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Aufstand der Maenner

Titel: Aufstand der Maenner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Tralow
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nicht viele Umstände gemacht. Händlerinnen und Händler hockten bei ihren Waren auf der Erde.
    Man zahlte mit gebrochenem Kupfer und Silber, Gold erschien selten, Eisen nie. Immer mußte die Waage entscheiden.
    Die großen Handelshäuser bedienten sich wohl bei ihren Zahlungen untereinander gestempelter Stangen; aber auch sie erkannten ihr eigenes Siegel nicht an, wenn es ihnen aus fremden Händen zurückkam. Die Stäbe konnten inzwischen an Gewicht verloren haben — die Waage war also in keinem Fall zu entbehren.
    Unauffällig schlenderte Garp über den Markt. Seinen Stab trug ihm in weitem Abstand ein Sklave nach, und zum Zeichen, daß er nur dessen Träger und nicht dessen Besitzer sei, trug er ihn geschultert. So selten war Garp in Knossos, daß er hoffen konnte, unerkannt zu bleiben, wenn er auf dieses Zeichen seiner Ranges verzichtete.
    Fast wie ein Fremder ging er denn auch durch die Reihen. Er sah noch, was die des Anblicks Gewohnten gar nicht mehr bemerkten: den Palast, den Markt, die Hütten in ihren Zusammenhängen und Gegensätzen.
    Immer sich gleich blieb der Palast, die unnahbare Burg einer anscheinend unwandelbaren und heiligen Herrschaft -indes der Markt seine Flut hatte und seine Ebbe. Jetzt war Ebbe. Zunehmende Kriege gegen barbarische Völker auf dem Festlande, Aufstände überseeischer Unterworfener, mochten sie Bundesgenossen heißen oder unterworfene rechtlose Völker sein, Unzufriedenheit mit den Steuern auf der Insel selbst - das alles hatte den Metallumlauf verringert. In den Hütten merkte man es schon lange.
    Am dichtesten war das Gedränge noch bei den Lebens-mitteln. Fische wurden gekauft und Korn — Fleisch seltener. Aber Öl und Feigen waren kaum zu entbehren, und selbst handgemahlenes Mehl und daraus gebackene Brotfladen fanden Absatz bei Leuten, die sich die Arbeit des Mahlens und Backens zugunsten einträglicherer Beschäftigungen ersparen wollten.
    Außer auf den Märkten für Rinder, Ziegen und Geflügel waren kaum Tiere zu sehen. Alle Welt, auch die vornehmste, ging zu Fuß. Nur Damen und vielleicht einmal ein Priesterinnengehilfe hohen Ranges - aber die sah man nicht auf dem Markt - machten in ihren Sänften von den Beinen und Schultern ihrer Sklaven Gebrauch. Die Lasten dagegen wurden auf dem Kopf getragen oder mit Hilfe eines Stirnbandes auf dem Rücken. Selbst die Marktkarren wurden von Menschen gezogen. Zugochsen waren Standespersonen Vorbehalten, Esel noch viel seltener. Das lag an den Straßen. Zu bauen verstand man sie wohl. Die breite gepflasterte Straße zwischen hohen Doppeläxten, die den Palast mit Maale Knossos, dem Hafen, verband, war berühmt. Doch von ihr und einigen Hauptstraßen abgesehen, gab es fast nur Saumpfade, auf denen menschliche Füße leichter vorwärts kamen. Das alles beobachtete Garp. Bis zu den Ursachen durchdrang er das oft noch heitere und immer geschäftige Treiben mit seinem Blick. Vielerlei Märkte hatte er bereits hinter sich: den der Lebensmittel, der Schmiede, der Wirkwaren, der Schuhe und Stiefel - bei den Luxuswaren hatten nur wenige Verkäufer ausgelegt, dort hatten sich vorwiegend Neugierige eingefunden. Alle Preise aber waren gestiegen. Oft hatten die Rohstoffe gefehlt das Leder aus Thrakien, die Wolle aus Syrien —, und nun fehlte das Silber. Was es davon noch gab, forderte der Palast zu seiner eigenen Erhaltung, um es weiterzugeben, selbst um es zu verschwenden, und was Kriege und die wachsende Unsicherheit der Meere nicht mehr nach Kreta gelangen ließen, wurde aus der Insel gepreßt. Der Palast war nicht zu erschüttern . . .
    Auf dem Topfmarkt war es nicht viel anders als auf dem der Luxuswaren oder dem der Sklaven. Es fehlten die Käufer. Ehe man sich neues Geschirr anschaffte, begnügte man sich mit den letzten Scherben. Manche drehten sich ihre Töpfe auch selbst und fragten nicht viel danach, was dabei herauskomme.
    Der alte Mann pflegte sonst nicht mit seinen Töpfen zu Markt zu gehen. Er war ein Künstler und war stolz. Immer hatte man seine Werke ihm aus dem Hause geholt, und fast immer war ihm der Abschied von ihnen bitter geworden. Dann freilich waren sie bei ihm geblieben. Zuletzt hatten die Frauen ihn samt seinen Töpfen hinausgetrieben, und was sie geschrien hatten, war »Hunger« gewesen.
    Seit dem frühen Morgen saß er nun schon zwischen seinen in Stroh gebetteten Stücken. Es waren wenige, aber sie waren kostbar. Aber nicht einer hatte ihn darum auch nur angesprochen. Er hatte die Gabe nicht. Schande erschien

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