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Aufzeichnungen eines Schnitzeljägers

Aufzeichnungen eines Schnitzeljägers

Titel: Aufzeichnungen eines Schnitzeljägers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hoëcker
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relativ problemlos, bergauf war es dagegen eine einzige Tortur. Quälend langsam schleppten wir uns den Berg hinauf, quälend schnell zog uns das Fahrrad in Kooperation mit der Schwerkraft wieder ein Stück hinunter. Zwei Schritte vor, einer zurück. Mit der Strategie hat Napoleon erfolgreich seine Feldzüge bestritten, ob wir das auch mit dem Berg schafften, war uns leider völlig unklar.
    Natürlich schafften wir es irgendwann und erreichten endlich wieder einen vernünftigen Weg. Wir sprangen auf die Sättel und fegten völlig begeistert und gleichzeitig sehr schnell den Berg hinab, um unten festzustellen, dass wir eine Abzweigung verpasst hatten und leider wieder zurück mussten. Aber diesmal brauchten wir die Räder nicht zu tragen, wir konnten sie zum Glück bergauf schieben   …
    Mit zunehmender Anzahl der gefundenen Caches konnten wir einen gewissen Anstieg der Müdigkeit nicht mehr verbergen, nicht vor uns selbst und schon gar nicht vor dem anderen. Das führte dann zu so rationalen Erwägungen und Fragen wie: «Machen wir eigentlich alles richtig?» – «Wollen wir diese blöde Schnitzeljagd wirklich, oder ist es ein größerer Plan, der uns gegen unseren Willen leitet?» – «Warum sollen wir die Dinger überhaupt suchen? Was ist der tiefere Sinn dabei? Soll sie doch derjenige holen, der sie auch hier hingeworfen hat!»
    Die letzten beiden Fragen konnten wir nicht beantworten. Zumindest nicht ohne ein erfolgreich absolviertes Philosophiestudium oder einen Abschluss in vergleichenden Religionswissenschaften. Dafür konnten wir immerhin überlegen, ob wir alles richtig machten.
    Nein.
    So schnell kann man überlegen, wenn auch nur die geringste Hoffnung besteht, dadurch körperliche Anstrengung zu vermeiden. Uns wurde nämlich klar, dass wir gar nicht alle Caches heben mussten, um die Lösung herauszufinden. Da es immer nur um Pärchen ging, würde der letzte übrig gebliebene Cache logischerweise zu dem Tier gehören, das wir bis dahin nur einmal gefunden hatten. Freudetrunken ob dieser Erkenntnis stürzten wir uns erneut auf die Wegplanung, ich schlug dieses vor, machte jenen Vorschlag und warf immer wieder neue Ideen in die Runde oder vielmehr Linie. 72 Tobi antwortete nur: «Wir können auch zuerst zur Sechs fahren.» Ich machte weiter, suchte neue Argumente. Tobi antwortete nur: «Wir können auch zuerst zur Sechs fahren.» Wieder holte ich aus, entwickelte Theorien über Theorien. Tobi antwortete nur: «Wir können auch zuerst zur Sechs fahren.» Ich stieß ihn an, vielleicht war er ja hängen geblieben, und ein einfacher Druck auf die Resettaste würde ihn wieder in unsere Welt zurückholen. Aber es half alles nichts. Ich schloss kurz die Augen, dachte schicksalsergeben nach, wieso er auf dieser Reihenfolge beharrte, und stellte fest: Es war einfach die beste Alternative. Ich öffnete die Augen und sah in ein lächelndes Gesicht. Ich schluckte, holte tief Luft und sagte: «Du hast recht.»
    Er freute sich, und nach einer halben Stunde, in der er auf einem Bein hüpfend, laut jauchzend durchs Dickicht gehampelt war und dabei immer wieder gerufen hatte: «Er hat mir recht gegeben, er hat mir recht gegeben!», zogen wir endlich los, die letzten Caches zu bergen.
    Irgendwann hatten wir es geschafft, alle nötigen Informationen waren zusammengetragen, und es ging zum Final, zum «Lohn der Mühe». Wir fuhren mit dem Fahrrad zum Auto zurück, bockten auf, nicht ohne uns vorher mehrfach gegenseitig zu versichern, wie toll wir doch seien, und machten uns auf den direkten Weg zum Endcache. Unterwegs holten wir NICHT den fehlenden Cache, weil ein paar Waldarbeiter uns dabei so was von störten, dass wir wirklich Angst hatten, sie würden uns etwas antun. Denn wenn Franken «Timber» schreien, kann das auch wie «nimmer» klingen, und der Gefahr wollten wir uns nicht aussetzen.
    Dann die letzten Meter, der Wagen war geparkt, die Fahrräder waren wieder abgeschnallt. Wir damit in den Wald gefahren, abgesessen und erneut zu Fuß die letzten Meter bis zum Ende dieses Traumes gegangen. Da war er: Wir konnten ihn sehen. Wir konnten ihn fast hören. Wir konnten ihn sogar fast riechen, hätten wir nicht selbst so schlimm gestunken und so viel Lärm beim Laufen gemacht. Dann der feierliche Moment, als wir die Hände der Tüte näherten, sie herauszogen und sie, angeekelt wegen all der Tiere, gemeinschaftlich sofort wieder fallen ließen. Die nächsten Schritte   – Dose öffnen und Logbuch herausnehmen – waren

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