Aufstand der Maschinen
und hat Angst, sein verrückter Aufzug könnte ihnen nicht passen«, schlug Dirkman vor.
»Jedenfalls scheint er der Mann zu sein, den wir brauchen«, entschied Charles. »Glaubst du, daß er bereit ist, uns nach Detroit zu fliegen, Helga?«
»Natürlich!« antwortete sie zuversichtlich. »Wenn ich ihn mit großen blauen Augen ansehe, fliegt er überall hin.«
»Hmmm, ich weiß nicht recht, ob mir das ...«, begann Charles, der wieder unter der gleichen Eifersucht wie vorhin litt.
»Keine Angst«, versicherte Helga ihm lachend, »ich bin noch immer schneller als er.«
»Du brauchst aber einen Fallschirm, wenn er dich in seinem Jet verfolgt«, stellte Dirkman grinsend fest.
»Nicht, solange Chuck bei mir ist«, antwortete Helga.
Charles ließ alle eifersüchtigen Gedanken fallen und hatte statt dessen das Gefühl, mindestens drei Meter groß zu sein. Warum, so fragte er sich, während er tief einatmete und die Schultern zurücknahm, hatte Agnes nie etwas in dieser Art zu ihm gesagt? Hätte sie es getan, wäre er vielleicht ein anderer Mensch geworden. Andererseits hätte sie es vielleicht getan, wenn er ein anderer Mensch gewesen wäre.
Unmittelbar nach dieser Besprechung waren Dirkman und Jonas fortgegangen, um dafür zu sorgen, daß die Mary Lou wieder flottgemacht und an den Kai geholt wurde. Charles und Helga hatten sich auf den Weg zu Dr. Morgan gemacht, um sich nach Enders zu erkundigen.
Der Arzt war zunächst unnachgiebig gewesen, aber als Enders hörte, daß sie nach Detroit fliegen wollten, war er fast aus dem Bett gesprungen und hatte sich so aufgeführt, daß Dr. Morgan endlich zustimmte, ihn nochmals gründlich zu untersuchen und anschließend zu entlassen, falls überhaupt die Chance bestand, daß er diesen Flug überlebte.
Wenige Minuten später kam der junge Arzt kopfschüttelnd aus der Praxis. »Professor Enders ist sehr krank«, erklärte er Charles. »Er müßte eigentlich unter ständiger Beobachtung in einem Krankenhaus liegen.«
»Soll das heißen, daß er uns nicht begleiten kann?«
»Das habe ich nicht behauptet. Ich weiß nur, daß er diese Reise nicht unternehmen sollte. Unter Umständen bedeutet sie den sicheren Tod für ihn, aber ich fürchte, daß er noch schneller stirbt, wenn er hierbleiben muß. Er scheint an Halluzinationen zu leiden, glaubt das Ende der Welt vor sich zu sehen und spricht ständig davon, nach Detroit fliegen zu müssen, um die Menschheit zu retten. Ich habe den Verdacht, daß er regelrecht gewalttätig werden würde, wenn ich ihn nicht fortließe. Ich kann mir allerdings nicht erklären, wovon er eigentlich spricht.«
»Sagen Sie, Doktor, hören oder sehen Sie sich nie die Nachrichtensendungen im Rundfunk oder Fernsehen an?«
»Natürlich nicht. Ich habe keine Zeit dazu. Hier auf der Insel gibt es so viele Fälle von Trinkerleber und Verfolgungswahn zu behandeln, daß mir wirklich für nichts anderes Zeit bleibt.«
»Ich möchte Ihnen trotzdem raten, sich gelegentlich etwas Zeit dafür zu nehmen«, fuhr Charles fort. »Hätten Sie in letzter Zeit die Nachrichten gehört, wüßten Sie wahrscheinlich auch, weshalb Fenwick Enders hier nicht mehr Überlebenschancen als in Detroit hat.«
Der Arzt richtete sich auf. »Wollen Sie mir etwa vorschreiben, was für meinen Patienten am besten ist?« fragte er scharf.
»Nein«, antwortete Charles ruhig, »ich meine damit nur, daß Enders' Halluzinationen wahr werden, und wenn wir nicht nach Detroit kommen, um etwas dagegen zu unternehmen, haben Sie bald keine Patienten mehr, weil es keine Menschen mehr gibt.«
Der Arzt starrte ihn an. »Leiden Sie etwa an den gleichen Halluzinationen?«
»Das sind keine Halluzinationen«, warf Helga ein. »Denn sonst wären nicht schon Hunderttausende daran gestorben.«
»Hmmm ... ich muß mich wirklich selbst damit beschäftigen, nehme ich an.«
»Eine gute Idee, Doktor. Aber wie steht es mit Fenwick Enders?«
»Nehmen Sie ihn mit! Es ist schließlich gleich, ob er unterwegs stirbt oder sich hier zu Tode grämt.«
12.
Gegen Mitternacht lief die Mary Lou auf die kalifornische Küste zu. Charles stand am Steuer, Professor Enders saß in mehrere Wolldecken gehüllt neben ihm, und Dirkman und Jonas waren am Bug postiert, weil die Sicht im Nebel nur wenige hundert Meter betrug.
»Erkennst du den privaten Anlegeplatz des Senators vom Wasser aus wieder?« fragte Charles Helga.
»Ja, wenn wir nahe genug herankommen.«
»Lichter voraus!« rief Jonas.
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