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Auge um Auge - Moonbow #1 (German Edition)

Auge um Auge - Moonbow #1 (German Edition)

Titel: Auge um Auge - Moonbow #1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Madea
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Abbys Unterschlupf im Wald fühlte sie sich hilflos und ausgeliefert. Ein scheußlicher Zustand.
    »Alles okay? Wie geht es dir? Kannst du mich verstehen?«
    »Ja«, krächzte sie und musste sogleich husten. Ihr Rachen brannte.
    »Gut, das ist sehr gut. Hier, du musst viel trinken.« Etwas berührte ihre Hand. Sie zuckte zurück. »Ein Becher mit Wasser. Du kannst deine Augen öffnen. Ich habe sie ausgespült. Morgen werden sie wieder völlig in Ordnung sein. Du hast starken Sonnenbrand, aber auch das vergeht. Am meisten Sorge machen mir deine Beine, aber das Salzwasser hat den Wunden gutgetan. Geschlossen haben sie sich schon und sie werden verheilen. Narben werden aber leider bleiben, die Risse sind zu tief.«
    »Danke«, brachte sie rau hervor. Der Mann hatte ihr das Leben gerettet. »Wie?«
    »Wie du hierhergekommen bist? Tja, ich bin wie jeden Tag zum Fischen rausgefahren und dann hörte ich etwas trällern. Als ich dich fand, warst du aber schon ohnmächtig. Zum Glück hatte ich dich gehört, bevor größere Räuber deine Blutspur im Wasser gewittert haben. Na, ich hab dich ins Boot gezogen und zu mir nach Hause gebracht. Du bist ja nicht allzu schwer. Hab dich gewaschen, warm gerubbelt, die Wunden versorgt und dir heißes Wasser eingeflößt. War es in etwa das, was du wissen wolltest?«
    View hob den Kopf, lächelte und nickte. »Ja, danke.« Jedes Wort brannte und sie trank rasch das Wasser aus dem Becher. Langsam lichtete sich der zähe Nebel in ihrem Kopf. Zac war über Bord gegangen, die Suche nach ihm, die Flucht, das Unwetter, das Kentern … Ihr Magen knurrte erbärmlich, doch es gab etwas, das ihr wichtiger war, als sich ihrem Hunger zu widmen. »Gibt es in der Nähe eine Insel namens Stevens Island?«, flüsterte sie.
    Der Mann brummte abfällig, was sie stutzig machte. Sie sah seine Mimik nicht, spürte aber mit einem Mal seinen Stimmungswechsel. Abneigung und offensichtlicher Frust schwappten zu ihr herüber. Er wirkte beinahe feindselig, obwohl er ihr so gütig und freundlich begegnet war. War er vielleicht …? »Sind Sie Steven?« Hatte sie Zacs Dad gefunden?
    »Ha! O nein, gewiss nicht!«
    View setzte sich auf und lehnte sich an das spröde Holz in ihrem Rücken. »Aber Sie kennen ihn.«
    »Wer kennt dieses Arschloch nicht?«
    Oha! Na wunderbar. Nach Freundschaft klang das nicht. Egal, sie hatte Zac anfangs auch falsch eingeschätzt. Sie würde sich schon selbst eine Meinung über seinen Dad bilden. »Wie kann ich ihn finden?«
    »Gar nicht!«
    »Warum sind Sie so sauer auf ihn?«
    »Weil er ein A… «
    »Ich hab’s vernommen«, unterbrach sie ihn und lächelte beschwichtigend. »Bitte, es ist sehr wichtig für mich.«
    »Wichtig ist, dass du erst einmal auf die Beine kommst. Du hast viel Blut verloren, warst unterkühlt und dehydriert.«
    »Bitte, Sir. Wie heißen Sie?«
    »Nenn mich Joe.«
    »So heißen Sie aber nicht.«
    »Und?«, fragte er barsch.
    View schluckte, das Gespräch lief irgendwie aus dem Ruder. »Joe«, sagte sie ruhig und räusperte sich, »Ich verdanke Ihnen mein Leben. Ich empfinde unendliche Dankbarkeit für Sie. Egal, warum Sie sich hierher zurückgezogen haben, ob Sie geflüchtet sind oder gesucht werden, ob Sie Bob oder Joe genannt werden wollen.« Er brummte nur, als hätte er solche Floskeln schon unzählige Male gehört und schenkte ihnen keinen Glauben. »Ich weiß, dass Sie ein rundweg gradliniger, unbedarfter und spiritueller Mensch sind, der versucht, andere vor seinem tief sitzenden Hass zu verschonen, indem er sich zurückzog.« Joe sog scharf die Luft ein. »Wenn Sie sich nur verzeihen könnten«, schob sie kaum vernehmlich nach und bereute es im nächsten Moment. Wie kam sie nur dazu, jemand Fremden zu beurteilen? Weder gehörte sich so etwas noch stand es ihr zu. Wer war sie, dass sie so etwas tat, ohne nachzudenken? Einfach drauflosplapperte, was ihr Gefühl ihr suggerierte. Sie sollte sich schämen und das tat sie auch. Zu urteilen war viel schlimmer, als Fragen zu stellen. Sie atmete tief durch. Joe schwieg beharrlich, wohl betroffen; auch das spürte sie. Sie hatte ihn wie sich schockiert, er haderte mit dem, was sie ihm gesagt hatte. Lag sie richtig? Hatten ihre Worte eine Bedeutung für ihn? Sie war sich dessen beinahe sicher, obwohl dies eigentlich unmöglich war. Sie wusste nichts von ihm. Sie hatte wieder einmal nicht nachgedacht, und wie in den vergangenen Tagen immer mal spontan und intuitiv reagiert, im Gegensatz zu früher. Es fühlte sich

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