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Auge um Auge - Moonbow #1 (German Edition)

Auge um Auge - Moonbow #1 (German Edition)

Titel: Auge um Auge - Moonbow #1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Madea
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so hin- und hergerissen? Von »Du Lügner, verpiss dich doch« bis »Fass mich an und küss mich«. View errötete, schon wieder. Hoffentlich sah er es nicht. Himmel, Himmel. An solche ungenierte Gedanken musste sie sich echt noch gewöhnen. Aber sie gefielen ihr. Vielleicht war sie mal so gewesen. Nicht auf den Mund gefallen.
    Das gab ihr schwer zu denken und sie beschloss, nie mehr eine Frage hinunterzuschlucken. Ab jetzt alles zu fragen, was ihr in den Sinn kam. Nur so konnte sie ihr altes Leben wiederfinden. Sie schmunzelte in sich hinein. Eine Entscheidung zu treffen, versetzte sie in ein Hochgefühl. »Wie sehe ich aus?« Toll. Super Frage. Vorher nachdenken wäre dennoch angebracht.
    »Was?« Ein seltsames Glucksen entwich Zac. Es dauerte, bis er wieder etwas sagte. »Du bist doch in deinem Zimmer sicher auch ohne diese Linsen rumgelaufen, oder?«
    »Natürlich, aber dort hing aus nachvollziehbaren Gründen kein Spiegel.« Zac erwiderte nichts. Er glaubte ihr nicht oder wollte ihr nicht antworten, was sie noch mehr verletzte, als wenn er gesagt hätte, sie wäre hässlich. Deshalb setzte sie nach. »Nicht einmal etwas, worin ich mich spiegeln konnte.«
    Als Zac immer noch nichts sagte, dämmerte es ihr, doch da war es zu spät.
    »Ich verstehe dich nicht«, sagte er, »warum darfst du dein Spiegelbild nicht sehen?«
    »Ach, vergiss es.«
    »Nee, erzähl. Das interessiert mich.«
    »Du würdest dich nur … Nein.«
    »Ich weiß doch, dass deine Augen besonders sind, View.«
    Er betonte ihren Namen mit einem gewissen Unterton, der ihr nicht schmeckte. Als wenn sie etwas dafürkonnte, dass ihre Augen nicht normal waren. Sie hatte sich diesen Mist ganz gewiss nicht gewünscht und schon gar nicht ausgesucht. Sollte er sich doch von ihr abwenden. Er antwortete ja eh nicht wahrheitsgemäß. »Ich hätte mich selbst erblinden lassen können.« Er schwieg, deshalb setzte sie ein wenig schnippisch nach. »Kapiert?«
    »Hm«, machte er nur. Es klang nicht so, als würde er ihr Glauben schenken.
    Toll! View schwieg ebenfalls. Jetzt offenbarte sie ihm ihr größtes Geheimnis und es schien ihn nicht mal zu interessieren oder es langweilte ihn sogar. Vielleicht glaubte er ihr nicht. Bitte. Dann eben nicht. Hirnamputierter …
    »Du scheinst sehr intelligent zu sein, aber klug bist du deshalb noch lange nicht. Sie haben dich in vielen elementaren Dingen einfach völlig doof gehalten.«
    Da war er wieder. Der hochnäsige und absolut unsympathische Zac. Sie hatte sich schon gefragt, wo er sich die ganze Zeit versteckt hatte.
    View übte etwas Druck mit den Hacken aus und ihr Pferd trabte gemütlich an. Sollte er doch sehen, wie er sich auf seinem Gaul hielt.
     
    *
     
    Anja betrat die Polizeistation der Royal Canadian Mounted Police durch eine Glastür. Von außen hatte sie bereits die vielen unterschiedlichen Menschen gesehen, die sich einem Ameisenhaufen gleich emsig durch das Gebäude bewegten. Warum auch immer hier so viel los war, sie würde sich nicht davon abhalten lassen, sich mit Sergeant Major Raulson zu treffen, mit dem sie heute früh telefoniert hatte. Vielleicht konnte der Mountie ihr weiterhelfen.
    Stimmengewirr wie bei mehreren gleichzeitig laufenden Radiosendern schlug ihr wie eine Wand aus Geräuschen entgegen. Eine altersschwache Klimaanlage pustete warme, abgestandene Luft durch die Gegend und brachte nicht viel Erleichterung. Sie stellte sich in die Reihe von Wartenden und hoffte, dass es nicht so lange dauern würde, wie es aussah. Mit ihrer Aktentasche fächerte sie sich ab und zu Luft zu. Die Polizeibeamten versuchten mit stoischer Ruhe, die zumeist aufgewühlt wirkenden Leute zu beruhigen.
    »Mann, das ist hier ja schlimmer als beim Ophthalmologen«, beschwerte sich eine Hochschwangere in der Schlange weiter vorn.
    Eine in die Jahre gekommene Mittfünfzigerin wandte sich zu ihr um. »Da sagen Sie was. Unhaltbare Zustände momentan.«
    »So langsam sollte der Staat mal was dagegen tun. Finden Sie nicht auch?«
    »Auf jeden Fall.« Die Grauhaarige tupfte sich über die feuchte Stirn. »Nirgends kommt man zurzeit rasch dran. Ich hing stundenlang in der Warteschleife bei meinem Hausarzt, doch hier ist’s noch schlimmer.«
    »Meine Tante hatte Glück. Sie hat einen angeheirateten Augenarzt in der Familie.« Die Frau strich über ihren runden Bauch.
    »Ach! Ja, so ein Glück, das ist natürlich praktisch. Ich muss zwei Wochen auf einen Termin warten. Ist das zu fassen? Bei einem Notfall. Meine Schwester

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