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Aufzeichnungen eines Schnitzeljägers

Aufzeichnungen eines Schnitzeljägers

Titel: Aufzeichnungen eines Schnitzeljägers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hoëcker
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sollte es, wir fuhren langsam, aber stetig den Berg nach oben. Zum ersten Cache des Tages. Auch der war relativ leicht zu heben, vorausgesetzt man hatte die richtigen Koordinaten eingegeben. Als wir wieder aufs Rad steigen wollten, meinte Tobi: «Moment mal, ich muss kurz meine Gangschaltung reparieren.» Leider war dieses Unterfangen nicht von Erfolg gekrönt, und nach etwa drei Minuten war klar, aus dem coolen 2 1-Gang -Mountain-ich-komme-damit-überall-hin-Bike war ein Dreigang-mal-sehen-ob-ich-es-schaffe-Fahrrad geworden. Jedes Hollandrad hätte ihm einen besseren Dienst geleistet. Aber wir hatten ja nur noch etwa sieben Stunden im Gelände vor uns, und mein Angebot, ihm mein Rad zu leihen und dafür seines zu nehmen, wollte er mir entweder nicht abnehmen, oder der unbewusste Unterton in meiner Stimme machte ihm klar, dass ich als Antwort mit einem überzeugten «Nein, nein, ist nicht nötig» rechnete. Vielleicht durchschaute er aber auch nur,dass meine körperliche Fitness mit der seinen nicht vergleichbar ist, weil wir uns auf zwei völlig verschiedenen Ebenen befinden. Ich bin ja eh eher der mentale Typ.
    Im Anschluss daran folgten mehrere Stunden auf wunderschönen Wegen quer durch den fränkischen Wald. Die breiten Wege, ich möchte sie mal «Straßen» nennen, waren zwar die breitesten, aber leider auch am anstrengendsten zu fahren. Der darauf liegende Splitt schluckte bestimmt 50   Prozent der Kraft, die wir durch ständiges Herabdrücken der jeweils in der Reihenfolge vorne stehenden Pedale auf den Boden übertragen wollten. Irgendwann nutzte ich den linken Seitenstreifen, auf dem deutlich weniger kleine Steine herumlagen, doch leider war der Seitenstreifen nur im Abo mit dem daneben befindlichen Gebüsch zu buchen, mit dem ich deshalb auch das eine oder andere Mal unfreiwillig Bekanntschaft machte.
    Wenn man so durch die Gegend fährt, ist man hin und wieder überrascht, wie viele Wege es gibt, die nicht auf irgendwelchen Karten eingezeichnet sind, und wie viele Wege auf irgendwelchen Karten eingezeichnet sind, die es gar nicht gibt.
    Irgendwann stellte sich heraus, dass die durchgezogenen Linien, die wir bei unserer Planung hauptsächlich berücksichtigt hatten, keine breiten Wege waren, sondern gewesen waren. So Anfang des Jahrhunderts. Des letzten Jahrhunderts   … Dummerweise hatte die Natur in der Zwischenzeit das Wachstum nicht eingestellt. Nein, ganz im Gegenteil, sie hatte die damals von den Menschen genutzten Wege kurzerhand zurückerobert. Wie es aussah, waren auch wir nicht in der Lage, diese Schlacht zugunsten der Menschheit zu wenden. Die Entscheidung war quasi schon gefallen, der Sieg vergeben. Aber wir wollten es nicht wahrhaben. Zuerst versuchten wir, die alten Forstwege entlangzufahren. Die Schläge, welche die dort überall herumliegenden Baumstämme und Baumstumpfreste über Rad, Gabel und Lenkerauf meine Hände übertrugen, hallen heute noch in meinem Körper nach. Auch der eine oder andere Sturz vorwärts über die Lenkerstange wird wohl für immer in meiner Erinnerung haften bleiben.
    Schließlich gaben wir es auf und lehnten die Räder an einen Baum, um die letzten Meter zu Fuß zu gehen. Das war wohl eine der besten Ideen während der ganzen Tour. Ob ihr es nun glaubt oder nicht: Die Evolution hat mit der Entwicklung der Beine ein wirklich gutes und adäquates Mittel erfunden, um nicht präparierte Strecken dennoch mehr oder weniger einfach überwinden zu können. Die Erfindung des Rades war in dieser Hinsicht wohl eher ein evolutionärer Rückschritt, zumindest bis auch die Erfindung des Weges hinzukam.
    Allerdings gab es nicht nur Wege, die man fahren konnte, und Wege, die man nicht fahren konnte, es gab zwischendurch immer mal wieder gar KEINE Wege. Einer der Caches lag irgendwo mitten im Hang. Trotz diverser Hilfsmittel mussten wir eine ganze Weile suchen und dabei bestimmt fünf Meter in die eine und danach fünf Meter in die andere Richtung gehen. Das mag jetzt erst mal nur nach zehn Metern hin und her gehen klingen, aber am Hang macht das gerne mal einen Höhenunterschied von zehn Metern aus. Das bedeutet ganze 100   Prozent Steigung! 71 Nassgeschwitzt und mit Dreck besudelt standen wir nach erfolgreicher Hebung des Caches vor der Wahl, entweder die kurze Strecke querfeldein oder die lange Strecke über die Wege zu nehmen. Wir überlegten lange. So fünf Sekunden, dann waren wir auch schon auf dem Weg. Querfeldein. Besser gesagt querWALDein. Bergab ging es ja noch

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