zu Hell und deren Ablauf ins tiefe Dunkel, vor allem aber in der Behandlung des oft verwandten Tintenfischornamentes. Wie durch Wasser sah man das Tier und die kunstvollen Windungen seiner Fänge. An ein Lied mußte Garp dabei denken, als er es sah.
    »Was kostet die Schale?«
    »Was du mir nicht gibst. Stell sie hin.«
    Doch Garp gehorchte nicht. »Ich kann das Siegel nicht finden«, sagte er. »Wo hast du es angebracht?«
    »W a s geht dich mein Siegel an, da du die Schale nicht kaufst.«
    »Wie? Du bist selbst der Meister dieses Werkes und sitzest hier auf dem Markt?«
    »Deine Frage ist nicht ganz so töricht, wie du ausschaust. Ja, ich bin selbst der Meister und sitze hier auf dem Markt. Und sitze umsonst.«
    Um mehr zu erfahren, stellte Garp sich unwissender, als er war. Denn obwohl er geringe Achtung für die Kunstschätze hegte, so schmälerte das keineswegs sein Verhältnis zur Kunst. Auch er hockte sich nieder.
    »Du rühmtest selbst die Kostbarkeit deines Werkes«, sagte er. »Aber die Zeiten sind schlecht, Meister. Die Leute haben kein Silber. Billige Ware mußt du machen, Gebrauchsware für wenig Kupfer.« Der Meister ergriff die Schale, die Garp ihm reichte. Lange besah er sie. Aber noch immer wartete Garp auf ein Wort. Endlich blickte der alte Mann auf.
    »Soll ich dir antworten, Fremder? Weil du ein Kreter bist, will ich es tun. Aber du bist nicht aus Knossos. Bist du aus Zakros oder aus Lato . . .? Nein, sage mir nichts - du bist aus Phaistos! Vielleicht wirst du mich verstehen. Ihr habt alles verloren in eurem letzten Krieg gegen Knossos und seid nun in eurer zerstörten Stadt Bundesgenossen eurer Zerstörer. Hättet ihr gesiegt, wäre es umgekehrt. Alle aber sind wir Kreter. Was macht uns dazu? Die Fische? Das Korn? Die Bergwerke? Die Schiffe? - Das alles haben andere Menschen auch. Was macht uns zu Kretern, gleichviel, ob wir auf der Insel geboren sind oder nicht?«
    »Rheas Wille.«
    »Sehr richtig, Fremder. Nur spürt ihr ihn nicht mehr. Sonst würdet ihr der Gottheit Willen in dem verehren, was man in der ganzen Welt als kretisch erkennt: in euern Vasen und Bauten, in euerm Schmuck, euern Bildern und euern Gesängen, in allem, was ihr als erste gerade so und nicht anders fühltet und was nun alle Welt als schön empfindet und als kretisch. Kunst ist der Gottheit Traum. Sie ist etwas Lebendiges. Schlechte Zeiten? Die Kunst soll auf bessere warten? Haut nur einen blühenden Baum um, macht einen Besenstiel daraus und wartet auf bessere Zeiten. Rhea wird keine mehr senden. Was hülfe es auch, käme mehr Silber unter die Leute und ihr nähmet euern Besenstiel und pflanztet ihn in euern besseren Zeiten wieder in die Sonne und pflegtet ihn -es würden keine Blüten mehr kommen und keine Früchte. Dung bliebe Dung und brächte nur Maden hervor. Und darum, Fremder, mache ich kein Gebrauchsgeschirr. - Jetzt aber geh, du verscheuchst mir nur den Käufer, der vielleicht noch kommt.«
    »Ich wäre der Käufer«, sagte Garp, »aber ich fand das Siegel nicht, das ich suchte.«
    »Welches Siegel?«
    »Das des Zeia. Bist du Zeia, der Töpfer?«
    »Rhea entziehe dir ihr Erbarmen! Wie soll ich Zeia sein? -der Mann, der alles macht, was man ihm anschafft! Unheilig sind deine Hände! Hebe dich fort von mir, und berühre nie mehr meine Werke.«
    In diesem Augenblick wurde Garp Hilfe zuteil.
    »Wie kannst du Hände, die erhaben sind, unheilig schelten?« rief eine Frauenstimme, »weißt du nicht, wer dieser da . , .«
    »Bitte, still, junge Mutter«, sagte Garp und sprang auf.
    Aus Höflichkeit nannte er sie »junge Mutter«, denn sie war eine Frau in mittleren Jahren, die schon erwachsene Kinder haben konnte. Wie alle

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