Auge um Auge
und ein Glas Champagner zu genehmigen. Der Kerl bringt einen in echte Lebensgefahr.«
»Ach, komm schon, Harry«, sagte Dillon. »Du hast dich doch seit Jahren nicht mehr so amüsiert. Außerdem – warum machst du dir Sorgen? Schließlich sind es Tony Villiers und seine Jungs, die da droben in der Scheiße stecken.«
»Schön und gut, Dillon«, sagte Hal Stone, »aber wir haben noch immer nicht die leiseste Ahnung, was die Rashids im Schilde führen. Ganz sicher wissen wir nur eines: Die wollen Sie umlegen. Aber weshalb? Weshalb stellen Sie eine derartige Bedrohung dar?«
»Das wüsste ich auch gern«, erwiderte Dillon.
»Wenn man darüber nachdenkt«, sagte Billy, »fällt einem doch vor allem auf, dass Bell hier mit einer ganzen Mannschaft aufgekreuzt ist. Wofür braucht man so viele Leute?«
»Tja, genau das wissen wir eben nicht, oder?«, bemerkte sein Onkel.
Einen Moment lang herrschte Schweigen, dann sagte Hal Stone: »Aber wir könnten es herausbekommen.«
Alle schauten ihn an, und Dillon fragte: »Was schlagen Sie vor?«
»Nun, die Burschen sind zu viert, Bell mitgerechnet. Ich nehme an, dass sie auch alle wissen, worum es geht.«
»Und Sie meinen, wir sollten uns einen von ihnen schnappen, ja?«, sagte Billy.
»So was in der Richtung. Keine Ahnung, ob das ‘ne gute Idee ist. Sieht ziemlich simpel aus.«
»Aber manchmal funktionieren die simpelsten Pläne am besten«, kommentierte Dillon.
»Zuerst müssen wir mal herausbekommen, wann wir an diese Scheißkerle rankommen können«, sagte Harry. »Wann sie in die Stadt kommen und zu welchem Zweck.«
»Um zu ficken«, sagte Billy.
Alle lachten, doch Stone meinte: »Genau genommen haben Sie Recht. Ich habe mich umgehört. Einer von ihnen – Costello, glaube ich – hat offensichtlich großes Interesse an einem Etablissement namens Madame Rosa’s.«
»Also, was machen wir? Kidnappen wir ihn?«, erkundigte sich Harry Salter.
»Wieso nicht?«, meinte Stone.
»Na schön, aber was werden Bell und seine Gorillas unternehmen, wenn Costello plötzlich nicht mehr auftaucht?«, wandte Billy ein.
»Keine Ahnung.« Stone zuckte die Achseln. »Vielleicht glauben sie, dass er irgendwo mit einer Frau im Bett liegt. Oder mit zweien.«
»Aber Professor«, hänselte Harry Salter, »ich bin schockiert, dass ein gebildeter Mensch wie Sie sich derart zweifelhaften Fantasien hingibt.«
»Ich werd’s überleben.«
Dillon überließ die Planung der Operation Harry Salter. Und Harry spielte seine Rolle fantastisch. Am Abend trug er ein dunkles, weit offen stehendes Leinenhemd und einen cremefarbenen Tropenanzug und sah sehr wohlhabend aus.
Er setzte sich mit Billy in ein Straßencafé gegenüber von Madame Rosa’s und wartete dank eines diskreten Trinkgelds auf Nachricht von drinnen, dass Costello unterwegs war. Als es so weit war, ging Harry hinein – ein älterer, gut gekleideter Herr, der finanzkräftig aussah – und ließ die Mädchen aufmarschieren. Billy wartete inzwischen, bis er Costello kommen sah, dann folgte er ihm.
Bell und seine zwei Kumpane saßen mit Kate Rashid zusammen und studierten noch einmal die Karte.
»Also, dann ist ja alles klar«, sagte Bell. »Die alten Herrschaften werden sich gegen Mittag auf den Weg zu den heiligen Quellen machen. Wir fliegen schon heute Abend in Carvers Golden Eagle hin. In Shabwa machen wir unsere Waffen fertig und dann fahren wir morgens mit dem Landrover weiter.«
»Klingt gut«, sagte Kate.
»Eine kleine Korrektur. Wir treffen uns dort oben mit Ihrem Bruder und seinen Beduinen. Womöglich brauchen wir Unterstützung, und da ist es besser, wenn die bei der Hand ist.«
»In Ordnung«, sagte Kate. »Ich spreche mit George und arrangiere das.«
Als sie ihren Bruder in London anrief, erhielt sie keine Antwort, weshalb sie es auf seinem Handy versuchte. Paul Rashid meldete sich sofort. »Wie läuft es denn?«
»Gut. Wir fliegen in einer von Carvers Maschinen nach Shabwa.«
»Dann treffen wir uns dort. Ich bin schon unterwegs. Ich lande in Haman und steige dort in den Hubschrauber um. Halt nach mir Ausschau.«
»Das werde ich.«
Costello hatte sich aus dem Excelsior geschlichen und sich zu Madame Rosa’s bringen lassen, wo er begeistert empfangen wurde. Drei Mädchen warteten, die ihm jeden Wunsch erfüllten, und es gab irischen Whiskey und Kokain, damit alle in Stimmung kamen. Hier war es anders als in Nordirland.
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