Auge um Auge
jedes Training bist du aus hundertachtzig Metern abgesprungen, als hättest du Flügel.«
»He, mach mal halblang, Dillon«, sagte Harry. »Soll das etwa heißen, ihr wollt von ‘nem Flugzeug hüpfen? Ihr wollt versuchen, Bell die Suppe zu versalzen, bis Villiers mit seinen Cowboys ankommt? Stimmt’s?«
»Harry, das ist meine Sache. Billy ist ein Freigeist und hat wie ich eine Vorliebe für die Philosophie.«
»Was zum Teufel soll denn das wieder heißen?«
»Platon. Erinnerst du dich an den, Billy?«
Billy Salter, Londoner Gangster, viermal im Gefängnis und einst ein echter Killer, setzte das kälteste Lächeln auf, das man sich vorstellen konnte. »Klar erinnere ich mich: ›Ein ungeprüftes Leben ist nicht lebenswert.‹ Für mich bedeutet das: ein Leben, das man nicht auf die Probe stellt. Es ist an der Zeit, dass wir uns auf die Probe stellen, Sean.«
»Alle Achtung! Ich fliege mit Carver in seiner Golden Eagle hin. Es ist genau wie in Cornwall, Billy, nur dass ich diesmal bei dreihundert Metern aussteige. Manche halten mich für verrückt oder zumindest für gestört. Nun habe ich in meinem Leben zwar allerhand schlimme Dinge getan, aber die Rashids haben Schlimmeres auf dem Kerbholz, und ich werde sie aufhalten.«
»Nein, da hast du was falsch verstanden, Dillon«, sagte Billy. » Wir werden sie aufhalten.«
»Billy, du bist auch verrückt«, erklärte Harry.
»Was soll ich denn sonst tun? Nach Hause gehen und den Weibern hinterherlaufen, bis ich so frustriert bin, dass ich über die Stränge schlage und fünf Jahre in den Bau komme?« Billy grinste. »Wenn ich schon zu Boden gehe, dann lieber für etwas, das die Mühe wert ist.«
Harry Salter war erstaunt. »Was kann ich da noch sagen?«
»Nichts«, meinte Dillon. »Komm einfach mit und schau dir die Sache an.«
10
In London räumte Charles Ferguson gerade seinen Schreibtisch auf, als es an der Tür läutete. Kim führte Blake Johnson herein.
»Schön, Sie zu sehen, Blake.«
»Der Präsident hat mich hierher beordert. Die letzten Neuigkeiten haben ihn zutiefst erschüttert.«
»Ihnen ist wohl klar, Blake, dass Hazar ein neutrales Land ist? Außerdem sind die Besitzverhältnisse an der Grenze zur Arabischen Wüste umstritten. Da könnte man einen Krieg anzetteln, den Ältestenrat abschlachten und auch sonst alles tun, was einem einfällt, ohne dass irgendein anderes Land etwas dagegen unternehmen könnte.«
»Ja, das wissen wir, Charles, aber die Auswirkungen wären weit reichend.«
»Weshalb der Präsident Sie hergeschickt hat?«
»Ja.«
»Mit dem Premierminister hat er auch gesprochen?«
»Ich glaube schon.«
»Dann fahren wir jetzt in die Downing Street, um uns persönlich mit ihm zu unterhalten. Ist doch nicht schlecht, Blake – ein Präsident und ein Premierminister am selben Tag.«
An der Tür der berühmtesten Adresse der Welt wurden Sie von einem Mitarbeiter empfangen.
»General Ferguson, Mr. Johnson – der Premierminister erwartet Sie.«
Er brachte sie nach oben, vorbei an den Porträts früherer Amtsinhaber, klopfte und öffnete die Tür zum Arbeitszimmer des Premierministers. Der jüngste Inhaber seines Amtes seit über einem Jahrhundert saß in Hemdsärmeln an seinem Schreibtisch und arbeitete. Ais er den Kopf hob, war seine Miene entschlossen, dann zeigte er das vertraute Lächeln.
»General Ferguson.« Er stand auf, kam hinter dem Schreibtisch hervor und schüttelte Ferguson die Hand. »Und Mr. Johnson? War Zeit, dass wir uns kennen lernen.« Er gab Blake einen Klaps auf die Schulter. »Der Präsident hat mich schon informiert, aber ich möchte es noch einmal von Ihnen beiden hören.«
Später brachte jemand Tee und Kaffee, während der Premierminister mit vollkommen ruhiger Miene dasaß. »Es ist geradezu unglaublich, was die Rashids da tun. Ich kenne den Earl recht gut.«
»Leider ist es wahr, Premierminister«, sagte Ferguson.
»Erschreckend. Erst versucht er, den amerikanischen Präsidenten zu ermorden, und nun den Ältestenrat von Hazar.« Der Premierminister sah Blake an. »Sind Sie mit mir einer Meinung, dass das eine Katastrophe wäre?«
»Unserer Meinung nach, Sir, wäre es genau das.«
Der Premierminister saß reglos da und brütete vor sich hin. »Nun, Sie können auf meine volle Unterstützung zählen.« Er erhob sich. »Ich habe jetzt einen anderen Termin. Tun Sie, was Sie tun müssen, General.«
Die beiden wurden hinausbegleitet. Das
Weitere Kostenlose Bücher