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Auge um Auge - Moonbow #1 (German Edition)

Auge um Auge - Moonbow #1 (German Edition)

Titel: Auge um Auge - Moonbow #1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Madea
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bereuen würde. Wenn er sie vergewaltigen wollte, würde sie ihm in die Augen blicken. Sie würde es tun. Ob es Zacs Dad war oder nicht. Sie schwor sich, nicht eine Sekunde zu zögern.
    Es klimperte und raschelte. Der Mann nuschelte unverständliches Zeug. Bewegte sich wie volltrunken. Er war völlig zu, nicht nur leicht angetrunken. Eine Flasche wurde aufgedreht und View hörte ihn schlucken.
    »Wasch willscht du hier?«
    »Ich suche einen Steven.«
    Er kicherte. Oder grunzte. Eher beides gleichzeitig. »Toll.«
    »Hab ich ihn gefunden?«
    Er nahm einen weiteren Schluck. Wohl seine Art, zu antworten.
    Die Äste unter ihr drückten ihr hart in die Brust und ihr Oberschenkel zitterte bereits jetzt durch die unnatürliche Überdrehung nach hinten. »Würdest du mich losbinden, bitte?«
    »Nä.«
    »So viele werden hier schon nicht leben. Bist du nun Steven?«
    »Wasch geht dich dasch an?«, brüllte er lallend und warf die Flasche an ihr vorbei ins Gebüsch.
    Mist! So hatte sie sich Zacs Vater und ihr Aufeinandertreffen nicht vorgestellt. Mist! Mist! Mist! Vielleicht war er nach dem Verschwinden seines Sohns dem Alkohol verfallen, hatte seinen Kummer ertränkt. Mit einem höflichen Sie kam sie hier wohl ebenso wenig weiter wie bei Joe. »Willst du dich unterhalten?«
    »Nein.«
    »Warum hast du mich überfallen?«
    »Ha!« Er schlug sich anscheinend aufs Knie und rutschte dabei neben den Baumstamm. »Du hascht mich überfalln.«
    »Ich bin über dich gestolpert.«
    »Ha.«
    »Tut mir leid. Du lagst im Dunkeln.«
    »Ach. Sach an.«
    »Steven?«
    »Hm?«
    »Binde mich los, ich tu dir doch nichts.«
    »Lass mich endlich in Ruh !«
    »Erst, wenn du mich losbindest.«
    »Vergisch es.«
    »Ich lass dich nicht deinen Rausch ausschlafen, wenn du mich hier so liegen lässt wie ein Stück Vieh.«
    Er lachte, rutschte am Baum hinab und schien im raschelnden Laub eine bequeme Schlafposition zu suchen.
    »Du glaubst mir nicht?«
    Er schnaubte, gähnte und rollte sich zusammen.
    View begann zu summen. Die Melodie, die Zac für sie gesungen hatte, als sie den Boden unter den Füßen verloren hatte, im Dreck lag, verstört, einsam und untröstlich.
    Steven kauerte völlig ruhig und still auf der Erde. Sie summte weiter. An den Text konnte sie sich beim besten Willen nicht erinnern, aber die Melodie hatte sich unwiderruflich in ihrem guten Gedächtnis eingeprägt. Er schien zu lauschen und keuchte schließlich geräuschvoll auf. Keine Sekunde später kam er auf die Füße, drehte sich hin und her, als suchte er etwas, fiel wieder auf die Knie und erbrach sich mehrfach.
    View verstummte. Sie hatte ihn zu Tode erschreckt, seine unbändige Furcht wallte zu ihr herüber. Als Steven nur noch röchelnd nach Atem rang, traute sie sich, ihn wieder anzusprechen. »Es tut mir leid, Steven. Ich musste dich irgendwie dazu bringen, mir zuzuhören.«
    »Du …«, keuchte er und ließ sich schwerfällig auf den Hintern plumpsen. »Woher …?«
    »Ich erkläre dir alles. Aber bitte binde mich zuerst los. Von mir aus fessel mich an einen Baum, aber lass mich nicht so verdreht hier liegen. Das tut echt scheußlich weh.«
    Steven erhob sich auf die Knie und streckte den Rücken, fuhr sich durch sein Haar. Der Mond beschien durch die dichten Baumkronen seinen kräftigen Oberkörper. Ein dunkles T-Shirt umspannte seine Muskeln. Wie ein verkommener, ständiger Säufer sah er von der Statur her nicht aus. Er rutschte über die kleine Lichtung näher heran.
    »Du hättest dich einfach auf die Seite rollen könn’n. Dann tut’s nich so weh. Nur dann krabbeln dir Ameisen ins Ohr.« Er grunzte und machte sich umständlich und schimpfend daran, den Gürtel zu lösen. Er zog ihn weg, hielt aber ihr Fußgelenk mit erstaunlicher Kraft fest und bog es ihr über den Rücken.
    »Ah«, schrie sie auf.
    »Woher kennst du dieses Lied?«, brachte er rau hervor. »Woher?«
    »Aua, du … das tut weh!« Schmerz schoss durch ihre Muskeln.
    »Rede erst«, befahl er. Er klang erstickt.
    »Jemand hat es mir vorgesungen, als es mir sehr schlecht ging.«
    »Wer?«
    »Dein Sohn.«
    Stevens Arme zitterten. Er atmete stoßweise und so laut, dass es in ihren Ohren dröhnte.
    »Bitte, lass los!« Sie schluchzte bereits. Bitte, bitte, loslassen!
    »Wo? Wie hei… ?«
    Steven brachte es nicht über seine Lippen. Sie hatte es ihm ganz anders beibringen wollen. Nicht so, in dieser Lage, unter Druck und Zwang. Mit viel Feingefühl im geeigneten Moment. Ob Zac ihr überhaupt seinen

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