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Aufzeichnungen eines Schnitzeljägers

Aufzeichnungen eines Schnitzeljägers

Titel: Aufzeichnungen eines Schnitzeljägers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hoëcker
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nächsten Position. Hier müssen die beiden Punkte verbunden und auf der Verbindungsstrecke ein Hinweis gefunden werden.
    Wir laufen also mal wieder mitten durch den Wald und überlegen. Da sticht mich eine Mücke, oder ich stolpere gerade über einen herumliegenden alten Baumstumpf. Als ich den kurzen, stechenden Schmerz spüre, drehe ich mich um, damit ich sehen kann, was mich da gerade peinigt, und in dem Moment fällt mir was ein. «Micha!», rufe ich.
    «Ja, was’n los?», erwidert er.
    «Wir verstecken den Reflektor im Rücken der Sucher, dann müssen sie sich umdrehen.» Der kurze Rausch der Schadenvorfreude begleitet mich die nächsten 300   Meter.
    Die Cachesucher sollen sich an eine festgelegte Position stellen, von der aus genau vier Reflektoren zu finden sind. Zwar stehen auf allen vieren Hinweise, aber nur einer davon führt zur nächsten Station. Ich stelle mich hin und schicke Micha quer durch den Wald. Er steht optimal, genau so, dass ich ihn sehen kann. Wenn ich mich dagegen bewege, verschwindet er wieder hinter den Bäumen.
    Ich denke: Vielleicht geht es ja noch optimaler. Also rufe ich ihm zu: «Nach links, nach links, ach nee, doch nach rechts, nach rechts, oder besser nach links, nee, ach, ist gut, doch, etwas weiter zurück, komm mal näher.»
    Nach ein paar Minuten lasse ich ihn gewähren, und er schraubt den Rückstrahler an einen Baum. Dann bin ich dran. Diesmal stehe ich im Wald, während er auf der Position steht und ruft: «Nach links, nach links, ach nee, doch nach rechts, nach rechts, oder besser nach links, nee, ach, ist gut, doch, etwas weiter zurück, komm mal näher.» Er macht das so ungefähr eine Stunde lang, bis er merkt, dass ich mich gar nicht mehr bewege. Trotzdem hat er einen Heidenspaß.
    Nachdem das erledigt ist, gehen wir daran, die Reflektorenstrecke zu installieren, auf der man von einem Reflektor zum nächsten gehen muss. Das machen wir mit der so genannten «Bocksprung-Technik». Der eine bleibt stehen und lotst den anderen mit den Befehlen «links», «rechts», «hoch» und «runter» zu einem möglichst weit entfernten, aber gerade noch sichtbaren Baum. Während der eine dort schraubt, überholt ihn der andere, übernimmt das Akkugerät und geht zum nächsten Baum, den der Erste sich ausgesucht hat.
    Das Schwierige hierbei ist, dass die Strecke einen von Hundebesitzern und Joggern gern genutzten Weg kreuzt. So müssen wir sie einerseits unauffällig grüßen, aber andererseits so tun, als sei es das Normalste von der Welt, mit einem Akkuschrauber durch den Wald zu wandern. Irgendwie ist uns nicht ganz klar, wie wir das erklären sollen, ohne dass sie uns für hochgradig geschädigt halten. Meine verzweifelten Versuche, so zu tun, als handele es sich um ein echt abgefahrenes neues Handy, ist zum Scheitern verurteilt. Aber wenigstens gehen die Hundebesitzer deshalb schneller, und auch die Jogger legen einen Zahn zu.
    So kommen wir ohne größere Probleme gut voran. Wir versehennoch drei weitere Kreuzungen mit Rückstrahlern und verstecken provisorisch eine leere, in eine Tüte eingewickelte Brotdose an unserem finalen Versteckpunkt. Sie soll zum Testen ausreichen, später wird dort eine richtige Cachedose liegen – wasserdicht, mit Buch und Stift und was zum Tauschen.
    Nach vier Stunden machen wir uns gespannt auf den Weg zurück zum Auto. Am Abend werden wir das Ganze dann unter Lichtarmut austesten. Hoffentlich wird nichts fehlen.
    Kurz vor dem Parkplatz kommt uns ein weiterer Hundebesitzer entgegenspaziert. Der dazugehörige Hund rennt eher. Mit einem scherzhaften «Der tut nichts» und meiner ebenso locker-flockigen Antwort «Weiß das auch der Hund?» lächeln wir uns an. In dem Moment springt der Hund hoch und verbeißt sich in meinen Rucksack. Ich höre auf zu lächeln, der Mann hört ebenfalls auf zu lächeln, nur der Hund hat Spaß. Okay, eines habe ich vergessen: Heute Abend werde ich Pfefferspray mitbringen, und ab sofort gehört es zur festen Cacherausrüstung. Jetzt noch ein kurzes Telefonat mit Tobi, wir verabreden uns für heute Abend kurz vor Mitternacht und fahren nach Hause.
     
    Es ist endlich Abend, ich hole Micha ab, und wir fahren wieder zu unserem Cache. Bei heruntergelassenen Scheiben sitzen wir im Auto, hören den Grillen zu und warten auf Tobi, der den Betatester abgeben soll. Seine erste Aufgabe besteht darin, den Parkplatz zu finden. Und so beginnt   …
    … DER ZWANZIGSTE TAG
    Denn der gute Tobi braucht dazu irgendwie länger, als wir

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