Aufstieg der Toten: Roman (German Edition)
unterstrich den Befehl, indem er den Rest seines Magazins auf die Überträger unter ihnen entleerte, wenn auch mit geringer Wirkung.
Deputy Willis schob Sherman mit der Schulter beiseite, stützte sein Gewehr auf dem Turmrand ab und begann auf die Watschler zu feuern. Seine präzisen Schüsse zeitigten die sofortige Wirkung, den vordersten Watschler auszuschalten, der gerade in einen nicht weit entfernten Hof eindringen wollte. Die durch die Lücke eingedrungenen Gestalten waren etwa acht an der Zahl, doch Sherman wollte nicht, dass es auch nur ein Einziger bis zu den Straßen Abrahams schaffte.
Ein Stück die Hauptstraße hinunter waren Sheriff Keaton und Thomas damit beschäftigt, ihre Klamotten zu dekontaminieren. Sie hatten eine Metallwanne auf die Straße gezogen und halb mit Wasser und reichlich Bleichmittel gefüllt. Der aus dem Gebräu aufsteigende Dunst ließ ihre Augen tränen und ihre Mundwinkel jucken.
» Na schön, ich muss wohl der Erste sein«, sagte Keaton. Er holte tief Luft, hielt den Atem an und sprang in das gut einen halben Meter tiefe Bleichmittelbad. Er verspritzte die Mischung auf seinen Armen und Beinen und ließ seine Schuhe so viel von dem virustötenden Bleichmittel absorbieren wie möglich. Dann sprang er ebenso schnell wieder heraus. Seine nackten Arme und sein Hals, die dem Bleichmittel ausgesetzt gewesen waren, röteten sich bereits. Man hatte mehrere Liter des Zeugs ins Wasser gekippt. Da niemand die genaue Menge kannte, die nötig war, war man davon ausgegangen, dass in diesem Fall viel nicht zu viel sein konnte.
» Na los, na los!« Keaton hob beide Arme in die Luft. » Spritzen Sie’s ab! Spritzen Sie’s ab! Das Zeug brennt wie die Hölle!«
Thomas gehorchte ihm nur allzu gern. Er hielt einen dicken Gartenschlauch mit einer Spritzdüse in den Händen. Der alte Sergeant schien mit fast sadistischer Freude zu grinsen, als er die Düse einstellte und den Sheriff mit einer Ladung eiskalten Wassers bespritzte.
Keaton nahm es wie ein Mann. Er knirschte mit den Zähnen und drehte sich langsam im Kreis. Thomas spritzte ihn von oben bis unten ab. Als er fertig war, war alles Blut von ihm abgewaschen, und der Sheriff stand klatschnass mitten auf der Straße. Er zitterte und schaute belämmert drein. Thomas nahm die drei Deputies in Augenschein, die hinter dem Sheriff standen und darauf warteten, dass sie an die Reihe kamen.
» In Ordnung, wer ist der Nächste?«, fragte Thomas.
Die Deputies musterten zuerst den unglücklichen Sheriff, dann den begeistert wirkenden Sergeant Major mit dem Gartenschlauch in der Hand und schließlich die Wanne mit dem Bleichmittel. Dann schauten sie einander an. Sie schienen keine Lust zu haben, sich der gleichen Prozedur zu unterziehen wie ihr Boss.
» Wenn ihr nicht wollt, schieß ich euch als Infizierte über den Haufen«, sagte Thomas. Sein boshaftes Grinsen nahm plötzlich einen todernsten Ausdruck an.
Zwei Deputies sprangen spontan in die Wanne und stritten sich fast darüber, wer als Erster abgespült werden durfte.
In der Ferne war das Knallen von Schüssen zu hören. Keaton, der inzwischen auf dem Bordstein Platz genommen hatte und sich aufzuwärmen versuchte, indem er die Arme um sich schlang, sprang auf die Beine. Er schaute angestrengt in die Richtung, aus der das Gewehrfeuer kam.
» Der Teufel soll mich holen«, sagte er leise. » Sherman hatte recht! Sie greifen uns auch von hinten an!«
» Noch drei Minuten, Sheriff, dann sind wir alle wieder kampfbereit.« Thomas spritzte die beiden dekontaminierten Deputies ab. Die Männer verzogen das Gesicht und hoben die Hände, um sich gegen den eiskalten Wasserstrahl zu schützen.
Keaton hob sein Gewehr auf und ging nervös hinter Thomas auf und ab. Er wollte so schnell wie möglich in den Einsatz zurück.
Weitere Schüsse krachten – diesmal aus der Richtung des Haupttors.
» Verdammt noch mal!«, schrie Keaton. » Jetzt müssen wir auch noch an zwei Fronten kämpfen!«
» Sherman ist am Tor, Sheriff«, erinnerte Thomas ihn. » Er wird es schon machen.«
» Ach, Scheiße, ich halte das Warten einfach nicht aus!«, fauchte Keaton. Er rannte in Richtung Tor davon und betete dabei darum, dass die Kämpfe am anderen Ende der Stadt auch ohne Verstärkung über die Bühne gingen. Seine Füße schlugen aufs Straßenpflaster. Im Kopf spielte er eine Million grausige Situationen durch. In einer Version sah er seine Stadt von Überträgern wimmelnd, und diesmal gehörten auch seine Freunde und
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