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Auge um Auge - Moonbow #1 (German Edition)

Auge um Auge - Moonbow #1 (German Edition)

Titel: Auge um Auge - Moonbow #1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Madea
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umkehrte, weil er ihr Zögern bemerkte und sich sorgte. View kletterte weiter über die Felsen, ohne sich noch einmal umzudrehen, konzentrierte sich auf ihren Weg, den ihrer Füße und ihres Vorhabens, ohne die bohrenden Zweifel zuzulassen, die sie kaum atmen ließen.
    »Zac«, wisperte sie, »warum bist du jetzt nicht bei mir? Du hast mich doch immer geführt, so sicher geführt.« Tränen verschleierten ihren Blick. Sie wollte ja stark sein, doch wie konnte sie es? Sie war ganz allein auf der Welt, am Ende der Welt.
    Ein dschungelähnliches grünes Wirrwarr tauchte hinter einem hohen Fels auf und ein schmaler Sandpfad in den Wald bestätigte Joes Aussage, dass hier Menschen lebten. Sie wischte sich über die Augen und blickte in den Dämmerschein. Die Sonne versank bald im Meer, dann würde es stockfinster im Busch sein. Sie sah sich um und tauchte zielstrebig über den Pfad in die grüne Pflanzenwelt hinein. Sie hatte die vergangenen Jahre schon viel zu viel nicht getan, aus Angst, zu viel geschluckt, viel zu viel anderen überlassen, andere über ihr – ihr – verdammtes Leben bestimmen und entscheiden lassen.
    Andere, die scheinbar alles besser wussten, welch ein hirnrissiger, leichtgläubiger Unsinn! »Nie wieder«, fauchte sie ins Grün nach links und »Nie wieder« nach rechts, verscheuchte etwaige wilde Tiere und ihre aufkeimende Furcht mit ihrer Wut über all die verlorenen Jahre, ihre unbeschwerte Jugend. Da musste die Natur schon mit gefährlicheren Geschützen aufwarten als mit ein paar Spinnen, Leguanen oder Schlangen und der düsteren Nacht, um sie aufzuhalten, ihren eingeschlagenen Weg weiterzugehen, den Weg, für den Zac gestorben war.
    Der ohnehin kaum erkennbare Pfad verschwand vollends zwischen Bäumen, Büschen und wild wachsenden Sträuchern. Er löste sich einfach auf, als wäre er nicht mehr vonnöten. View blieb stehen und lauschte mit geschlossenen Lidern. Es war inzwischen viel zu dunkel, um etwas zu erkennen.
    Der Wind wisperte in den Baumwipfeln. Wie in ihrer ersten Nacht außerhalb des Labors und doch völlig anders. Sie war anders, aber auch der Klang des Windes. Kein Gebirgswind, sondern Seewind. Salzig, böig, schwer. Die Luft roch frisch nach Natur und doch klebrig durch die Nähe zur Küste. Der Wald war hier deutlich dichter als im Gebirge. Das Rascheln nachtaktiver Tiere begann, das Leben um sie herum kam neugierig näher, anstatt sich zu entfernen. Sie drang in die Welt zahlloser Tierarten ein, ohne vorher um Einlass zu bitten. Ein vages Rauschen drang an ihr Gehör. Vielleicht ein Fluss und nicht das Ende der Insel und damit wieder der weite und salzige Ozean. Zielstrebig schlug sie den Weg in Richtung der Geräusche ein.
    Plötzlich stolperte sie und fiel. Ihre Knie und Handballen schlugen auf mit Ästen und Blättern bedecktem Waldboden auf. Ein schriller Schrei entwich ihr. Hände packten ihre Fußgelenke und zogen sie mit einem kräftigen Ruck nach hinten. Erneut schrie sie auf. Sie schrammte laut keuchend mit dem Oberkörper und den Armen über den Boden. Ihr Kinn schlug auf. Eine große Gestalt presste sie mit ihrem Gewicht nieder, bevor sie reagieren und sich wehren konnte. Der Mann keuchte und schnaufte, setzte sich auf ihren Hintern, die harten Schuhe in ihre Kniekehlen gedrückt, und griff nach ihren Armen. Einen erwischte er und bog ihn nach hinten auf ihren Rücken.
    »Nicht«, stieß sie hervor und spuckte Sand aus.
    Er legte sich unbeholfen fast auf ihre Schulter, um nach ihrem anderen Arm zu angeln. Eine ekelerregende Alkoholfahne schlug ihr unbarmherzig entgegen. Reflexartig versteifte sie sich, um sich aufzubäumen. Doch es war längst zu spät.
    »Fuck«, nuschelte er immer wieder, während er ihre Handgelenke und ein Fußgelenk auf dem Rücken mit seinem Gürtel zusammenschnürte. Sie lag auf dem Bauch, ein Bein nach oben gebogen. Der Gürtel hielt ihre Arme und das Bein stramm zusammengebunden. Trotz ihrer Angst war ihr klar, dass er dies nicht zum ersten Mal machte.
    »Steven?«, fragte sie leise, in der Hoffnung, dass die Situation vielleicht nicht ganz so schlimm war, wie sie sich anfühlte.
    »Fuck!«, stieß er wieder hervor, als könnte er kein anderes Wort, und stolperte über seine eigenen Beine. Er ließ sich am nächsten Baumstamm sinken, soweit sie dies hören und in der Düsternis der anbrechenden Nacht erkennen konnte.
    »Heißen … heißt du Steven?«, versuchte sie es erneut. Sie musste zu ihm durchdringen, bevor er etwas tat, was er

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