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Aufzeichnungen eines Schnitzeljägers

Aufzeichnungen eines Schnitzeljägers

Titel: Aufzeichnungen eines Schnitzeljägers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hoëcker
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Hinweis suchen.» Doch dann werden wir zunehmend von Elan gepackt, aus dem kleinen Hauch Ideen wird ein Sturm der Fantasie, und gegen Ende stellenwir eine zweistündige Tour zusammen. Dabei greifen wir natürlich immer wieder auf Ideen des letzten Ortes zurück. Es gibt auch diesmal Aufgaben wie «Gehe von   … nach   … und finde den Hinweis». Außerdem soll wieder den Reflektoren gefolgt werden.
    Neu dagegen ist die Idee – die übrigens von mir kam   –, die Cacher an eine Stelle mit mehreren Reflektoren zu führen. Sie müssen jede einzelne abgehen, dort eine Zahl suchen und dann den Reflektor mit der größten Zahl benutzen, um weiterzukommen. Wenn ich so eine Aufgabe hätte, ich wäre hin und her gerissen zwischen «Hat der sie noch alle?» und «Was für eine geile Idee!». Wahrscheinlich würde «Hat der sie noch alle?» schließlich das Tauziehen um meine Endemotion gewinnen.
    Auch die Idee, dass man an einer Kreuzung nicht weiß, wohin man nun gehen soll, weil die Reflektoren in mehrere Richtungen zeigen, übernehmen wir und wandeln sie leicht ab. Man muss jetzt vorher mehrere Karten finden, diese vor Ort abmalen und an der Kreuzung die richtige nutzen. Den Cache selbst werden wir wohl relativ «klassisch» verstecken, irgendwo unten am Boden.
    Ach, wie spannend. Nun habe ich die Aufgabe bekommen, oder besser ich habe mir die Aufgabe genommen, die Cachebeschreibung zu formulieren. Auch da werde ich mich, was das Layout betrifft, wirklich ganz weit nach vorne wagen und das Ganze mit Tabellen und Farben schön gestalten.
    DER ACHTZEHNTE TAG
    Hähähä, ich habe die Cachebeschreibung formuliert. Was für ein Spaß! Ich habe mich an jede einzelne gemeine und schwere und chancenlose Schnitzeljagdaufgabe erinnert, die mir in den letzten Monaten untergekommen ist. Natürlich habe ich dabei versucht, möglichst genau zu sein, um auch ja keine Mehrdeutigkeit zuzulassen.
    Allerdings habe ich es mir nicht nehmen lassen, völlig unsinnige, aufwendige, andere in den Wahnsinn treibende Rechenoperationen einzufordern. Da wird das gesamte mathematische Wissen der Klassen eins bis vier abverlangt, wer da am Limit ist, hat eine echte Aufgabe vor sich. Ich dagegen werde zu Hause im Bett liegen, die warme Decke um den Körper gewickelt, und während ich so langsam in den Schlaf schlummere, möchte ich die Stimmen derer hören, die fluchend und verzweifelt durch den Wald stapfen, um meinen Anweisungen zu folgen.
    DER NEUNZEHNTE TAG
    Heute tun wir es. Wir gehen in den Wald und legen den Cache. Beim letzten Mal haben wir uns bloß Notizen gemacht, diesmal wird es ernst. Micha und ich sind schon frühmorgens unterwegs, weil wir überhaupt nicht einschätzen können, wie lange das alles dauern wird.
    Ich parke an der vor einer Woche als Parkmöglichkeit notierten Position. Wir steigen aus und packen alles aus dem Wagen in unsere Rucksäcke: Akkuschrauber, Ersatzakku, zwei GP S-Geräte , ein Paket mit 8   x 160er Holzschrauben und ganz viele Reflektoren. Dann klettern wir unter einer Schranke hindurch und folgen dem breiten Forstweg in den Wald. Nach zweihundert Metern erreichen wir die Stelle, an der wir die erste Station einrichten wollen. Hier sollen die Cachesucher einen Reflektor finden und dann nach einem Hinweis fahnden.
    Schon hier fangen wir an zu überlegen: Wo setzen wir den Reflektor hin, damit ihn die Cacher sofort sehen, ein Förster aber nie findet? Wir überlegen lange und stellen dann fest, dass es einfach nicht machbar ist. Lichtstrahlen haben nun mal die Eigenschaft, sich sowohl tags als auch nachts geradlinig zu bewegen (wenn manjetzt mal von der Teilchentheorie ausgeht). Somit ist ein nachts sichtbarer Reflektor auch bei Tage gut zu sehen. Einen Unterschied könnte man einzig und allein dann erzeugen, wenn man dafür sorgte, dass er sich von der Umgebung abhebt. D. h. tags, wenn es sehr bunt ist, fällt er nicht weiter auf und verschwindet quasi im Hintergrund. Nachts reflektiert aber nur ER das Licht und ist deshalb sofort zu erkennen.
    Noch während ich dabei bin, Micha das alles zu erklären, schraubt er den ersten Reflektor fest und sagt: «Geht’s weiter?»
    Mir ist klar, dass es in bestimmten Situationen darauf ankommt, zu handeln und nicht zu diskutieren. Eine mir völlig neue und fremde Herausforderung, der ich mich aber zu stellen beschließe. Somit wäre also der erste Reflektor angebracht. Wir gratulieren uns kurz, weil nun eine neue Cache-Ära für uns begonnen hat, und gehen weiter zur

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