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Aufzeichnungen eines Schnitzeljägers

Aufzeichnungen eines Schnitzeljägers

Titel: Aufzeichnungen eines Schnitzeljägers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hoëcker
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Ich-liebe-Hightech-und-mach-ne-Route-auf-dem-PC-und-übertrage-die-Daten-auf-das-Gerät-Getue waren die Koordinaten völlig durcheinandergeraten. Ich musste sie also alle noch einmal von Hand korrigieren und erfreute mich der hochmodernen Technik, die mir auch in diesem Fall wieder mal mehr Arbeit machte, als sie einsparte. Aber das kennen wir ja schon vom Papier. 68
    Dennoch: Auch dieser Cache war relativ leicht zu finden, undes ging auf zum nächsten. Wir fuhren auf einen Waldparkplatz, stiegen aus und liefen ein paar Meter in den Wald. Nach einem kurzen Blick nach oben war die Überraschung perfekt: Sterne. Nicht nur ein paar, nein, sehr, sehr viele Sterne. Ich habe, glaube ich, noch nie so viele Sterne gesehen wie an jenem Abend. Es gab so wenige Lichtquellen in der Nähe, und die Luft war so klar, dass wir einen völlig ungetrübten Blick auf die Gestirne hatten. Jetzt wusste ich, was die Briten mit Lichtverschmutzung meinten. 69
    Wir marschierten los. Dieser Cache war schon etwas schwerer zu heben. Der Empfang war extrem schlecht, und wir irrten eine ganze Weile durchs Unterholz. Irgendwann standen wir nur noch herum, und ich sagte: «Irgendwo muss hier ein unusual positioned   …» Da verharrte meine Lampe auf zwei völlig sinnvoll unter einem Baumstamm verstauten Steinen. Wieder waren wir fündig geworden.
    Genauso ging es uns auch bei Station 16.   Jetzt hieß es: nichts wie nach Hause fahren und schlafen. Was ja in etwa das war, was die Herbergsdame von uns erwartete. Zumindest hatte sie so geguckt. Aber dann kam uns spontan die Idee, auch noch schnell Cache Nummer vier zu heben. Der lag rechts oben, an einer Straße ganz in der Nähe, das müsste möglich sein. Wir fuhren also los. Tja, und jetzt kommt etwas, wovon ich sagen muss,dass ich mich wirklich nicht vorbildlich verhalten habe   … Wir bogen von der Straße ab, immer in Richtung Cache. Ich wurde schon stutzig, dass die Straßenbeschaffenheit ihre Beschaffenheit zunehmend verlor, bis auch von Straße keine Rede mehr sein konnte. Wir standen mitten auf einer Wiese, im Dunkeln, gut 20   Meter vom Cache entfernt. Auf dem Navi war zwar noch eine Straße eingezeichnet, aber uns beschlich zunehmend das Gefühl, irgendwie den Boden der Legalität verlassen zu haben. Um den Schock zu überwinden, hoben wir erst mal den Cache, immerhin standen wir ohnehin fast drauf. Anschließend fuhren wir ganz vorsichtig zurück. Und da bemerkten wir es dann. Es tauchte ganz langsam aus der Finsternis auf: Erst war es nur als längliches Ding mit einer Verdickung im oberen Bereich zu erkennen, doch bald wurde die verschraubte Halterung des oben befindlichen runden Elements immer deutlicher. Zu guter Letzt wussten wir: Das ist ein Durchfahrt-verboten-Schild. Wir hatten es auf dem Hinweg offenbar völlig übersehen. Mit schlechtem Gewissen meldeten wir uns bei der nächsten Polizeidienststelle und gestanden unser Vergehen. Ein gütiges «Welche Arschkrampe ruft denn mitten in der Nacht wegen so ’ner Scheiße die Polizei an?» ließ uns das Vergehen als verziehen empfinden, und wir machten uns auf den Rückweg ins Hotel. 70
    Als wir ankamen, fiel uns sofort der Vorhang wieder ins Auge, und uns wurde klar, dass wir die Chance der Chancen verpasst hatten, uns im Wald zu erleichtern. Dort gab es zwar noch weniger Vorhänge als hier im Hotelzimmer, aber irgendwie war das Back to Nature und damit nicht so peinlich. Wir legten uns hin, warfen uns stundenlang von der einen auf die andere Seite, undich hörte, wie Tobi nur darauf wartete, dass ich einschlief, um schnell hinter den Vorhang zu schlüpfen. Ich weiß das ganz genau, ich wartete nämlich auch, dass ER einschlief.
    Der Wecker ging um 06.00   Uhr, 06.22   Uhr aufstehen, 07.00   Uhr Parkplatz, 07.01   Uhr Gebüsch. Dann schnell die Ausrüstung packen und aufs Rad steigen. Um 07.12   Uhr war alles erledigt, und es ging los. Als ich zum ersten Mal mit dem rechten Fuß, ich weiß es noch genau, ja, es war der rechte, das Pedal herunterdrückte, dachte ich noch: Oh Gott, seit Jahren das erste Mal wieder ernsthaft Fahrrad fahren. Das ist eine echt bescheuerte Idee! Dennoch sagte ich: «Boah, ewig nicht mehr gemacht, das fühlt sich klasse an.»
    Unterwegs war ich leicht überrascht, dass die kleine, gestrichelte Linie auf meiner Karte ein breiter, mit Splitt belegter Weg war. Aber die Karten sind oft ungenau, vor allem deshalb, weil ständig irgendwelche Straßenrenovierungsarbeiten durchgeführt werden. Doch was

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