Aufzeichnungen eines Schnitzeljägers
im Netz veröffentlichten Positionen. Es war also ein virtueller Cache der reinsten Art.
Diese drei Motive sollten aufgenommen werden – Felsvorsprung, Hütte und Gipfelkreuz – als Zeichen, dass man den Cache wirklich geschafft hat.
Dass die Wanderung statt fünf dann zehn Stunden dauerte, da es irgendwie doch viel, viel weiter war, als ursprünglich auf der Karte zu sehen, und folglich nur noch klägliche Reste des Abendessens im Hotel auf mich warteten, weil ich da wohl unter «Einzelschicksal» lief, ist eine kleine Randerscheinung dieses Erlebnisses.
Als ich den Cache vom heimischen PC aus im Internet veröffentlichen wollte, tauchte auch schon das erste Problem auf: Es war mir nicht erlaubt! Auf der Internetplattform geocoaching. com sind seit geraumer Zeit keine Caches mehr ohne Dose gestattet. Denn nur eine Dose ist eine Dose! Zum Glück gibt es ja auch andere Webseiten, und da war alles kein Problem. Und ich bin stolz, denn bis heute haben meinen sensationellen Cache sage und schreibe NULL Menschen gefunden. Wenn sich das nicht mal gelohnt hat.
Bei anderen Caches gestaltet sich das deutlich einfacher, etwa wenn das gesuchte Foto eine berühmte Sehenswürdigkeit ist. Allerdings ist damit dem Betrug Tür und Tor geöffnet. Zum Beispiel, wenn man selbst eingesperrt in den eigenen vier Wänden so tun will, als wäre man an einem Ort gewesen, wo man aber nie war. Man durchwühlt bloß seine eigenen Urlaubsfotos, weil man sich dunkel erinnern kann, dass man da irgendwann schon mal war. Dann kramt man denselben Leuchtturm oder dieselbe im Sand versinkende Kirche heraus und behauptet einfach, dass man da war, indem man das alte Foto ins Netz stellt. War man zwar auch, aber irgendwie anders. Also natürlich schon richtig, aber nicht so, wie das gedacht war, also … Also ich finde es irgendwie unfair.
Viel besser finde ich dann die Bedingung, dass das GP S-Ge rät mit auf dem Bild zu sehen sein muss. Hähähä, dann ist man nämlich gezwungen, sich noch einmal dorthin zu bewegen – oder ein bisschen mit einem Grafikprogramm herumzuwerkeln. Aber das ist dann natürlich NOCH unfairer.
Für alle, denen der Weg in den Keller zu den alten Urlaubsfotos zu weit ist, gibt es auch noch die reinen Rate-Caches. Hier werden im Prinzip Sachen gefragt wie:
«Was befindet sich an den oben angegebenen Koordinaten?»
Das kann dann ein Bauwerk sein oder ein Ort. Manchmal wird noch nach Details gefragt: «Wann wurde der Ort zum ersten Mal urkundlich erwähnt?» oder
«Wie hieß der Architekt mit zweitem Vornamen?»
Klingt erst mal einfach, zumindest nach einer guten halben Stunde googeln. Dumm nur, wenn sich die angegebene Position mitten im Meer befindet oder auf einem Berg oder an einer Stelle, von der man gar nicht weiß, wo sie ist. So mussten beispielsweise schon Name und Fracht von versunkenen Schiffen herausgefunden werden. Das bedeutet dann schon mal zwei Stunden googeln.
Insgesamt ist es jedenfalls sehr spaßig – ein echtes Muss füralle Rätselfreunde. Außerdem bekommt man dafür einen Punkt, und es hat den entscheidenden Vorteil, dass man dafür gar nicht vor die Tür muss, weil an der zu findenden Stelle keine Dosen liegen. Für Leute, die mal cachen wollen, aber unter freiem Himmel gallische Einsturzbedenken haben, ist das genau das Richtige. Es besteht nicht die geringste Gefahr, frische Luft zu atmen oder versehentlich einen Sonnenstrahl abzubekommen. Man sitzt gemütlich am PC und sucht drauflos.
Einer von diesen Caches hat mich mal fast in die völlige Verzweiflung getrieben. Ich kann die Geschichte hier leider nicht bis ins letzte Detail beschreiben, da ich sonst anderen den Spaß nehme. Auch wenn mir völlig unklar ist, welchen Spaß ich den Leuten da nehme.
Ich
hatte nämlich keinen. Damals hätte ich jeden Hinweis als Rettung verstanden und dankbar angenommen. Deshalb möchte ich an dieser Stelle auch nochmal Tobi danken, der mich aus dieser Hölle der Unwissenheit wieder herausgeholt hat.
Man sollte im Umkreis eines angegebenen Punktes etwas suchen, was sich auf einem Feld befindet und rund 4 6-mal in Deutschland vorkommt. Ich machte mich mit Feuereifer ans Werk und probierte alles aus, was mir einfiel: Segelflugplätze, Rennstrecken, Umspannungsanlagen, Golfplätze, Modellflughäfen … nichts. Nach einer Weile wurde ich frustriert, irgendwann dann wahnsinnig.
Ich überlege gerade, wie man diese Tragödie spannend erzählen kann, aber ich habe nicht die geringste Ahnung. Sie ist nicht
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