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Aufzeichnungen eines Außenseiters

Aufzeichnungen eines Außenseiters

Titel: Aufzeichnungen eines Außenseiters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Bukowski
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Gesichter vor mir; schauderhafte Gesichter — Nutten, Orang-Utans, Bastarde, Irre, Killer — sie alle hockten da und starrten mich an wie das Jüngste Gericht. Und dann fuhr der Zug an, und das
    * Herausgebet der EVERGREEN REVIEW .

    * Hochbahn.
    Zimmer wurde wieder dunkel. Bis zur nächsten Ladung. Und die kam immer viel zu schnell. Ich hatte den Wein wirklich nötig.
Pas Haus gehörte einem jüdischen Ehepaar. Sie hatten eine Schneiderwerkstatt plus Reinigung über der Straße. Ich entschied, daß meine Klamotten in die Reinigung mußten. Es ließ sich nicht mehr vermeiden, ich mußte mich in Schale werfen und mich nach einem Job umsehen. Ich also rein, halb im Suff, mit meinen paar Lumpen auf dem Arm.
» . möcht das Zeug hier waschen lassen oder reinigen oder so was.« »Sie armer Junge! Das sind ja nur noch Fetzen! Damit könnte ich nicht mal mehr die Fenster putzen. Ich will Ihnen was sagen . . . oh, Sam . . .!« »Yeh?« »Zeig doch diesem netten Jungen mal den Anzug, den der Herr hiergelassen hat.«
»Oh ja, das ist solch ein hübscher Anzug. Ich begreife nicht, wie ihn der Herr einfach zurücklassen konnte!« Ich will euch mit dem Rest der Unterhaltung verschonen. In der Hauptsache bestand ich darauf, daß mir der Anzug zu klein sei. Sie bestritten das energisch. Ich sagte, wenn er mir nicht zu klein ist, dann sind eben die Ärmel zu lang. Sie sagten 7 Dollar. Ich sagte Pleite. Sie sagten sechs. Ich sagte immer noch Pleite. Als sie auf vier herunter waren, sagte ich, sie sollten mich erst mal in das Ding reinkriegen. Sie schafften es irgendwie. Ich gab ihnen die vier. Ging zurück auf mein Zimmer, zog das Ding aus und legte mich lang. Als ich aufwachte, war es Nacht (außer wenn die Züge ankamen), und ich beschloß, meinen neuen Anzug anzuziehen, auszu gehen und mir eine Frau zu angeln; eine, die gut aussah, natürlich, damit sie mich versorgen konnte.
Als ich in die Hosen stieg, rissen sie mir bis über den Hintern auf. Naja, ich nahm das hin. Es zog ein bißchen, aber ich dachte mir, die Jacke geht ja ein Stück drüber. Als ich in die Jacke schlüpfte, ging der linke Ärmel an der Schulter ab, und ein schmuddeliges Schaumgummipolster quoll heraus. Wieder mal reingefallen. Ich pellte mich aus dem, was von der Klamotte noch übrig war, und beschloß, daß ich mal wie der die Tapete wechseln mußte.
Ich fand ein anderes Zimmer. So 'ne Art Souterrain, man mußte ein paar Stufen runtergehen und sich zwischen den Mülltonnen der anderen Mieter durchzwängen. Na, damit kam ich meiner Ebene schon näher.
Die erste Nacht, nachdem die Bars dicht gemacht hatten, stand ich vor der Tür und stellte fest, daß ich meine Schlüssel verloren hatte. Ich hatte nur ein dünnes weißes Hemd an. Um mir nicht den Arsch abzufrieren, stieg ich in einen Bus und fing an, kreuz und quer durch die Gegend zu fahren. Schließlich sagte der Fahrer Endstation; vielleicht hatte er mich auch einfach satt, was weiß ich.
Ich stieg aus. Es war nach wie vor elend kalt. Ich stand vor dem Yankee-Stadion.
Mein Gott, dachte ich, hier hat Lou Gehrig, der Held meiner Kindheit, gespielt. Und jetzt soll ich hier draußen verrecken. Na, das paßte ja alles zusammen.
Ich ging ein Stück, und nach einer Weile fand ich ein Cafe. Ich ging rein. Lauter schwarze Kellnerinnen, alle ein bißchen jenseits der besten Jahre. Aber die Kaffeetassen waren groß, und eine Doughnut plus Kaffee kostete so gut wie nichts. Ich nahm mein Zeug, setzte mich an einen Tisch, schlang die Doughnut runter, schlürfte einen Mundvoll Kaffee und steckte mir eine King-size ins Gesicht.
    Ich fing an Stimmen zu hören.

    »PRAISE THE LORD, BROTHER!« •
»OH, PRAISE THE LORD, BROTHER!«
    Ich schaute mich um. Die Kellnerinnen waren dabei, mich zu lobpreisen, und einige Kunden ebenfalls. Wie schön. Die längst fällige Anerkennung, dachte ich. Atlantic Monthly und Harper's Bazaar konnten sich zum Teufel scheren. Dem Genie konnte die Anerkennung auf die Dauer nicht versagt bleiben. Ich lächelte sie alle an und zog genüßlich an meinem Glimmstengel.
Und dann kam eine der Kellnerinnen angerauscht und brüllte mich an:
    »RAUCHEN VERBOTEN IM HAUSE DES HERRN, BROTHER!«
    Ich erstarrte. Ich machte die Zigarette aus. Ich trank meinen Kaffee.
Dann ging ich raus und sah das Transparent über der Tür: FATHER DIVINE ' S MISSION . Oh Brother. Ich zündete mir eine neue Zigarette an und machte mich auf den langen Weg nach Hause. Ich kam an, drückte auf sämtliche Klingeln, aber niemand

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