Aufstieg der Toten: Roman (German Edition)
verdammt, das war es nicht«, fauchte der Sheriff plötzlich wütend. Er hielt inne, holte tief Luft und entschuldigte sich. » Tut mir leid, was ich gesagt habe, Sherman, aber wollen wir doch ehrlich sein: Sie haben es nicht aus Vergnügen gemacht. Sie haben es gemacht, weil sie Josés Hilfe bei Ihrem großen Laster brauchen. Ich sage nicht, dass daran etwas falsch war.« Er hob beide Hände, um jeden etwaigen Protest abzuwehren. » Aber Sie haben es nicht getan, weil Sie mit uns befreundet sind, wenn Sie verstehen, was ich meine.«
» Eigentlich schon.« Sherman nickte langsam. Er kam sich nun etwas kleinlaut vor. Die Bemerkungen des Sheriffs trafen den Nagel auf den Kopf. » Obwohl ich gern erwähnen würde, dass es, wenn die Dinge sich wie bisher weiterentwickeln, nicht mehr lange dauern wird, weil wir solche Dinge aus dem Vergnügen heraus erledigen, Ihre Freunde zu sein.«
Sheriff Keaton grinste nickend. » Ich wäre dieser Idee nicht abgeneigt, Sherman. Aber ich habe ein Problem. Beziehungsweise könnte ich eins haben. Und ehrlich gesagt – ich meine es nicht böse –, ist es Ihre Schuld.«
Sherman trat einen Schritt zurück. Seine Augen wurden etwas größer. » Unsere? Wieso? Was ist das für ein Problem?«
Keaton verschränkte die Arme vor der Brust und trat vor, um durch den Maschendraht zu schauen. » Sie haben die Hornissen aufgescheucht, Sherman. Sie haben die Banditen wachgerüttelt. Ich habe es Ihnen nicht erzählt, weil es nichts mit Ihrem Unternehmen von gestern Abend zu tun hatte, aber ich kenne den Anführer dieser Räuberbande. Er ist ein verdammt übler Kerl. Ich habe ihn dreimal wegen Trunkenheit und ungebührlichen Benehmens eingesperrt. Einmal auch wegen eines bewaffneten Raubüberfalls. Als die Seuche ausbrach, stand ihm gerade ein Prozess wegen Vergewaltigung bevor. Sein Name ist Herman Lutz. Lassen Sie sich von dem Namen nicht irreführen – der Typ ist eiskalt. Er hätte schon vor Jahren lebenslänglich kriegen sollen. Er und sein Bruder George haben diese Lumpenbande gegründet. Eins will ich Ihnen sagen: So, wie ich Lutz kenne, dürstet er schon jetzt nach Blut. Nach Rache. Da Sie ihm das Nasenbein eingeschlagen haben, wird er nun das Ihre einschlagen wollen. Und zwischen ihm und Ihnen liegt Abraham. Verstehen Sie mein Problem jetzt?«
» Ich verstehe es.« Sherman nickte. » Und zwar in aller Deutlichkeit.«
» Deswegen habe ich also die Wahl«, sagte Keaton mit einem schweren Seufzer. » Ich kann José anweisen, dass er wie der Teufel arbeitet, damit Sie und Ihre Leute weg sind, wenn Herman und George kommen, um sich zu rächen …«
» Oder?«
» Oder ich kann das Tor verrammeln und ihnen sagen, dass sie sich verpissen sollen«, sagte Keaton mit einem grimmigen Lächeln. » Option Nummer eins bedeutet, dass ich euch schäbig behandle, obwohl ihr uns einen Gefallen getan habt. Ich käme mir wie ein Arschloch vor, wenn ich euch in den Hintern treten würde und ihr anschließend auf der Straße diese Drecksäcke an den Hacken hättet.«
» Und was halten Sie von Option Nummer zwei?«, fragte Sherman.
» Wenn ich die wähle, verliere ich vielleicht einen Haufen Freunde, sobald Lutz an unsere Haustür klopft«, sagte Keaton kopfschüttelnd.
» Da haben Sie keine große Wahl«, sagte Sherman. » Aber wenn es ein Trost für Sie ist: Ich habe auch schon vor solch beschissenen Entscheidungen gestanden.«
» Ach ja, Sie sind ja General«, sagte Keaton mit einem leisen Lachen. » Verzeihen Sie, aber das zu glauben, fällt mir noch immer schwer.«
» Ist schon in Ordnung, Sheriff«, sagte Sherman. » Sie brauchen mir nicht zu glauben. Sie sollen nur wissen, dass ich dabei war und es mitfühlen kann. Hätten Sie eigentlich was gegen einen kleinen Rat?«
» Meine Mutter hat mich erzogen, Ratschlägen gegenüber immer aufgeschlossen zu sein«, sagte Keaton. » Ob ich sie berücksichtigen muss, ist eine andere Sache, hat sie immer gesagt. Aber anhören sollte ich sie mir auf jeden Fall.«
» Eine kluge Frau. Wenn ich Sie wäre, Sheriff, würde ich eine Front abstecken, denn so wie die Drecksäcke tönen, werden die Sie erst in Ruhe lassen, wenn Sie ihnen verdeutlicht haben, weshalb sie lieber einen Umweg um Abraham machen sollten – und zwar unabhängig davon, ob sie uns zum Packen schicken oder nicht. Selbst wenn wir morgen hier raus wären, würde ich Ihnen raten, die Scheißkerle zu bekämpfen. Wenn sie das nächste Mal versuchen, eine Ihrer im Freien liegenden Farmen
Weitere Kostenlose Bücher