Aufstieg der Toten: Roman (German Edition)
mussten, oder hatten ihren Anruf nicht gehört.
» Das bringt doch nichts«, jammerte Jack und lehnte den Kopf an die Ziegelmauer. » Wenn wir jetzt da drüben wären, könnten wir ordentlich was leisten, aber stattdessen hängen wir hier rum und spielen Wachposten. Weißt du eigentlich, wen man normalerweise für so was abstellt? Die Pfeifen, die nie was Richtiges auf die Reihe kriegen.«
» Die Pfeifen?«, sagte Krueger. » Hör mal, ich will nicht angeben, aber ich bin ein verdammt guter Schütze.« Er klang vergrätzt. » Die könnten mich da drüben gut gebrauchen.« Er schüttelte frustriert den Kopf.
Auf der anderen Seite der schmalen Straße hockten Mbutu und Denton hinter einem Kistenstapel und äußerten ihre Missbilligung.
» Ich bin nur froh, dass niemand auf mich schießt«, sagte Denton im Flüsterton, aber so, dass man ihn noch hörte. » Oder, was wir auch nicht vergessen sollten, als etwas angesehen werde, das man fressen kann.«
» Ich stimme Mr. Denton zu.« Mbutu nickte langsam. » Wenn die Möglichkeit besteht, sollte man Kämpfen immer aus dem Wege gehen. Ich habe überhaupt nichts dagegen, die Pfeife zu sein.«
» Aber wir sind doch sinnlos hier«, konterte Jack. » Wir sind nur eine Bande von Zivilisten, die anderen Leuten den Platz wegneh…«
Das Gespräch verstummte plötzlich, als ein lautes Rascheln und das Knacken eines Zweigs aus Richtung des Walds ihre Aufmerksamkeit erregte.
Die Reihe der Verteidiger regte sich nervös. Ihre Ausrüstung klapperte leise, da sie gegen Gürtel und Knöpfe schlug.
Krueger lugte um den Rand der Ziegelmauer herum. Sein Blick huschte flink von rechts nach links und versuchte die Quelle des unerklärlichen Lärms zu ergründen. Er sah diverse Büsche, die sich nicht fern von der Stadtgrenze bewegten. Er machte eine abwehrende Handbewegung, damit die anderen Verteidiger ihn sahen.
» Was ist …«, fing Jack an.
Krueger schnitt ihm das Wort ab. » Weiß nicht. Könnte ein Hirsch sein. Vielleicht aber auch nicht. Bleib ruhig.«
Die Büsche raschelten erneut, dann tauchte zwischen ihnen ein Mann auf, der vom Kopf bis Fuß in Tarnzeug gekleidet und mit einer AK -47 bewaffnet war. Er winkte jemandem mit der Hand. Hinter ihm im Wald raschelte es erneut. Weitere Gestalten kamen hinter Bäumen und aus Gräben hervor. Sie waren alle bewaffnet und bewegten sich so leise wie nur möglich.
Krueger kniff die Augen zusammen. Also deswegen hatte man sie am Arsch des Orts eingesetzt. Sherman hatte einen solchen Angriff offenbar gewittert. Sie waren keine unerfahrenen Pfeifen. Jetzt waren sie die Avantgarde.
Krueger hob sein Funkgerät hoch und betete, dass am Tor jemand war, der seinen Anruf entgegennahm.
» Hier ist Krueger, in der Stellung am Ortsende. Wir haben Feindberührung. Wiederhole: Wir haben Feindberührung. Schlagen wir zu oder beobachten wir? Ende.«
Er wartete einen Moment. Als Antwort kam nur ein Rauschen. Er hob das Gerät erneut hoch, um die Anfrage zu wiederholen, als es rauschte und Sherman sich leise, doch gut verständlich meldete.
» Haut drauf. Ende.«
Krueger nickte vor sich hin, bewegte den Sicherungshebel seines Gewehrs und legte an. Er schaute rechts und links nach den Verteidigern aus und stellte mit Daumen und Zeigefinger pantomimisch dar, dass er schießen wollte. Stumme Antworten gingen ein – ein Nicken hier, ein erhobener Daumen dort, und überall wurden Waffen schussbereit gemacht.
Der erste Bandit erreichte den Zaun, ging in die Hocke und zog eine Drahtschere aus der Hosentasche. Krueger schluckte, als er ihm bei der Arbeit zusah. Er fühlte sich an den vergangenen Abend erinnert, als er sich einen Weg durch den Maschendrahtzaun geschnitten hatte, um voranzugehen und Tod und Verderben zu verteilen. Ihm hatte dabei kein Heckenschütze zugeschaut. Was für ein Glück.
Tja, doch bezüglich der Männer, die er nun durchs Zielfernrohr betrachtete, sah es ganz so aus, als ob das Glück heute nicht mit ihnen wäre. Krueger gab den ersten Schuss ab. Die gut gezielte Kugel tötete den Mann mit der Drahtschere, indem sie seine Kehle durchdrang.
Sofort knallte es auf beiden Seiten. Die Verteidiger zeigten sich, sprangen hinter der Deckung oder hinter Bäumen und Häusern hervor. Die Angreifer ließen den Waldrand hinter sich und ballerten, was das Zeug hielt.
Kugeln schlugen in die Ziegelmauer ein. Abgesprengtes Gestein und Mörtel fegten Jack beim Schießen ins Gesicht. Er stöhnte vor Schmerz, ging sofort wieder hinter der
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