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Aufzeichnungen eines Schnitzeljägers

Aufzeichnungen eines Schnitzeljägers

Titel: Aufzeichnungen eines Schnitzeljägers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hoëcker
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vierten 112   Sekunden, aber acht Sekunden kann man nicht wirklich nutzen.
    Dann hatte ich endlich alles unter Kontrolle, löste die erste Aufgabe und musste mit dieser Lösung einige komplizierte Rechenoperationen ausführen. Addieren UND subtrahieren! Ja, was denn nun? Entscheidungen der klaren Art sind das, was der heutigen Fortschrittsgesellschaft am meisten fehlt   …
    Mit dem Ergebnis steuerte ich dann die Kamera ein zweites Mal, wieder weg vom Müllwagen, und löste souverän die zweite Aufgabe. Dann sollte von der Position, die man mit der zweiten Kameraeinstellung fand, eine Peilung durchgeführt werden. Nichts leichter als das – wenn man sein GP S-Gerät nicht gerade verliehen hat, so wie ich. Da es sich um ein Firmengebäude handelte, versuchte ich es anders:
    1.   Firmenadresse in den Gelben Seiten suchen.
    2.   Adresse grob bei Map 24 finden.
    3.   Gebäudeteil bei Google Earth mit dem Da-ach-nee-was-rüber-wieder-Übersicht-stimmt-da-oder-ja-ach-nee-vielleicht-hier-Verfahren lokalisieren.
    4.   Zurück bei Map 24 den Maßstab vom Monitor auf einen Zettel abmalen. Dann 2   Kilometer markieren und durch fünffaches Falten des Blattes ungefähr die Länge zehn ermitteln. Das war zwar nicht die errechnete Entfernung, aber irrationale Zahlen zu falten ist echt kompliziert. Also musste diese Näherung sein.
    5.   Auf dem Bildschirm einen Radius ziehen. Das ging auf meinem damals nagelneuen TF T-Bildschirm super, jetzt ist er gebraucht. Wegen der Bleistiftstriche und der Zirkellöcher. 44
    6.   Wieder bei Google Earth nachschauen, ob da irgendwas irgendwie so interessant aussieht, dass man eine Antwort auf die letzte, die endgültige Frage findet.
    7.   Noch einmal bei Google nach den Detailinformationen suchen.
    8.   Tabulatortaste auswechseln, die dem ständigen Fensterwechsel erlegen ist.
    9.   Endlich irgendein Ergebnis haben.
    Ich war mal wieder begeistert von mir: Nicht nur im freien Feld bin ich in der Lage, durch Improvisation und indem ich meinen Verstand einsetze, in ausweglosen Situationen eine Lösung zu finden, nein, auch bei reiner Denk- und Rechenarbeit bin ich dazu befähigt. Ich bin sozusagen der McGyver des Cachens im Internets.
    Das Ergebnis schickte ich natürlich erst mal mit einer leicht modifizierten Zeitangabe an Tobi, damit er neidisch wurde, er, der ja völlig unerwartet bereits erfolgreich war. Als ich auf die Mail «Kieswerk!» die Antwort «Kieswerk?» bekam, gab ich auf und beschloss, auf mein GP S-Gerät zu warten, mit dem ich leichter peilen kann.
    Bis dahin entwickelte ich eine neue Cache-Idee:   «Fahre die Hauptstraße von x1/y1 nach x2/y2 so schnell, dass du das Gefühl hast, viel, nein sehr viel, nein einfach viel zu viel zu viel zu langsam zu fahren. Nenne mir den Fabrikatstyp der Kamera, die dich trotzdem geblitzt hat, und du darfst dich loggen. Hast du denselben Sachbearbeiter wie ich, dann sogar zweimal.»
    Der Cache heißt dann: «Aufmerksame Stadtverwaltung von Xneyfehur».

HÄNSCHEN, PIEP EINMAL
    Wir Cacher sind eine ganz besondere Spezies. In der Regel leben wir alleine in wettergeschützten Behausungen oder unter Artgenossen, die jedoch irgendwie andersartig sind. Ab und an treibt es uns allerdings doch zu unseresgleichen. Dann verlassen wir unsere Familien, treten hinaus in die Welt und nehmen die Unbill des Abenteuers in Angriff. Wir verhalten uns beim Cachen eigentlich genau so wie andere Menschen bei der Paarung: Meistens trifft man sich zu zweit. Mal ein Mann und eine Frau, mal zwei Frauen oder zwei Männer. Ab und zu geht es auch mal zu dritt. Der eine greift lieber alleine nach dem Cache, andere brauchen die große Gruppe, um sich gehenlassen zu können.
    War man mal längere Zeit nicht cachen, wird der Drang danach immer stärker. Probiert man etwas Neues aus, so ist man am Anfang aufgeregt und unerfahren, aber andere führen einen in die Materie ein, und wenn es einem erst mal gefällt, kommt man nicht mehr davon los. Die einen lieben es, danach zerkratzt und geschunden zu sein, andere wollen in möglichst kurzer Zeit möglichst viel erreichen. Die einen führen, andere lassen sich führen. Manche verbringen viel Zeit am Computer, mögen die virtuelle Welt und sehen sich dabei Bilder an. Die einen nehmen den Cache mal eben zwischendurch mit, andere brauchen ein Vorspiel, viel Abwechslung und das Gespräch im Anschluss. Und Tobi, wie ich schon oft beobachten durfte, raucht danach auch gerne mal eine Zigarette. Zum Glück fragt er jedoch

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