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Auge um Auge - Ein Verehrer schuettete mir Saeure ins Gesicht Jetzt liegt sein Schicksal in meiner Hand

Titel: Auge um Auge - Ein Verehrer schuettete mir Saeure ins Gesicht Jetzt liegt sein Schicksal in meiner Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ameneh Bahrami
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zu zerbrechen. In Barcelona hatte man mir inzwischen einen Ausweis für Senioren und Menschen mit Behinderung gewährt. Auf diese Berechtigungskarte hatte man ab einem Alter von 65 Jahren oder ab 33 Prozent Behinderung Anspruch. Ich war Ende zwanzig und zu 91 Prozent körperbehindert. Ein Sachverhalt, der schlicht zum Weinen war.
    Nun hieß es, von Barcelona Abschied zu nehmen. Vorübergehend zumindest. Ich wollte auf jeden Fall wiederkommen. Dass ich im Taxi zum Flughafen meinen Blindenstock vergaß, war dabei hoffentlich kein schlechtes Omen. In Teheran würde ich voraussichtlich von Anfang Juli bis Ende September sein, in der heißesten Zeit des Jahres. Und im übertragenen Sinne wohl auch in der heißesten Phase meines Lebens. In der Maschine nach Teheran kam ich mit einem Herrn ins Gespräch, der Dr. Saburi kannte. Er gab mir fünfhundert Euro, einfach so … Eine Menge Geld, zumal im Iran – einfach geschenkt.
    In Teheran war seit 2004 der neue Flughafen, Imam Khomeini International Airport, in Betrieb. Ein großer und beeindruckender Bau im Vergleich zum früheren Flughafen Mehrabad. Für mich aber zählte: Ich war zurück im Iran, Spanien lag hinter mir. Hier hieß es Abstand halten von fremden Männern. Konnte ich mich – wie in Barcelona – einfach am Ärmel eines Mitreisenden festhalten, um meinen Weg zu finden? Unter keinen Umständen! So tastete ich mich vorsichtig aus der Maschine und wurde in einem Rollstuhl sitzend zur Passkontrolle, Gepäckausgabe und Gepäckkontrolle gefahren. Ich kam also nicht erhobenen Hauptes nach Hause …
    Zwei Tage nach meiner Ankunft und einem tränenreichen, herzerwärmenden Wiedersehen mit meiner Familie suchte ich Richter Gheissarieh auf. Meine Mutter begleitete mich, und wir nahmen die Metro. Die Fahrt mit der U-Bahn war billiger und schneller als ein Taxi in meiner ewig verkehrsverstopften Heimatstadt. Wie oft war ich früher an diesem imposanten Gerichtsgebäude in der Khayyam-Straße vorbeigefahren, an diesem Riesenkomplex mit seinem hohen Säulenportal, den lang gestreckten Gerichtsgebäuden links und rechts davon. Niemals hätte ich mir träumen lassen, dass ich eines Tages die Stufen der breiten Treppe zu einem der Gerichtssäle würde hinaufsteigen müssen. Und dass ich mir eines Tages nichts sehnlicher wünschen würde, als dass sich die Waagschale zu meinen Gunsten neigte.
    Als wir zum ersten Mal hierherkamen, war die Hoffnung noch groß, dass ich eines Tages wieder sehen würde. Nun kam ich zum zweiten Mal her, und diese Hoffnung war dahin.
    »Frau Bahrami, welche Ehre!«, begrüßte uns Richter Gheissarieh. »Wie geht es Ihnen? Wissen Sie, wir haben Ihren Fall in den Medien verfolgt und freuen uns sehr, dass Sie Ihr Augenlicht wiederhaben.« Ich nahm meine Brille ab.
    »Ja, die Medien berichten, dass es Ameneh gut geht, dass sie verheiratet ist, dass sie Kinder hat und dass sie sehen kann …« Meine Mutter erzählte mir später, dass Richter Gheissarieh Tränen in den Augen hatte, als er meine Augen sah.
    »Bitte, setzen Sie Ihre Brille wieder auf«, bat er mich und kam ohne Umschweife zum Thema. Ich wollte die nächste Verhandlung so schnell wie möglich anberaumt wissen und vor allem meinem Peiniger nicht wieder begegnen müssen.
    »Was wäre so unangenehm an einer Begegnung mit ihm?«
    »Haben Sie vergessen, was er getan hat? Du bist jetzt das, was ich aus dir machen wollte!, hat er gesagt. Und was hat er dem Journalisten zugerufen, der um ein Foto von mir gebeten hatte aus der Zeit vor dem Attentat? Gewöhnt euch besser an die neue Ameneh. Die alte gibt’s nämlich nicht mehr!«
    »Wer weiß, vielleicht haben ihn die drei Jahre Haft ja geläutert?«
    »Bis heute hat weder er noch seine Familie sich bei mir oder bei meinen Eltern entschuldigt. Und damit hätte er doch ein Zeichen der Reue setzen können, oder nicht? Stattdessen hatte mir seine Schwester sogar gedroht, ich würde schon sehen, was ich davon hätte, wenn ich ihren Bruder nicht endlich in Ruhe ließe.
    Mein Vater hat mich mehrfach gebeten: ›Ameneh, Kind, vergib dem jungen Mann. Er hat einen großen Fehler gemacht. Seine Familie ist mit einem Sohn wie diesem hart genug bestraft.‹
    Was hat sein Vater zu mir gesagt, als er mich – gegen meinen ausdrücklichen Wunsch – im Krankenhaus besucht hat? ›Du bist selbst schuld!‹, hat er mir ins Gesicht gesagt, ›was musstest du meinen Sohn auch belügen und ihm sagen, dass du verheiratet bist!‹ Und in Barcelona hat er mir ausrichten

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