Auge um Auge (German Edition)
ich will nicht, dass meine Haare hinterher so platt am Kopf anliegen.
»Komm schon, Kat.«
So wie Ricky das sagt, weiß ich, er fährt nicht los, solange ich den Helm nicht nehme. Also setze ich ihn auf, Ricky macht einen Kavalierstart, und wir donnern die Straße hinunter. Die Maschine ist laut. Wahnsinnig laut. Die Auspuffanlage ist extra so ausgelegt. Ich lächle vor mich hin bei dem Gedanken, dass jeder uns kommen hört.
»Schneller«, fordere ich Ricky auf und lege ihm die Arme um die Taille. Ricky wäre eigentlich ein ganz süßer Typ, wenn er bloß nicht so ein Kiffer wäre. Ich spüre, wie sein Körper sich anspannt, und dann gibt er Gas. Er wechselt die Spur trotz Gegenverkehrs, um einen langsamen Schulbus zu überholen. Schneller! Ein Wort, das Jungs lieben.
Ricky biegt in den Parkplatz ein. »Das ist jetzt das zweite Mal in drei Tagen, dass du mich hierherschleppst. Ich fass es nicht!«
Ich entdecke Alex’ SUV . »Da drüben«, sage ich zu Ricky.
Genau wie geplant springe ich ab. Hopp! Dann nehme ich den Helm vom Kopf und schüttle meine Haare aus.
Dabei sehe ich Alex, der an seiner Autotür lehnt. Aber er ist nicht allein. Er redet mit Reeve und Rennie. Das heißt, hauptsächlich redet anscheinend Rennie. Sie gestikuliert wild, zeigt immer wieder auf Reeve und reibt ihm zärtlich die Schulter. Bestimmt will sie Alex klarmachen, dass Reeve mit unseren Streichen nichts zu tun hatte. Sie muss sich einfach in alles reinhängen.
Ich bin mir nicht sicher, ob Alex ihr das abkauft. Er vermeidet jeden Blickkontakt mit Reeve, aber als Rennie fertig ist, geben die Jungs sich die Hand, und die drei gehen zusammen in Richtung Schule.
Reeve hat nicht mal einen blauen Flecken im Gesicht, wo Alex ihm eine reingewürgt hat, das ärgert mich. Was mir allerdings noch mehr die Laune vermiest, ist die Tatsache, dass die beiden noch immer Freunde sind. Und Alex meinen rattenscharfen Auftritt verpasst hat.
»Also dann«, sagt Ricky, »ich mach mal los.«
Ich halte ihm seinen Helm hin. »Danke fürs Mitnehmen.«
Er lächelt mich an. »Aber immer doch.« Dann fährt er davon.
»Cooles Outfit, Kat!«, brüllt Rennie mir zu, beide Hände um den Mund gelegt. »Bikernutte ist der perfekte Look für dich!«
Niemand hält mich davon ab, auf Rennie loszustürmen und ihr gleich noch einmal ins Gesicht zu spucken. Inzwischen wäre es mir sogar egal, was Alex von mir denken würde. Aber das ist gar nicht nötig. Rennie bekommt schon noch ihr Fett weg, eher früher als später. Ich muss mich nur darauf verlassen, dass Lillia und Mary mir den Rücken freihalten, so wie ich ihnen.
Auf dem Weg zum Eingang komme ich an Rennies Jeep vorbei, der an einem der besten Parkplätze steht. Ich kann nicht anders – ich schleiche mich hin, kauere mich neben den einen Vorderreifen auf den Boden und schraube die Ventilkappe ab. Ich hab mal zugesehen, wie Pat das gemacht hat, um Luft aus einem Reifen zu nehmen, als wir uns im Schnee festgefahren hatten. Aber er hatte damals ein Werkzeug dabei, mit dem er das kleine Luftventil runtergedrückt hat. Verdammt .
Auf einmal kommt mir eine Idee – meine Wahnsinnsstilettos! Ich ziehe einen aus und richte den Absatz mitten aufs Ventil. Nach ein paar Versuchen höre ich auch tatsächlich dieses Zischen. Der Reifen ist allerdings nicht so schnell platt, wie ich’s gern hätte, die Luft strömt nur ganz langsam heraus. Es läutet zur ersten Stunde, aber ich mach’s mir erst einmal bequem da unten am Boden. Wenn ich zu spät komme – was soll’s?
26 LILLIA Rennie und ich haben beschlossen, unsere Kleider für den Homecoming-Ball nicht auf der Insel zu kaufen. Mom sage ich nichts davon, dass wir aufs Festland wollen, sonst zwingt sie mich nur, Nadia mitzunehmen. Stattdessen nehme ich, als sie gerade duscht, heimlich die Platinkarte aus ihrer Brieftasche. Das heißt aber nicht, dass ich sie bestehle – sie hat mir schon gesagt, ich dürfe mir ein Kleid im Internet bestellen.
Ich wollte auch Ashlin fragen, ob sie mitkommt, aber Rennie hat darauf bestanden, dass wir zwei allein fahren.
Wir verdrücken uns frühzeitig vom Cheerleader-Training, damit wir die Fünf-Uhr-Fähre noch erwischen, und lassen Ashlin zusammen mit Coach Christy den Rest vom Training leiten. Rennie hat Coach Christy erzählt, wir müssten Rennies Mom in der Galerie helfen. Ash hat uns zwar misstrauisch angesehen, gesagt hat sie aber nichts.
Reguläre Tickets für die Fähre sind nicht besonders teuer, aber wenn man sein
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