Auge um Auge
uns frische Klamotten an. Und dann reservieren wir im Excelsior einen Tisch fürs Abendessen. Wer weiß, wen wir da treffen?«
Hal Stone blieb an Bord, während Dillon, Harry und Billy zum Excelsior fuhren. In der Bar war nicht viel los, und das Restaurant war fast leer. Arabische Angestellte standen wartend herum. Auf den Tischen lagen Tücher aus weißem Leinen, darauf standen Silber und Kristall – ganz wie in der guten, alten Zeit.
Sie saßen auf niedrigen Sesseln an der Bar. Dillon bestellte eine Flasche Veuve Clicquot, dann griff er nach seinem Handy und rief Villiers an.
»Noch immer bei uns, Dillon?«, fragte dieser.
»Ja, aber beinahe wär’s anders gekommen.« Dillon setzte ihn ins Bild.
»Das unterstreicht nur das, was ich gesagt habe«, erklärte Villiers. »Was immer hier vor sich geht, es ist verflucht wichtig. Halten Sie mich auf dem Laufenden.«
Während die drei sich unterhielten, schlenderte Kate Rashid in die Bar, begleitet von Bell. Dillon stand auf. »Pass auf, was hinter meinem Rücken abläuft, Billy. Costello ist draußen auf der Terrasse.«
Er ging zur Bar. Billy lehnte sich ans andere Ende und warf Costello einen Blick zu, dann holte er seinen Browning heraus und legte ihn auf die Theke.
»Ich habe gehört, das Essen ist hier nicht schlecht«, sagte Dillon zu Kate.
»Es ist nicht das Caprice, aber durchaus in Ordnung.«
»Dem guten Aidan hier wäre ein Irish Stew zwar lieber, aber man kann nicht alles haben. Hoffentlich suchen Sie nicht nach Kelly?« Sie erstarrte. »Törichterweise hat er Billy und mich unten beim Frachter angegriffen. Es ist sehr ungemütlich geworden. Messer, aufgeschlitzte Luftschläuche, eine ziemliche Schweinerei. Als ich ihn zuletzt gesehen hab, lag er mausetot auf dem Meeresgrund, zusammen mit zwei arabischen Tauchern. Ziemlich dumm, Kate.«
»Dillon, du bist ein Scheißkerl«, sagte Bell.
»Ach, komm, Aidan, hätte ich mich einfach abschießen lassen sollen?«
Bell grinste widerwillig. »Das würdest du nie tun.«
»Richtig. Wenn ihr also nichts dagegen habt, werden Billy und ich uns jetzt wieder ans Tauchen machen.«
Bell brach in Lachen aus und sagte zu Kate: »Wenn Sie das glauben, ist Ihnen nicht zu helfen.«
9
Am nächsten Tag zwängten sich Bell und seine drei Freunde in eine Cessna 310 und flogen zu einer Landepiste in der Nähe der Oase Shabwa, wo sie von George Rashid empfangen wurden. George trug die Kleidung der Beduinen.
»Ich bringe Sie zu der Straße, die zu den heiligen Quellen führt«, sagte er. »Sie sollen die geografischen Gegebenheiten genau kennen lernen.«
Er ging voraus zu einem Jeep mit drei Bänken und setzte sich vorne neben den Fahrer, während Bell und seine Männer hinten einstiegen. Sie fuhren durch die Hitze und den aufsteigenden Staub.
»Was für ein verfluchtes Land«, sagte Costello.
»Hier zeigt sich, wer ein Mann ist«, sagte George Rashid. »Und da wäre noch etwas, was Sie unbedingt wissen müssen. Die Besitzverhältnisse dieses Gebiets, wo Hazar an die Arabische Wüste angrenzt, waren schon immer umstritten. Das heißt, in juristischer Hinsicht ist niemand zuständig. Selbst wenn man hier den Papst umbringen würde, könnte keiner was dagegen tun.«
»Na, das ist aber nützlich«, sagte Bell.
Sie hielten am Hauptlager der Rashid-Beduinen in der Oase Shabwa, um aufzutanken und ihren Wasservorrat zu ergänzen, und nutzten die Gelegenheit, um etwas zu essen.
»Was ist das?«, erkundigte sich Costello.
»Ziegenragout mit Reis«, erklärte George Rashid.
»Entschuldigen Sie mich«, sagte Costello, ging ein Stück weit weg und erbrach sich hinter einer Palme.
Als er zurückkam, fragte George Rashid: »Alles in Ordnung, Mr. Costello?«
»Mehr oder weniger. Allerdings – als Sie mit den Fallschirmjägern in South Armagh waren, haben Sie bestimmt in vielen Dorfgasthäusern gegessen.«
»Ja.« George grinste. »Irische Kartoffeln, Brot und Kohl, wenn gerade Saison war.«
»Scheiße«, sagte Costello. »Sie machen es nur noch schlimmer.«
»Los, schauen wir uns endlich die Stelle an«, sagte Bell, »dann können wir wieder nach Hazar, um dir ein Eiersandwich zu besorgen, Pat.«
Die Straße führte durch eine kleine Schlucht zwischen Felsen, hinter denen sich Sanddünen bis zum Horizont erstreckten. Der Jeep hielt auf einem Abhang, und George stieg aus.
»Die Stelle da drüben, wo die Straße nach unten führt, ist nicht
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