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Aufzeichnungen eines Schnitzeljägers

Aufzeichnungen eines Schnitzeljägers

Titel: Aufzeichnungen eines Schnitzeljägers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hoëcker
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nicht einfach anhalten konnte. Als ich die Straße entlangfuhr, war mir sofort klar, dass hier oben niemand den Cache versteckt haben konnte, so direkt in der Nähe der fahrenden Autos. Ich gelangte also auf Umwegen irgendwieunter die Brücke und begann mit der Suche. Dass ich nur über Umwege dahin gelangte, klingt für viele Cacher sicher normal. Ich bin noch nie OHNE Umwege an ein Ziel gelangt, und wenn es so wäre, würde ich es selbstverständlich nicht zugeben. Sonst heißt es sofort: «Alter Angeber, das kann gar nicht sein. Du bist keiner von uns. Geh weg, du stinkst aus dem Mund.»
    Ich parkte also auf einem Feldweg, stieg aus dem Wagen und näherte mich der Brücke von unten. Zunächst folgte ich einem kleinen Pfad, der von dem Feldweg hinab zum Kanal führte, und lenkte dort meine Schritte nach links, um direkt unter der Brücke zum Stehen zu kommen. Da bemerkte ich auch schon das Gitter, das unter der Fahrbahn angebracht war, damit man diese von unten warten konnte. Und ich hörte ein leises Jaulen. Es klang unheimlich, doch mir war sofort klar, das konnte nur ein Windhauch sein, der durch den Gitterrost blies. Ich zog also meinen Reißverschluss fester zu und blickte mich um, in dem Wissen, dass der Cache sehr wahrscheinlich auf ebendieser Zwischenebene, zwischen Wasser und Fahrbahn, versteckt sein musste. Allerdings sah ich nicht die geringste Möglichkeit, irgendwie dort hinaufzugelangen. Der Pfeiler, den ich zu erklimmen versuchte, war definitiv zu hoch, keine Leiter in der Nähe, keine Stufen. Ich stakste durch das hüfthohe Gras und besah mir die Stelle aus der Nähe. Keine Chance! Auch von der Straße abseilen ging nicht, wegen des Überhangs, außerdem wäre das viel zu gefährlich gewesen und deshalb ohnehin nicht erlaubt. 27 Wie um alles in der Welt sollte ich dieses Problem lösen? Es musste noch eine andere Möglichkeit geben, dort hinaufzugelangen. Dass die Sache nicht einfach werden würde, war von vornherein klar, aber dass sich das Ganze als derart kompliziert entpuppte, war nicht abzusehen gewesen.
    Plötzlich, als folgte ich einer inneren Eingebung, hob ich den Kopf und sah es: das andere Ufer. Unfassbar, das gab es wirklich. Und noch unfassbarer: Dort war ein zweiter Brückenpfeiler. Zweieinhalb Stunden später stand ich auf der anderen Seite des Kanals und sah den Cache schon mehr oder weniger vor mir, nur ein paar Schritte entfernt. Diesmal war ich den direkten Weg gefahren. Glaube ich zumindest.
    Ich parkte direkt unter der Brücke auf einem plattgetretenen Wendeplatz für landwirtschaftliche Fahrzeuge. Die Straße war hinter einen Biegung verschwunden, und ich war quasi allein. Diesmal ging ich direkt unter der Brücke einen versandeten Hügel zum Wasser hinunter. Der Pfeiler auf dieser Seite des Kanals war schon bedeutend niedriger. Der Boden war von Fußspuren übersät, und auch hier hörte ich das leise Jaulen, es war immer noch windig. Da ein Haufen sinnlos auf einen bestimmtenPunkt konzentrierte Fußspuren immer ein untrügliches Zeichen für Cacheraktivitäten sind, nahm ich Anlauf, visierte das obere Ende des Brückenpfeilers an, sprang auf die Säule zu und prallte mit dem Oberkörper gegen 80er-Jahre-Beton.
    Okay, auf eine Säule zuzurennen ist allein schon ziemlich blöd, aber dann auch noch darauf zuzuspringen ist letztendlich völlig bescheuert. Da ich alleine war, musste ich mir selbst Vorwürfe machen. Ich hörte mir geduldig zu, brachte Gegenargumente, ließ mich aber letzten Endes von mir überzeugen und entschuldigte mich schließlich bei mir. Natürlich nahm ich die Entschuldigung wohlwollend an, dachte mir aber insgeheim: Hoëcker, du kannst mich mal!
    Es verging eine ganze Weile, in der genau 29   977 weitere Insektenarten des Amazonas-Gebietes ausstarben, ehe ich einen zweiten Versuch startete. Diesmal sprang ich im richtigen Moment HOCH, griff beherzt zu, zog mich hinauf, wäre dabei fast abgestürzt, griff also nach, fluchte dann laut, hob das Knie, schrie diesmal einfach nur laut, versuchte es mit dem anderen Bein, war endlich oben, rutschte mit den Händen wieder nach unten, klammerte mich an die Stahlträger, wuchtete mich hinauf und blieb erschöpft auf dem Gitterpodest liegen.
    Während ich so dalag, genoss ich die pochenden Schmerzen in meinen Knien, Handgelenken, Fingern und Schultern. Als das langsam zur Ruhe kommende Blut mein Ohr wieder in die Lage versetzte, die Geräusche in meiner Umgebung wahrzunehmen, hörte ich erneut dieses Wimmern, nur

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